Einen wichtigen Baustein für Sicherheit sahen die auf dem Symposium versammelten VDE- und ZVEI-Vertreter in der Hardware. „Hardware kann nicht so einfach wie Software manipuliert werden“ war der Tenor. Und weil Sicherheitstechniken, namentlich Verschlüsselung und die sichere Speicherung von Krypto-Zertifikaten, eine kritische Basistechnologie ist, mahnten die Vertreter an, dass es wichtig sei, diese Technik und die damit verbundene Mikroelektronik-Industrie in Europa zu behalten. „Damit sind nicht Computer-Prozessoren und Speicherbausteine gemeint, sondern z.B. spezielle Sicherheits-Bausteine, die in Automobilen, der Medizin und der Industrie verwendet werden oder Sensoren und Aktoren, die für die Automatisierung gebraucht werden und es sogar ins iPhone geschafft haben,“ sagte Ziesemer. Auch Dr. Bruno Jacobfeuerborn, Präsident des VDE pflichtete dem bei: „Mikroelektronik ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Energiewende, Industrie 4.0 und andere intelligente Zukunftslösungen von Smart Home bis zu Smart City. Umso wichtiger ist es, die Mikroelektronik als Basistechnologie Nummer Eins im Rahmen einer europäischen Industriepolitik strategisch zu stärken, sodass die gesamte Innovationskette vom Design über die Fertigung bis zur industriespezifischen Anwendung in Deutschland und Europa präsent ist.“
Michael Machnik, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betrat den Saal erst wenige Minuten vor seiner Rede, in der er nur einige bekannte Fakten zur IT-Sicherheit wiederholte und ansonsten das „Bekenntnis“ der Bundesregierung zur Digitalisierung übermittelte. Danach verließ er auch sogleich wieder die Veranstaltung, wurde aber von den Präsidenten von VDE und ZVEI, Jacobfeuerborn und Ziesemer, begleitet. Man kann davon ausgehen, dass diese ihm ihre Sichtweise im kleinen Kreis in destillierter Form nahebrachten.
Mit Verzögerung auf den Markt
Weitere Vorträge des Symposiums beleuchteten die fachlichen Aspekte der Cyber-Security. Kurt Sievers, General Manager Automotive von NXP, kam auf die jüngst durch die Presse gegangenen Auto-Hacks zu sprechen. Hacker hatten bei einem Ford Escape und einem Toyota Prius gezeigt, wie man aus der Ferne die Klimaanlage verstellen, Fenster öffnen, ja sogar bremsen und beschleunigen kann und hatten ein Fahrzeug schließlich in den Graben gesteuert. Sievers meinte, dass reale Angriffe wohl eher die Daten der Fahrzeuge zum Ziel haben würden – denn ein Auto werde in Zukunft ein riesiger, fahrender Datentresor sein. Zudem habe das Fahrzeug der Zukunft vier bis fünf offene Funkschnittstellen.
Axel Deininger von Giesecke & Devrient sagte, dass die Hacking-Angriffe auf Fahrzeuge derzeit so erfolgreich seien, liege u.a. an den langen Entwicklungszyklen. „Die Fahrzeuge, die heute auf der Straße sind, wurden vor vier bis fünf Jahren entwickelt. Da hatte man die IT-Sicherheit noch nicht so im Blick. Die IT-Sicherheitstechnik auf Bank- und Kreditkarten hat eine Lebensdauer von zwei bis drei Jahren, dann gilt sie als „alt“. Das, was heute auf der Straße herumfährt, sei also sicherheitstechnisch von vorgestern.
Klaus Meder von Bosch betonte, man dürfe auch die Bedeutung der Software nicht unterschätzen. Bosch unterteile das Internet der Dinge in drei Ebenen: die Sensoren und smarten Dinge und die Cloud-Infrastruktur mit denen diese verbunden sind. Dazwischen liege eine Software-Schicht, die die Verbindung herstellt. Wer diese Software-Plattform beherrsche, verfüge auch über den Zugang zum Kunden. Deshalb habe Bosch seine eigene IoT-Software-Suite entwickelt, um diesen Zugang nicht an einen Drittanbieter zu verlieren.