Wide-Bandgap-Materialien

GaN gibt Gas

27. Oktober 2015, 10:44 Uhr | Ralf Higgelke
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GaN hält Kühlmitteltemperatur stand

Bild 3: Schaltverluste (Ein- und Ausschalten) als Funktion der Ausgangsleisung bei 400 V für die Halbbrücke aus Bild 2
Bild 3: Schaltverluste (Ein- und Ausschalten) als Funktion der Ausgangsleisung bei 400 V für die Halbbrücke aus Bild 2
© Transphorm

Anhand der verfügbaren Daten bei verschiedenen Spulenströmen und Frequenzen sowie den magnetischen Verlusten der Drossel bei den entsprechenden Frequenzen und Erregungsspannungen, die in einer separaten Anordnung gemessen wurden, lassen sich die Schaltverluste als Funktion des Stroms extrahieren (Bild 3). Dadurch lässt sich zusammen mit den thermischen Eigenschaften des Bauelements und des Kühlkörpers ein Simulationsmodell erstellen, um die Leistung zu bestimmen, einschließlich einer Aufschlüsselung der Verluste und der Sperrschichttemperatur als Funktion der Leistung und der Frequenz. Die Modellierungsergebnisse wurden mit den experimentellen Daten verglichen, wobei sich laut Transphorm nahezu identische Ergebnisse ergaben.

Bei 100 kHz bedeutet der hohe Wirkungsgrad des Bauelementes von über 99 % bis zur Volllast eine Gesamtverlustleistung von nur 28 W bei einer Ausgangsleistung von 3,4 kW. Dies führt zu einer Sperrschichttemperatur von +76 °C. Die Bauelementephysik zeigt, dass die Schaltverluste für jeden Halbleiter bei höheren Frequenzen ansteigen. Die Vorteil von GaN besteht darin, dass sich diese Verluste zu weitaus höheren Frequenzen hin zu verschieben und die Verlustleistung gleichzeitig ausreichend niedrig bleibt, um Überhitzungen zu vermeiden. Die GaN-Halbbrücke arbeitet problemlos bei 3,4 kW und 300 kHz mit einer Sperrschichttemperatur von +140 °C, die weit unter der Spezifikationsgrenze von +175 °C liegt. Im Vergleich zu herkömmlichen Si-Bauelementen bei 12 kHz bis 50 kHz, eröffnen die GaN-Transistoren große Entwurfsspielräume für Entwickler kompakter Leistungsschaltungen.

GaN hält Kühlmitteltemperatur stand

Bild 4: Modellierte Ergebnisse für einen GaN-Brückenwandler auf einem Kühlkörper mit Kühlflüssigkeit bei +105 °C. Die Sperrschichttemperatur bleibt bei 3,3 kW und 100 kHz unter +150 °C und somit weit unter der Spezifikationsgrenze von +175 °C.
Bild 4: Modellierte Ergebnisse für einen GaN-Brückenwandler auf einem Kühlkörper mit Kühlflüssigkeit bei +105 °C. Die Sperrschichttemperatur bleibt bei 3,3 kW und 100 kHz unter +150 °C und somit weit unter der Spezifikationsgrenze von +175 °C.
© Transphorm

Hersteller von Elektrofahrzeugen haben ein hohes Interesse daran, alle Kühlsysteme im Fahrzeug in einem integrierten System zu vereinen, wobei die Kühlmitteltemperatur bis +105 °C betragen kann. Transphorm hat für einen derartigen Fall für jedes Bauelement den Wärmeübergangswiderstand zwischen Gehäuse und Kühlmittel mit 1,5 K/W angenommen (insgesamt 2,5 K/W zwischen Sperrschicht und Fluid). Für die Spule kommt eine Verlustleistung von 3 W und ein Kupferwiderstand von 20 mΩ hinzu, die sich bei höheren Frequenzen noch weiter verringern lassen. Für die passiven Bauelemente an Eingang und Ausgang spezifizierte man jeweils einen Serienersatzwiderstand (ESR) von 10 mΩ. Die Testergebnisse bei PWM-Frequenzen von 50 kHz, 100 kHz und 200 kHz zeigen, dass die GaN-Halbbrückenschaltung selbst unter solch strengen Bedingungen bei 50 kHz und 100 kHz eine maximale Sperrschichttemperatur TJ von +140 °C beziehungsweise +150 °C erreicht und somit weit unter dem Grenzwert von +175 °C bleibt (Bild 4). Bei 200 kHz steigt die Sperrschichttemperatur unter Volllast auf +165 °C an, was immer noch eine Reserve von 10 K lässt. Obwohl noch tatsächliche Tests zur Validierung der Leistungsfähigkeit im System erforderlich sind, erweisen sich diese Ergebnisse bereits als vielversprechend für Kühlsystemanwendungen.

Über den  Autor:

Yifeng Wu ist Senior Vice President Engineering bei Transphorm.


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