Aufgrund der Komplexität moderner mit einer Vielzahl elektrischer und elektronischer Systeme ausgestatteter Kfz ist EMI entscheidend bei der Entwicklung von Leistungsstufen für Fahrzeuge. Was es dabei zu beachten gibt, erklärt Nicola Rosano von Vicor.
EMI-Fehler zu beheben, erfordert solide praktische Erfahrung. EMV ist keine Zauberei. Einige Probleme können mit Hilfe entsprechender Fachbücher gelöst werden, andere wiederum nicht - diese erfordern eine Feinabstimmung des eigentlichen Systems. Die folgenden vier Aspekte bilden den notwendigen Hintergrund, um Fehler auf dem Prüfstand zu minimieren und Nutzern eine enorme Zeitersparnis zu ermöglichen:
Früher oder später stellt jeder Stromversorgungs-Entwickler fest, dass folgende drei Gründe eine Rückkehr auf den Prüfstand im letzten Moment verursachen können: thermische Probleme, sicherheitsrelevante Probleme oder ein hartnäckiges EMI-Problem (elektromagnetische Störungen). EMI ist vielleicht das am wenigsten vorhersehbare Problem, weil es sich als ein regelrechter »Ballon« entpuppt. Wenn man versucht, das Emissionsspektrum bei einer Frequenz »hineinzudrücken«, »wölbt« es sich bei einer anderen heraus. So kommt es häufig vor, dass die Einhaltung der Grenzwerte für leitungsgebundene Emissionen auf Kosten der Grenzwerte für abgestrahlte Emissionen geht und umgekehrt.
EMI in Stromversorgungen ist ein anspruchsvolles Gebiet, da viele nicht charakterisierte Parasiten auftreten, die alle behandelt werden wollen. Optimierungen auf dem Prüfstand lassen sich daher nicht völlig vermeiden. Die Regel lautet: Im EMV-Bereich müssen alle elektrischen Geräte nebeneinander existieren und »gute Nachbarn« sein – sie dürfen weder zu viele Störungen bei anderen verursachen noch übermäßig empfindlich auf die Störungen anderer reagieren.
EMI lässt sich in vier Bereiche unterteilen: leitungsgebundene und abgestrahlte Emissionen sowie die Anfälligkeit für leitungsgebundene und abgestrahlte Emissionen.
Die beiden Hauptbereiche, in denen SMPS (Schaltnetzteile) Probleme verursachen, sind die ersten beiden: leitungsgebundene und abgestrahlte Emissionen. Die Nachteile hoher EMI lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen: Elektromagnetische Interferenz (EMI), Belastung der Bauteile, Probleme mit der Einhaltung von Vorschriften (Konformität), HF-Störungen (RFI), Signalverzerrung, verringerter Wirkungsgrad. Aus diesem Grund sollten hohe EMI-Werte vermieden werden.
EMI ist aufgrund der Komplexität moderner Fahrzeuge, die mit einer Vielzahl elektrischer und elektronischer Systeme ausgestattet sind, ein wichtiges Thema bei der Entwicklung von Leistungsstufen für Fahrzeuge. Die größten Auswirkungen von EMI bei fahrzeugbasierten Leistungsstufen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Interferenz mit anderen Systemen
Sicherheitsaspekte
Design-Herausforderungen
Integrität und Effizienz der Stromversorgung
Die Einhaltung gesetzlicher Standards: der wichtigste Punkt auf der Liste. Ein Fahrzeug, dass nicht EMI-konform ist, kann nicht auf dem Markt gebracht werden.
Die wichtigsten traditionellen Methoden und Kompromisse, um EMI zu beheben, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Eingangs- und Ausgangsfilter, Abschirmung, Erdungstechniken, Dämpfungsschaltungen, Streuspektrum-Techniken und sanftes Schalten. Dabei muss ein Schwerpunkt auf einen angemessenen Erdungspfad sowie auf die Auswahl der Endstufentopologie und deren Steuerung gelegt werden.
Wenn eine Leistungsstufe hart schaltet, machen die daraus resultierenden hohen EMI- und Schaltverluste es schwierig oder fast unmöglich, hohe Schaltfrequenzen im MHz-Bereich zu erzielen. Ist zudem eine ordnungsgemäße Erdung nicht gewährleistet, kann EMI auf dem Prüfstand nur mit Filtern behoben werden. Das Layout ist kritischer als das Filterdesign. Dies erklärt auch, warum die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen für die gesamte SMPS-Entwicklung und Serienfertigung so wichtig ist.
Um dies richtig zu verstehen, ist eine Einführung in das zu prüfende Bauteil (DUT; Device Under Test) nötig. Der NBM 9280 ist ein gehäusemontierter, ungeregelter, nicht isolierter, bidirektionaler, hocheffizienter DC/DC-Wandler. Er wurde ausgewählt, weil er eine sehr hohe Schaltfrequenz aufweist, für den Fahrzeugbereich geeignet ist und einen Spitzenwirkungsgrad von 99 % bietet. Sein Einsatz findet sich hauptsächlich in der 800/400V-DC/DC-Wandlung in Fahrzeugen. Mit seinen kompakten Abmessungen von 92 mm x 80 mm deckt er einen Leistungsfluss von 30 kW ab.
Der NBM fungiert als Schnittstelle zwischen der DC/DC-Schnellladestation (400 V Nennspannung und außerhalb des Fahrzeugs platziert) und der HV-Batterie (800 V Nennspannung und innerhalb des Fahrzeugs platziert). Als ein Vorteil des NBM, abgesehen von der Stromteilungsfunktion, ermöglicht er OEMs, eine 800-V-Batterie einzusetzen, ohne den gesamten Antriebsstrang zu modifizieren, was Aufwand und Zeit einspart.
Misst man das Rauschen auf der Metallisierung in Bezug auf Masse (GND), weist dies eine Rechteckform auf, was dem Rauschen der schnellen HV-Knoten im Inneren des NBM ähnelt. Dieses Rauschen ist in Bezug auf die Höhe der Last stabil. Es scheint nahezu lastunabhängig zu sein, das heißt der Oberwellengehalt bleibt bei unterschiedlicher Last in etwa gleich.
Besteht eine direkte Verbindung zwischen der NBM-Metallisierung und dem LISN, kann ein Erdungsmessgerät verwendet werden. Wir können den Oberwellengehalt der Beschichtung gegenüber der Masse ermitteln. Hält man die Metallisierung zwischen dem Massepfad und der Metallisierung isoliert, lässt sich auch die CM-Komponente reduzieren und so das Gesamtrauschen bei der Prüfung der leitungsgebundenen Störungen verringern.
Verteilte Bypass-Kondensatoren verbessern die CM-Leistungsfähigkeit, indem das Rauschen reduziert wird. Dabei lässt sich auch nachweisen, dass durch eine verteilte Anordnung von Kondensatoren in der Nähe des Bereichs mit hohem dv/dt das CM-Rauschen sehr geringe Werte erreicht.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die AC-Rauschkomponente zu reduzieren, indem ein Ferritkern zum Einsatz kommt. Dieser umgibt die Stromleitungen, deren Ströme dann dazu neigen, sich gegenseitig zu beeinflussen. Der Ansatz reduziert die Restwelligkeit und hat großen Einfluss auf ein geringeres EMI-Spektrum. Der externe Ferrit hilft auch, eine unsymmetrische Stromverteilung zu reduzieren.
Die drei wichtigsten Filtertopologien sind: L-, Pi- und T-Typ. Jede dieser Topologien kann, wenn sie richtig ausgelegt ist, das Gesamtrauschen unter die zulässigen Grenzen senken. In unserem Beispiel kommt der L-Typ zum Einsatz, weil er sich einfacher und kostengünstiger auf dem Prüfstand umsetzen lässt.
Eine hohe Frequenz bei gleicher Leistung ermöglicht kleinere Bauelemente. Geringeres Gewicht und weniger Volumen sind sicherlich ein Vorteil. Auf der anderen Seite nehmen die Schaltverluste mit steigender Frequenz tendenziell zu. Eine gute Designstrategie ist die Wahl einer hohen Frequenz unter Beibehaltung einer resonanten Topologie. Resonanztopologien sind fortschrittliche SMPS, die die Schaltverluste unabhängig von der Frequenz auf Null setzen und so einen sehr hohen Wirkungsgrad erzielen.
Die wichtigsten Erkenntnisse aus der untersuchten Fallstudie unter Verwendung des NBM9280 sind:
Nicola Rosano
kam im Jahr 2022 als Senior Strategic Field Application Engineer | Power Systems Expert – EMEA zu Vicor, wobei sein technischer Fokus auf Automotive Power Systems für Europa liegt. Zuvor war er unter anderem für Stellantis und Spacecraft tätig. Seinen Master-Studiengang in Elektrotechnik hat er an der Universität Kampanien »Luigi Vanviteli« in Neapel absolviert.