Was sind die Architekturen, gegen sich die CompactPCI Serial behaupten muss?
Für Bernd Kleeberg gilt weiterhin die Richtschnur: »Die Applikation bestimmt das System. Ist Management wie bei MicroTCA nicht erforderlich, soll das System robuster als PCIe-Mainstream sein, so ist CompactPCI Serial sicher eine sehr interessante Alternative. Die CompactPCI-Serial-Spezifikation umfasst, wie häufig in VPX-Anwendungen realisiert, auch Conductive-Cooling und bietet vor allem bei rauen industriellen Aufgabenstellungen einen deutlichen Kostenvorteil.«
Ähnlich denkt Christoph Adam: »Eigentlich denkt man dort zuerst an VPX mit seiner seriellen Struktur, der ja aus der VMEbus-Welt kommt. Meiner Meinung nach werden CompactPCI Serial und VPX aber parallel laufende Architekturen sein, die jeweils in ihren Segmenten bestehen werden – ähnlich wie Ende der 1990er der CompactPCI-Bus auch nicht den VMEbus überflüssig gemacht hat. Speziell im Telekom-Umfeld ist ATCA durchaus eine konkurrierende Architektur, und nicht zu vergessen, CompactPCI Classic und darauf aufbauende Strukturen wie PICMG 2.30, falls wie oben erwähnt die Performance und Flexibilität für die Applikation entsprechend ausreicht.«
Reiner Grübmeyer sieht aber auch noch andere Mitbewerber: »Wesentliche Konkurrenten sind Box-PCs, Server, AMC und VPX. Ein Großteil liebäugelt auch mit den klassischen Motherboard-basierten Technologien, die aber nicht die Robustheit und Modularität bieten.«
Wann lohnt sich der Umstieg auf CompactPCI Serial?
Reiner Grübmeyer meint: »Immer dann, wenn die klassische Technik nicht mehr ausreichend ist, das heißt der Backplane-Datendurchsatz für neue Technologien unzureichend ist, aber trotzdem Modularität und Robustheit gefordert sind. Bei 6-HE-Systemen ist die Backplane in der Regel nicht so stark belegt wie bei 3 HE, wo oft nur Ethernet angeboten wird. Bei 6 HE setzen wir daher auf einen älteren Standard, der jedoch für PCI Express und 10G-Ethernet weiterentwickelt wurde. So sind serielle Protokolle auch in einem älteren Design zu bewerkstelligen. Der Kunde muss sich also nicht grundsätzlich bei allen Komponenten umstellen.«
Dem stimmt Christoph Adam grundsätzlich zu, ergänzt jedoch: »Wer heute mit der Performance des parallelen CompactPCI-Busses zufrieden ist, sollte durchaus ab und zu einen Blick auf CompactPCI Serial und dessen weitere Entwicklung werfen – gerade bei 3-HE-CompactPCI-Serial-Lösungen ist heute in manchen Bereichen schon eine Performance möglich, die selbst ein 6-HE-CompactPCI-System nicht erreicht.«
Einen kompletten Wechsel auf CompactPCI Serial hält Bernd Kleeberg jedoch nicht in jedem Fall für nötig: »CompactPCI-Classic-Applikationen ohne Anforderung an eine höhere Backplane-Bandbreite und mit gegebenenfalls vorhandener kundenspezifischer Hardware erfordern grundsätzlich keine Umstellung. CompactPCI-PlusIO-CPU-Baugruppen erlauben die sukzessive Systemerweiterung um CompactPCI-Serial-Peripherie-Slots. Darüber hinaus sind von EKF Elektronik die CPU-Baugruppen auch in 64-Bit- beziehungsweise PXI-kompatibler Ausführung erhältlich. So können auch ältere CompactPCI-Classic-Systeme ohne Rear I/O bei Bedarf mit modernen CPU-Baugruppen mit Intel Core i7 ausgerüstet werden. Bei steigenden Anforderungen oder einer lastfreien Systemkonzeptionierung wird man sich in jedem Fall für CompactPCI Serial entscheiden.«