Das gilt aber doch auch für Xilinx/AMD bzw. Intel; nur FPGA-Hersteller, die auf einen Flash-Prozess setzen, können keine reinen CMOS-Prozesse nutzen. Inwieweit ist das also wirklich ein Vorteil von Efinix?
Ich möchte nicht über die Besonderheiten der verwendeten Siliziumprozesse von anderen FPGA-Anbietern sprechen. Aber eines ist klar: Selbst die Hersteller, die keine Flash-Technologie verwenden, neigen dazu, die Standard-CMOS-Flows anzupassen, um den besonderen Anforderungen von FPGAs Rechnung zu tragen. Das ist bei Efinix anders: Die Effizienz der Quantum Fabric und die Routing-Fähigkeiten des XLR ermöglichen es Efinix, dass wir diese Änderungen nicht vornehmen müssen.
Wir haben aber noch einen weiteren Vorteil: unsere Trion-Familie wird bei SMIC gefertigt. Und SMIC ist in der Lage, unsere Bedarfe ohne größere Engpässe zu bedienen. Natürlich sehen auch wir die Engpässe in der Substratbeschaffung, aber auch hier konnte unser Planungsteam weitestgehend dafür sorgen, dass genügend Material zur Verfügung steht. Die Vertriebsorganisation arbeitet sehr eng mit dem Planungsteam sowie den Kunden zusammen, sodass frühzeitig Material bestellt werden kann, um unsere laufenden Projekte zu beliefern. Neue Projekte werden mit unserem Planungsteam in enger Zusammenarbeit besprochen, um die Lieferzeiten, die das Projekt benötigt, planen zu können.
Ich bin aber auch überzeugt, dass die guten Kontakte zwischen Efinix und den Foundries prinzipiell eine Rolle spielen. Wir pflegen enge Kontakt auf CEO-Ebene, das hilft uns sicherlich auch weiter.
Und darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Punkt, der uns hilft: Efinix spricht von ganz anderen Volumina als die zwei großen Anbieter. Das heißt, dass wir uns hauptsächlich auf die Beschaffung der Produkte unserer Trion-Familie fokussieren können, plus die Beschaffung einiger wenige Titanium-FPGAs. Das sieht bei den Marktführern dann doch anders aus. Sie müssen viele verschiedene FPGA-Familien in den verschiedensten Prozessen produzieren, was sich natürlich etwas schwieriger gestalten kann.
Es gab ja nicht nur Engpässe bei den Front-End-Kapazitäten, sondern auch bei Substraten, Leadframes und sogar bei den Vergussmassen, hinzu kamen Corona-bedingte Unterbrechungen in Häfen etc. Daher konkret die Frage: Welche Lieferzeiten kann Efinix anbieten?
Wir geben keine weltweit geltenden Lieferzeiten für alle Produkte an, das wäre auch alles anderes als seriös. Wir arbeiten hier eng mit unserem Planungsteam zusammen. Jedes einzelne Projekt wird vorher besprochen und entschieden, ob wir dieses Projekt unterstützen können oder nicht. Wenn wir das Projekt unterstützen, werden die entsprechenden Materialien frühzeitig eingekauft und die Planung dementsprechend vorbereitet, sodass wir die Projekte in der benötigten Zeit beliefern konnten. Auch unsere Titanium-Familie, sprich: Ti35/60, ist für Projekte verfügbar, da auch in diesem Fall ein reiner CMOS-Prozess benötigt wird, der wie gesagt von den Foundries bevorzugt wird. Hier erzielten wir bei den unterstützten Projekten auch die benötigte Lieferzeit. Bis jetzt konnten wir noch alle Projekte unterstützen.
Wie beurteilen Sie die weitere Liefersituation für Efinix?
Aus den Informationen, die wir von unseren Lieferanten bekommen, gehen wir davon aus, dass die Lieferprobleme sicherlich noch dieses Jahr, wenn nicht sogar bis ins nächste Jahr anhalten und sich nur langsam verbessern werden. Wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass in naher Zukunft Produktionslinien geschlossen werden, nämlich genau die, die nicht mehr rentabel genug sind. Das betrifft vorwiegend ältere Produkte, die noch Strukturen nutzen, die für neue Designs nicht mehr empfohlen werden. Das betrifft vorwiegend Foundries, deren Geschäftsmodell darauf beruht, immer kleinere Strukturen anzubieten. Deshalb ist es wirklich wichtig, die richtige Prozesstechnologie bei den entsprechenden Fabriken zu verwenden.
Und was sind Ihrer Meinung nach die richtigen Prozesse? Die größten Engpässe treten derzeit bei älteren Prozesstechnologien auf; auch in Hinblick auf die nähere Zukunft wird sich das nicht ändern, denn der Großteil der jetzt angekündigten Kapazitätserweiterungen, zumindest auf Foundry-Seite, betrifft kleinste Prozessgeometrien.
Ich würde ganz klar sagen: Jedes Unternehmen sollte bei einer Foundry die Strukturen auswählen, die für eine Foundry attraktiv sind, denn ältere Prozesse geraten bei Lieferengpässen schnell mal ins Abseits. Unsere Prozesse bei SMIC und TSMC erfüllen genau diese Anforderung.
Irgendwann sind die Lieferengpässe überwunden. Wie will Efinix also weiterwachsen?
Wir fokussieren uns auf die Titanium-FPGA-Familie bzw. die Verfügbarkeit von Komponenten mit High-Speed-Serdes, sprich: 16 Gbit/s. Diese Schnittstellen werden uns weitere Türen im Markt öffnen. Dazu zählen wir 10-Gbit/s-Ethernet und MIPI-CSI/DSI-Schnittstellen im Bereich industrieller Kameras und Displays sowie schnelle PCI-Express-Schnittstellen, mit denen Daten schnell an Prozessoren angebunden werden können. Diese Schnittstellen sind auch für den Automotive-Bereich interessant, da die Datenmenge, die dort verarbeitet und übertragen werden muss, stetig steigt.
Dank unserer Quantum-Architektur haben wir Vorteile in Hinblick auf die Geschwindigkeit und die Verlustleistung, zwei Punkte, die bei unseren Kunden eine immer größere Rolle spielen. Dazu kommt noch der Support von LPDDR4/x mit bis zu 3733 Mbit/s sowie die Unterstützung von MIPI 2,5 Gbit/s, zusammen mit den verschiedenen Schnittstellen, die ein Serdes mit 16 Gbit/s zulässt. Damit sehen wir uns von der Produktseite her sehr gut aufgestellt.
Aber klar, Silizium ist nur eine Seite, wichtig ist auch, dass wir mehr Systemansätze anbieten, und hier wird RISC-V sicherlich eine zentrale Rolle spielen.
RISC-V ist ein interessanter Ansatz, aber auch Lattice oder Microsemi/Microchip setzen auf RISC-V, weitere dürften folgen. Nimmt also die Konkurrenz für Efinix zu?
Ich würde sagen: Die wachsende Konkurrenz zeigt, dass wir auf das richtige Pferd gesetzt haben, und wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass RISC-V einem breiteren Spektrum von Entwicklern zugänglich wird. Das schaffen wir dank unserer Quantum-Beschleunigungsinitiativen und unserer SoC-Referenzdesigns. Damit können Entwickler ihre Hardware/Software-Partitionierung in Echtzeit optimieren, indem sie benutzerdefinierte Anweisungen und Beschleuniger nutzen, um ihre Software-Implementierungen im FPGA auf intuitive Weise auf Hardware-Geschwindigkeit zu beschleunigen. Auch die Unterstützung einer Floating Point Unit sowie einer Linux-MMU ermöglichen den breiten Einsatz unseres RISC-V.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Efinix wird als Unternehmen stark wachsen und entsprechende Ressourcen für die einzelnen Themen zur Verfügung stellen. Das gilt auch für Europa. Wir werden unser Team vergrößern sowie Ausschau auf zusätzliche Ressourcen wie Distributoren und Reps halten, welche uns beim Wachstum unterstützen können.