Daimler Truck hat das Battery Technology Center (BTC) im Mercedes-Benz-Werk Mannheim offiziell eröffnet. Auf einer Fläche von gut 10.000 Quadratmetern soll dort die Produkt- und Prozessentwicklung für batterieelektrische Nutzfahrzeuge von Daimler Truck erbracht werden.
Das BTC verbindet die Entwicklung mit der Produktion. Experten bauen hier Wissen rund um Batterien und deren Produktionsprozesse auf. Dazu werden im BTC – das zum Richtfest vor rund einem Jahr noch InnoLab Battery hieß – zwei Fertigungsbereiche geschaffen.
Zum einen werden hier pilothaft Zellen hergestellt, um Prozesswissen aufzubauen. Zum anderen werden Batteriepakete prototypisch für Prüfstände und Testfahrzeuge gefertigt. Der Standort Mannheim bereitet sich mit der Pilotlinie für Batteriepakete auf eine künftige Serienfertigung vor, die im Zuge der Einführung der nächsten Lithium-Ionen Batteriegeneration für die zweite Hälfte des Jahrzehnts im Werk geplant ist.
»Die Eröffnung des Battery Technology Centers ist ein wichtiger Schritt für die Elektrifizierung unseres Produktportfolios – und ein weiterer Meilenstein in der Innovationsgeschichte des Standorts Mannheim«, kommentiert Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands von Daimler Truck und verantwortlich für Truck Technology. »Wir haben entschieden, die Montage der zukünftigen Batteriegeneration selbst zu übernehmen und somit wichtige Wertschöpfung im eigenen Haus zu behalten. In und für Europa werden wir das im Mercedes-Benz Werk Mannheim tun und stärken damit weiter das Zukunftsbild des Standorts.«
Das Bestandsgebäude mit der Gebäudenummer 18 aus dem Jahr 1952 liegt im Herzen des Werkes und erstreckt sich über eine Fläche von 7.500 Quadratmetern. In den vergangenen Monaten wurde es entkernt und umfassend saniert und um einen gut 3.000 Quadratmeter großen Anbau erweitert.
Über 60 neue Anlagen werden im BTC aufgebaut, in dessen Räumlichkeiten sich die relevanten Prozesse zur prototypischen Herstellung von Batteriezellen und - systemen abbilden lassen: Beschichtungstechnologien, Schweißprozesse, Montage und Klebeprozesse.
Das BTC unterteilt sich in zwei Bereiche:
Im Bereich Zelle wird Produkt- und Prozesswissen bezüglich der Herstellung von Batteriezellen gewonnen. Die Ausstattung bringt die Voraussetzungen mit, um dort umfangreiche Erkenntnisse zur Zellchemie zu gewinnen. Beispielsweise bietet sich hier die Möglichkeit, mit verschiedenen Rezepturen bei der Herstellung der Batterie-Paste, auch »Slurry« genannt, zu experimentieren.
Aus diesem Slurry werden im Anschluss eigene prototypische Batteriezellen, die kleinste Einheit einer Batterie, hergestellt. Dabei durchläuft jede Zelle sowohl Reinals auch Trockenraumbereiche, da es bei der Herstellung sehr wichtig ist, die empfindlichen Materialien vor Staubpartikeln und Luftfeuchtigkeit zu schützen. Im Bereich Zelle können sowohl Pouch- als auch Prismatische Zellen hergestellt werden, zwei unterschiedliche Bauformen von Batteriezellen.
Der Bereich Zelle dient dazu, Knowhow zum Herstellungsprozess sowie zur Stückzahlskalierung aufzubauen.
Auf der Pilotlinie für die Batteriepaket-Fertigung werden Erfahrungen in der Batteriepaketmontage gesammelt: Aus Zellen werden Batteriemodule, die nächstgrößere Einheit innerhalb einer Batterie, gefertigt, bevor im Anschluss daran aus diesen Modulen Batteriepakete hergestellt werden. In wenigen Jahren sollen die Erkenntnisse aus dieser Linie am Standort Mannheim in die Serienfertigung gehen.
Michael Salmen, Leitung Produktionsplanung Batterie und BTC, sagt dazu: »Im Battery Technology Center bauen wir Know-how auf und leisten mit unseren Prototypen einen direkten Beitrag für die Entwicklung und Reifmachung zukünftiger Produkte. Gleichzeitig arbeiten hier Entwicklung und Produktionsplanung eng zusammen - als echtes Team!«
»Das Battery Technology Center ist ein wichtiger strategischer Teil der Transformation unseres traditionsreichen Motorenstandorts in Richtung emissionsfreier Antriebe. Einerseits werden wir in Mannheim noch lange Motoren bauen, gleichzeitig schaffen wir mit dem BTC jedoch die Grundlage für die spätere Serienproduktion von Batteriesystemen«, betont Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Werk Mannheim.
»Damit sichern wir Arbeitsplätze und den Standort insgesamt ab. Wir Betriebsräte werden uns für die Umsetzung und sozialverträgliche Gestaltung dieses Zukunftsbildes auch weiter einsetzen – denn das ist aus unserer Sicht kein Selbstläufer.«
Insgesamt rund 100 Beschäftigte sind im BTC tätig. Um den Mitarbeitenden mehr Raum für Kreativität, Produktivität und Effizienz zu geben, wurde auf ein modernes Bürokonzept gesetzt mit verschiedenen Arbeitszonen.
Das Gebäude des BTC verfügt über circa 400 Quadratmeter Fassadenbegrünung, welche sich über einzelne vertikale wandgebundene Begrünungselemente verteilen. Neben einer extensiven Dachbegrünung befinden sich auch Photovoltaikanlagen auf dem Neubau, deren Versorgung etwa 50 Einfamilienhäusern entspricht.