Für die 2D-Kameras der uEye-Produktlinie hat IDS im vergangenen Jahr eine neue USB3-Technologieplattform entwickelt. Welche Vorteile hat sie, welchen Nutzen bringt sie dem Unternehmen und seinen Kunden?
Wie viele Unternehmen waren auch wir während der Pandemie von Lieferengpässen betroffen. Am Ende der Kette stehen die Kunden, die auf entsprechende Kameras für ihre Projekte angewiesen sind. Als wir vor der Wahl standen, abzuwarten oder proaktiv gegen den Chipmangel vorzugehen, haben wir uns für Letzteres entschieden. In einer Teamleistung unterschiedlicher Abteilungen ist es uns gelungen, in nur wenigen Monaten einen großen Teil unseres USB3-Kamerasortiments auf eine alternative technische Basis zu stellen. Mit den neuen, allesamt USB3-Vision-Standard-kompatiblen Revisionen konnten wir unsere Lieferfähigkeit deutlich beschleunigen und zugleich die gewohnt hohe Vielfalt an unterschiedlichen Modellen und Sensoren im Angebot sicherstellen.
Was sind die besonderen Eigenschaften der neuen USB3-Technologieplattform?
Wir bieten die neuen Modelle in verschiedenen Kamerafamilien an, die jeweils unterschiedlich positioniert und konstruiert sind. Die Mitglieder der uEye-CP-Familie eignen sich durch ihr kompaktes Magnesiumgehäuse im »Sugarcube«-Format besonders für platzkritische Anwendungen. Die Serie uEye SE dagegen umfasst zahlreiche Varianten und ist sehr vielseitig. Die Geräte sind hier entweder als Gehäusevarianten mit einer speziellen Sensordichtung oder als Platinenkameras mit verschiedenen Objektivhaltern erhältlich.
Entsprechend vielfältig ist ihr Einsatzspektrum, das von der Automatisierung und dem Maschinenbau über die Verpackungsindustrie bis hin zur Verkehrsüberwachung reicht. Bei der uEye-LE-Serie können Kunden aus gleich fünf verschiedenen Bauvarianten wählen. Dabei handelt es sich um kostensparende Projektkameras, die ebenfalls in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden.
Welche Bedeutung hat künstliche Intelligenz in der Bildverarbeitungstechnik derzeit, und welche wird sie in absehbarer Zeit erlangen?
Wir sind davon überzeugt, dass KI immer selbstverständlicher eingesetzt werden wird. Die Kunden wollen ihre Probleme so einfach und effizient wie möglich lösen. Je nach Anwendung kommen sie dabei nicht an künstlicher Intelligenz vorbei – etwa wenn sie fehlerhafte Produkte mithilfe von Bilddaten identifizieren wollen, aber nicht alle Fehlerfälle vorhersagen können. Im Vergleich zur regelbasierten Bildverarbeitung, für die Programmierkenntnisse nötig sind, können KI-Gesamtsysteme wie IDS NXT auch von Domain-Experten bedient werden.
Hier ist eher das Wissen zur Anwendung gefragt: Welche Teile sind gut oder schlecht, und gehört ein Objekt zur Gruppe A oder B? So werden Bildauswertungen auch Unternehmen zugänglich, die kein auf Bildverarbeitung spezialisiertes Personal beschäftigen. Derzeit beobachten wir sowohl eine gewisse Skepsis als auch eine große Neugierde gegenüber der Technologie – deshalb ist es wichtig, Transparenz in die »Black Box« KI zu bringen, Vertrauen zu schaffen und vor allem die Benutzerfreundlichkeit von KI-Systemen sowie deren Leistungsfähigkeit zu demonstrieren. Das bedeutet nicht, dass etablierte Technologien und Prozesse verschwinden werden. Die Kunden werden einfach weiterhin die Methode wählen, die für sie am effektivsten ist, je nach Anwendungsfall und Ressourcen. Und hier wird KI einen festen Platz haben.
Wie hat sich »visionpier«, der Online-Marktplatz für Bildverarbeitungslösungen, bisher entwickelt?
Anfang des Jahres hat visionpier die Marke von hundert Lösungen geknackt. Das Angebot und die Vielfalt steigen stetig, wobei sich die meisten Anfragen auf Probleme in der Industrie beziehen. Das zeigt, wie groß das Interesse im Markt an einem solchen B2B-Marktplatz ist. Auch auf Messen und Fachveranstaltungen ist das Feedback sehr positiv, weil visionpier als Mediator zweier Gruppen agiert, die unterschiedliche Fachsprachen sprechen.
Neben der Vermittlung von Lösungen haben wir zum Ziel, die Anbieterinnen und Anbieter untereinander zu vernetzen. Dazu bieten wir Events an, die zum Erfahrungsaustausch oder zur Sensibilisierung für wichtige Themen wie Cybersecurity oder AI-Act dienen. Unsere Vision ist es, Bildverarbeitungslösungen für alle Unternehmen zugänglich zu machen – auch international.
Welche Embedded-Vision-Strategie verfolgt IDS derzeit?
Embedded Vision wird immer stärker nachgefragt. Das ist auch kein Wunder, denn die Produkte werden immer kleiner, leichter, energieeffizienter und leistungsfähiger. Wir bieten viele Boardlevel-Kameras mit unterschiedlichen Sensoren an, die einfach integrierbar sind und ganz selbstverständlich die Teilaufgabe »Bildaufnahme« in Anlagen und Maschinen übernehmen. Besonderes Augenmerk legen wir derzeit auf unsere IDS-NXT-Kameras, die »On The Edge« – also im Gerät – eigene Entscheidungen auf KI-Basis treffen und anschließend sogar Folgeprozesse in vernetzten Systemen auslösen können.
Für eine optimale Einbindung in die sogenannte Factory 4.0 verfügen sie neben I/Os deshalb auch über REST und OPC UA. Und wir haben dafür gesorgt, dass die Datenübertragung per HTTPS verschlüsselt werden kann. Unser Anspruch ist, den Kunden Lösungen anzubieten, die optimal auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Deshalb entwickeln wir sowohl unsere uEye-Kameraserien als auch auch das Komplettsystem mit KI kontinuierlich weiter.