Ihr Produktportfolio umfasst ausschließlich Prozessoren mit ARM-Architektur. Was halten Sie von RISC-V?
Das ist sehr interessant. Wir habenmit der Hochschule Rhein Main auch schon unseren ersten RISC-V-Chip entwickelt. Wir sehen da eine Alternative für Kunden, sich ganz unabhängig zu machen von irgendeinem Halbleiterhersteller. Es muss sich aber erst noch zeigen, ob und wie wir in diesem Low-level-Bereich Kunden erreichen.
Im High-Level-Bereich von RISC-V gibt es auch Hersteller, die dort sehr leistungsstarke Controller auf den Markt gebracht haben. Hier sehen wir aber keinen wesentlichen Unterschied gegenüber unseren aktuellen Halbleiter-Partnern wie NXP, TI und ST und fühlen uns nach wie vor gut aufgestellt.
Sie entwickeln und produzieren proprietäre Module. Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, sich Standardisierungsinitiativen wie OSM oder SMARC anzuschließen?
Das ist seit 15 Jahren ständiges Thema. Wir haben es selbst mal versucht, einen hausinternen Standard umzusetzen und stolpern immer wieder darüber, dass man die Funktionalität dann auf das reduzieren muss, was überall funktioniert. Dann liegen Funktionen auf dem Prozessor brach, die die Kunden dann zusätzlich auf dem Basisboard umsetzen. Das ist heute, wo es um ressourcenschonende Entwicklungen geht, nicht verantwortbar. Es gibt bestimmt Mittelwege, dass man ein Modul macht, für das es Varianten mit einem größeren und einem kleineren Prozessor gibt, wenn man einen Prozessor findet, der wirklich die gleiche Funktionalität aber andere Leistungsfähigkeit hat.
Und wenn ein Kunde sagt, er möchte eine Second Source haben, dann arbeiten wir mit einem EMS-Dienstleister zusammen oder es gibt die Möglichkeit, die Produktionsunterlagen beim Notar zu hinterlegen, falls wir mal nicht liefern können oder wollen.
Wo werden Ihre nächsten Entwicklungsschwerpunkte liegen?
Wir müssen unsere ganzen Designs überarbeiten, um noch weiter Energie einzusparen und zusehen, was wir auch softwareseitig noch tun können. Die Phytec verkauft 1,2 Millionen Embedded-Rechner im Jahr. Da spielt es eine große Rolle, dass wir die Kunden darin unterstützen, dass ihre Applikationen weniger Energie verbrauchen. Ich glaube, das ist ein sehr, sehr großer Markt.
Wir haben derzeit viele neue Interessenten, die direkt oder indirekt mit dem Klimawandel zu tun haben. Das sind Firmen, die teilweise mit einem ganz anderen Wissen kommen als unsere traditionellen Kunden. Die haben keine eigene Entwicklungsabteilung, die vielleicht einen Teil der Arbeit auslagern oder zukaufen will, sondern die haben ein ganz anderes, sehr spezifisches Know-how, aber kein Elektronik-/Entwicklungs-Know-how. Die kommen auch nicht mit einem Pflichtenheft von 30 oder 50 Seiten sondern schreiben ihre Spezifikation auf einer Seite auf. Die haben eine Applikation geschrieben und brauchen eine Plattform, auf der das läuft.
Das wird ein großer Schwerpunkt für uns, wie wir diese Kunden unterstützen können, damit auch die ein Produkt auf den Markt bringen können, was man in Serie produzieren kann und das auch in Serie stabil läuft.