In den letzten ein bis zwei Jahren hat es in der Halbleiterwelt eine große Konsolidierung gegeben. Ist das gut für die Halbleiterindustrie? Wie wirkt sich das wohl auf die Anwender aus?
Das hat seine guten und seine schlechten Seiten. Dadurch, dass die Firmen fusionieren, können sie kostengünstiger fertigen. Allerdings bedeutet die Konsolidierung auch, dass kleinere Unternehmen verschwinden, diese kleineren Firmen aber sind das Lebensblut der Innovation. Um gegen diese größeren Unternehmen zu bestehen, haben sie gar keine andere Chance als superinnovativ zu sein. (lacht)
Apropos Akquisitionen, auch Power Integrations hat schon so manches kleinere Unternehmen übernommen. Im Jahr 2011 haben Sie Qspeed mit seiner proprietären Dioden-Technologie gekauft. Erzählen Sie mir ein bisschen etwas über diese Technologie und warum Qspeed so gut in Ihre Firmenstrategie passt.
Dieses Start-up hatte etwas ganz Besonderes: Sie hatten eine Prozesstechnik entwickelt, mit der Hochspannungsdioden aus Silizium genauso schnell schalteten wie Siliziumkarbid-Dioden. Das ist also sehr kosteneffizient, denn diese Bauteile lassen sich in Standard-CMOS-Prozessen herstellen. Der Grund, warum wir Qspeed kauften lag darin, dass wir planten, hochintegrierte PFC-Chips auf den Markt zu bringen. Und durch diese Akquisition konnten wir deren Siliziumdiode im Gehäuse mitintegrieren.
Das hat mehrere Vorteile. Dadurch, dass wir die Qspeed als Boost-Diode mit integrieren konnten, sind die Streuinduktivitäten extrem gering. Und deshalb ist der Wirkungsgrad sehr hoch: Aus der inzwischen dritten Generation der HiperPFS-Bausteine lassen sich 500 Watt bei einem Universaleingang herausholen und sogar bis zu tausend Watt bei 230 Volt! Und wie schon gesagt, man muss das Gehäuse nicht vom Kühlkörper galvanisch isolieren, da die offene Rückseite auf Masse liegt.
Im Jahr 2012 kauften Sie dann CT-Concept. Diese Akquisition habe ich nicht verstanden. CT-Concept ist doch in einem ganz anderen Markt zuhause; das Unternehmen entwickelt und fertigt Treiber für IGBT-Module. Bitte erklären Sie mir das genauer.
(Lacht) Ich kann Sie gut verstehen, von außen betrachtet haben beide Unternehmen nichts gemeinsam. Aber schaut man genauer hin, liegt unsere Kernkompetenz in der Wandlung hoher Spannungen. Und bis zu einem Kilowatt haben wir alle aktiven Elemente in einem Gehäuse vereint. Kommt man aber in den Bereich über ein Kilowatt, dann nutzen Anwender dort zumeist IGBTs. Und wir wollten nicht eine eigene IGBT-Technologie entwickeln. Es gibt so viele, sehr viel größere Unternehmen, die solche Schalter herstellen. Infineon, Fuji und so weiter haben ausgereifte Technik. Außerdem kommen in diesem Bereich meist Modulbauformen zum Einsatz, und darin haben wir auch keinerlei Erfahrung. Es wäre völlig verrückt, in diesen Markt einzusteigen. Also beschlossen wir, oberhalb von einem Kilowatt keine Schalter herzustellen.
Aber wir könnten alles um den IGBT herum integrieren: die Treiber, die Schutzbeschaltung, die Isolation. Und als wir uns CT-Concept genauer ansahen, dauerte es nur ein paar Nanosekunden zu realisieren: Die passen super zu uns! Warum? Sie machen genau das Gleiche wie wir! Auch sie versuchen möglichst viel bei einem IGBT-Treiber zu integrieren. Ein diskret aufgebauter IGBT-Treiber umfasst etwa 300 Bauteile, sie aber brauchen nur drei. Dadurch konnten wir unser Geschäftsmodell auf Anwendungen bis weit in den Megawattbereich ausdehnen.
CT-Concept stellte zu jener Zeit Treiber für Anwendungen über 50 Kilowatt her, darunter machte deren Technologie keinen Sinn, denn dort sind Optokoppler eindeutig die wirtschaftlichere Lösung. Zu derselben Zeit war die »FluxLink«-Technologie, die wir im »InnoSwitch« nutzen, schon weit gediehen. Als wir das Unternehmen kauften, wussten wir, wir könnten diese Technologie nutzen, um den Markt unter 50 Kilowatt zu adressieren. Aber das haben wir ihnen vorher nicht gesagt. Als dann die Akquisition in trockenen Tüchern war, offenbarten wir ihnen unsere Pläne. Sie waren hellauf begeistert davon. Durch diese Akquisition konnten wir unser Marktpotenzial letztlich verdoppeln!