Was verstehen Sie unter »From Product to Service«?
Ein Beispiel dafür ist die Flugzeugtriebwerk-Sparte von General Electric: Das Unternehmen verkauft nicht mehr das Triebwerk, sondern dessen Verfügbarkeit. Soll heißen: Der Kunde bezahlt nicht das Produkt an sich, sondern dessen Nutzung pro Zeiteinheit. Wartung und Instandhaltung werden dadurch Sache des Erzeugers: GE bekommt Zugriff auf Betriebsdaten und Service-Bedingungen und kann alle Daten über den kompletten Produktlebenszyklus erfassen. Das Unternehmen sieht dadurch, wann eine Instandhaltung nötig ist und wie viele Rest-Betriebsstunden zu erwarten sind; es macht sich also gegenüber dem Kunden unentbehrlich.
Für neue Geschäftsmodelle sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Jedes produzierende Unternehmen sollte beginnen, mittels Digitalisierung auf Basis seines bisherigen Geschäftsmodells gemeinsam mit seinen Kunden neue Business-Chancen zu entwickeln. Digitalisierung und Internet of Things ermöglichen Unternehmen also, ihren Kunden gegenüber ganz anders und mächtiger als zuvor aufzutreten.
Zu beachten ist allerdings, auch beim Thema »neue Geschäftsmodelle durch Digitalisierung und Internet of Things« nie Maß und Ziel zu verlieren. Für Unternehmen, die ihre Erwartungen allzu hoch schrauben, kann der Schuss leicht nach hinten losgehen.
Der 3D-Druck wird oft als disruptive Technik gehandelt. Wie schätzen Sie seine künftige Bedeutung für die Industrieproduktion 4.0 ein?
Generell ist er sehr interessant für die Produktion von Einzelstücken oder geringen Stückzahlen. Im Rahmen von Rapid Prototyping kann der Anwender mittels 3D-Druck ein 1:1-Abbild seines Bauteils erzeugen. Auch die spontane Produktion von Ersatzteilen oder individuellem Schmuck im 3D-Drucker wäre eine sinnvolle Applikation.
Nicht von ungefähr wächst die 3D-Drucker-Branche stark; die Hersteller erzielen derzeit mittlere zweistellige Wachstumsraten pro Jahr. 3D-Drucker können beliebige Konturen erstellen, auch solche, die so mit keinem anderen Fertigungsverfahren produzierbar sind. In der Luftfahrtindustrie haben sie schon eine gewisse Verbreitung erlangt und produzieren dort beispielsweise Kerosin-Einspritzdüsen. Mit der Zeit werden viele weitere Anwendungen entstehen, zumal die 3D-Drucktechnik sich fortentwickeln wird und die Geräte schneller und preisgünstiger werden.
Allerdings wird der 3D-Druck auf absehbare Zeit keine klassischen Verfahren für die Produktion höherer Stückzahlen ersetzen. Auch auf lange Sicht werden 3D-Drucker dafür zu langsam sein und mithin in puncto Total Cost of Ownership ungünstig abschneiden. Jedes Unternehmen muss daher für sich entscheiden, inwieweit es die Technik nutzen will. 3D-Druck wird aus heutiger Sicht ein sinnvoller Bestandteil der Industrieproduktion 4.0 sein, aber kein disruptives Potenzial für die Großserienproduktion entwickeln.
4. Markt&Technik Industrie 4.0 & Industrial Summit
Der Call for Papers läuft!
Ist Ihr Unternehmen fit für die digitale Transformation? Und welche neuen Geschäftsmodelle ermöglicht die Digitalisierung? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es auf dem 4. Markt&Technik Industrie 4.0 & Industrial Internet Summit am 18. und 19. Oktober 2016 in München. Momentan läuft der Call for Papers; wenn Sie den Summit mitgestalten wollen, können Sie Ihren Vortragsvorschlag gerne noch bis zum 8. April einreichen unter www.industrie4-summit.de.