Tiefgreifende Veränderungen

Neue Herausforderungen für die Elektronikdistribution

8. November 2024, 12:40 Uhr | Von Paul Scholten, CEO bei ChipCart
© ChipCart

Ob Direct-to-Customer-Modelle von Herstellern, Big-Data-gestützte Tools oder wachsende Konkurrenz aus Asien – die Distribution von Elektronikkomponenten muss sich immer neuen Herausforderungen stellen. Doch Plattformen, die auf konsequente Digitalisierung setzen, haben gute Zukunftsperspektiven.

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In den letzten Jahrzehnten hat sich die Elektronikbranche tiefgreifend verändert. So begann die Konsolidierung in der Halbleiterindustrie bereits vor fast 30 Jahren, als es noch über 150 verschiedene Halbleiterhersteller gab. Heute dominieren Unternehmen wie TSMC und UMC den Markt und haben viele ehemalige Hersteller an Größe übertroffen.

Auch im Bereich der Distribution gab es eine ähnliche Konsolidierung. Große Distributoren haben zahlreiche kleinere Wettbewerber übernommen, um ihr Portfolio zu erweitern und global zu wachsen. Der Fokus verschob sich zunehmend auf Projektgeschäft und technische Kundenunterstützung, während kleinere und mittelständische Kunden oft weniger berücksichtigt wurden. Dadurch erlangten mehr und mehr Katalogdistributoren an Bedeutung.

Digitale Transformation

Vor etwa 15 Jahren setzte die digitale Transformation der Distribution ein. Katalogdistributoren waren Vorreiter dieser Entwicklung, und globale Distributoren versuchten, eigene Plattformen ins Leben zu rufen – mit unterschiedlichem Erfolg. Gleichzeitig änderte sich die Kundenbetreuung grundlegend. Früher unterstützten Ingenieure und FAEs (Field-Application-Engineers) Kunden direkt bei der Implementierung neuer Designs. Doch Halbleiterhersteller setzten zunehmend auf das Direct-to-Customer-Modell, indem sie eigene Plattformen für Musterbestellungen und technischen Support einrichteten. Dies führte dazu, dass viele Hersteller heute mehr über ihre Endkunden wissen als ihre Vertriebspartner.

Diese Veränderungen könnten das traditionelle Distributionsmodell infrage stellen: Warum sollten Hersteller weiterhin auf Distributoren setzen, wenn sie ihre Kunden direkt bedienen können? Es wäre jedoch zu einfach, die Rolle der Distributoren für obsolet zu erklären. Denn diese haben sich weiterentwickelt und bieten ihren Kunden umfassende Unterstützung – sowohl durch Außendienst und Innendienst als auch durch digitale Plattformen. Viele Distributoren kennen ihre Kunden genau, können beraten und Alternativen aufzeigen, wenn erwünscht. Einige haben sogar skalierbare Plattformen entwickelt, die über reine Einzelkomponenten hinaus komplette Designs anbieten.

Die Zukunft der globalen Distribution wird in der Entwicklung von Big-Data-gestützten Tools liegt, die Marktdaten analysieren, die Nachfrage prognostizieren und die Lagerbestände effizient verwalten. Diese Flexibilität wird entscheidend sein, um in einem zunehmend wettbewerbsintensiven Markt zu bestehen.

Die digitale Plattform ChipCart setzt mit ihrer konsequenten Digitalisierung der Beschaffungs- und Logistikprozesse schon jetzt auf diese Strategie. ChipCart agiert dabei als Dienstleister im Direct-to-Customer-Modell und ist eine Plattform, die Angebote von globalen, Katalog- und lokalen Distributoren sowie von Herstellern und Überbeständen vereint. Dies erhöht die Chancen, dass Kunden die benötigten Komponenten zu optimalen Konditionen finden.

Globales Netzwerk

Die Plattform zeigt in Echtzeit verlässliche Informationen an, die es Kunden ermöglichen, Produkte sofort zu bestellen und die Lieferung zu veranlassen. Zusätzlich bietet ChipCart Konsolidierungs- und Bestandsverwaltungsdienste an: Die Produkte von verschiedenen Lieferanten werden gebündelt und direkt an die Kunden geliefert. Auch die Lagerung von Sicherheitsbeständen gehört zum Angebot, ebenso ein Service zur Beschaffung von schwer zugänglichen Komponenten mit Hilfe eines globalen Netzwerkes.

Denn eine globale Präsenz bedeutet zugleich lokale Vorteile. Oft sind Preise weltweit signifikant unterschiedlich. Das globale Netz von ChipCart mit Büros in Deutschland, China und Singapur gibt kleinen lokalen Firmen die Möglichkeit, am globalen Sourcing und entsprechend günstigeren Preisen zu partizipieren. Ein solches Netzwerk ermöglicht sowohl ein Fullfillment bei kleinen Bestellungen als auch große Projekte mit Cross-Options aus dem asiatischen Portfolio oder die Unterstützung von großen Projekten mit Design-in. Eine Kombination aus Innen- und Außendienst stellt die persönliche Beratung der Kunden auch im direkten Kontakt sicher.

 

Scholten Paul
Über den Autor: Paul Scholten, CEO bei ChipCart, ist seit über 35 Jahren in der Elektronikkomponentenindustrie tätig. Sein beruflicher Werdegang führte ihn durch Führungspositionen bei namhaften internationalen Unternehmen, darunter Texas Instruments als Director Automotive, HVA&L and Distribution, Arrow Electronics als Managing Director und Rutronik als Director International Sales & President North America.
© ChipCart

Ausblick

In den kommenden Jahren werden neue, große Akteure aus Asien den globalen Markt betreten und den Wettbewerb weiter verschärfen. Es ist davon auszugehen, dass es in den nächsten drei bis sechs Jahren einen intensiveren Konkurrenzkampf zwischen chinesischen und westlichen Distributoren geben wird. Entsprechend wichtig ist es, sich durch eine Kombination von Marktdatenanalysen, direkten Kundenfeedbacks sowie regelmäßigen Überprüfungen von Bestell- und Lieferdaten einen umfassenden Überblick über den Markt zu verschaffen.

In dieser dynamischen Landschaft wird ChipCart eine relevante Rolle spielen, indem es eine transparente Plattform bietet, die Kunden weltweit dabei unterstützt, die besten Angebote zu finden.


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