Die olympischen Winterspiele 2022 stehen vor der Tür, und damit vielleicht auch eine nachhaltige Anpassung der chinesischen Null-Covid-Strategie.
Während Deutschland seit Wochen darüber diskutiert, durch welche Maßnahmen man sich in systemrelevanten Bereichen vor zu massiven Auswirkungen der Omikron-Welle schützen kann, beschäftigt die export- und importorientierte Wirtschaft derzeit vor allem ein Thema – wann erreicht Omikron China?
Sie erinnern sich – China verfolgt eine »Null-Covid-Strategie«. Über deren Erfolg lässt sich streiten, angesichts immer wieder auftretender Infektionen und darauf folgender rigoroser Maßnahmen. Omikron könnte nun den Druck auf die internationalen Lieferketten, die von China ausgehen, noch einmal deutlich erhöhen.
Sieben der zehn größten Container-Häfen der Welt liegen in China. Im August letzten Jahres genügte ein infizierter Hafenarbeiter, um ein komplettes Terminal in Ningbo, dem zweitgrößten Hafen der Welt, zu schließen. Die darauf folgenden nachhaltigen Störungen der weltweiten Seetransportwege dürften noch allen in Erinnerung sein.
Hoffnung angesichts der ungewissen Situation machen nun Äußerungen im Vorfeld der vom 4. bis zum 20. Februar ausgetragenen Olympischen Winterspiele in Peking. Offenbar ist die chinesische Führung angesichts dieses Prestige-Events geneigt, ihre »Null-Covid-Strategie« etwas anzupassen. Das Zauberwort in diesem Zusammenhang lautet: »dynamische Null«.
Bleibt es bei dieser Flexibilisierung, dürften Logistik- und Transport-Probleme im Zusammenhang mit Omikron wohl mindestens bis zum Ende der Olympischen Spiele nicht in dem Maße auf die Lieferketten durchschlagen, wie das mancher befürchtet hat. Doch nur weil ein Problem gelöst scheint, dürfte sich die Lage nicht unbedingt entspannen.
China kämpft seit letztem Jahr mit Problemen der Energie- und Stromversorgung. Staatlich angeordnete Abschaltungen oder Rationierungen der Energieversorgung schlugen sich schon in den letzten Monaten regelmäßig auf die Produktionskapazitäten nieder. Vielleicht erinnern Sie sich auch noch an die staatlich verordneten Werksschließungen im Großraum Peking anlässlich der Olympischen Sommerspiele 2008? Damals hatten diese Maßnahmen eine Verbesserung der Luftqualität zum Ziel.
Es bleibt also spannend. Niemand kann ein Interesse daran haben, die Unsicherheit in den globalen Handels- und Lieferketten noch weiter zu erhöhen. Man darf gespannt sein, was dieses Mal im zeitlichen Umfeld des »Chinese New Year« passiert. Aber vielleicht fördern positive Erfahrungen mit der »dynamischen Null« während der Olympischen Winterspiele ja ein Umdenken der chinesischen Führung für die weitere Dauer der Pandemie.