IDS Imaging Development Systems

»KI wird die Bildverarbeitung revolutionieren«

13. April 2023, 12:55 Uhr | Andreas Knoll
Deep Learning für Industriekameras
© IDS Imaging Development Systems

Die Bildverarbeitung wird in immer mehr Märkte vordringen, die Trends zu KI und Embedded Vision verstärken sich gegenseitig, und der Dauerbrenner-Trend 3D ist ungebrochen. Jan Hartmann, Geschäftsführer von IDS, gibt nähere Informationen und beschreibt, wie sein Unternehmen darauf reagiert.

Markt&Technik: Welche technischen Trends und Markttrends sehen Sie derzeit in der industriellen Bildverarbeitung?

Jan Hartmann: Die Verarbeitung digitaler Bilder wird sowohl in den bestehenden Märkten weiter an Relevanz gewinnen als auch zunehmend in Märkte eindringen, denen bisher noch keine große Bedeutung zugeschrieben wird. Der wachsende Fachkräftemangel führt dazu, dass immer weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, vor allem solche, die körperliche Arbeit ausüben können oder wollen. Die Lösung hierfür können Maschinen sein. Sie erfüllen für uns Menschen zuverlässig unterschiedlichste Aufgaben. Als »Augen« dieser Maschinen sind wiederum viele Kameras nötig; mit der fortschreitenden Automatisierung und dem verstärkten Einsatz von Robotik steigt der Bedarf an industrieller Bildverarbeitung stark.

Der KI kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Sie wird auch unsere Branche revolutionieren und völlig neue Möglichkeiten eröffnen - gerade in Bereichen wie Verkehr und Smart City oder Umwelt und Smart Farming. Denn KI ermöglicht die Lösung von Aufgaben, bei denen die klassische Bildverarbeitung an Grenzen stößt - speziell dort, wo organische und variantenreiche Objekte detektiert und klassifiziert werden sollen. Im Gartenbau oder in der Landwirtschaft arbeiten Kameras mit KI als Augen von Ernterobotern oder Rosenabschneidern, können Setzlinge kontrollieren oder Schädlinge identifizieren. In der Automobilindustrie dienen sie zur Qualitätskontrolle, in der Medizintechnik zur Diagnose. So könnte möglicherweise in Zukunft jede Industriekamera auch in der Lage sein, neuronale Netze auszuführen. Gleichzeitig muss nicht jede Anwendung mit KI-Vision gelöst werden. Auch die klassische Bildverarbeitung wird weiter ihre Berechtigung haben.

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Jan Hartmann, IDS Imaging Development Systems: »Embedded Vision wird immer stärker nachgefragt.«
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Inwieweit beeinträchtigt der derzeitige Mangel an Bauelementen die Lieferfähigkeit, und inwieweit bindet er Engineering-Kapazitäten? Wie wird sich die Situation diesbezüglich in absehbarer Zeit entwickeln?

Unser Auftragseingang ist nach wie vor gut, und auch unsere Lieferfähigkeit wird dank vielzähliger Maßnahmen immer besser, sodass wir inzwischen bei vielen unserer Modelle wieder bei der gewohnt kurzen Lieferzeit angekommen sind. Dies gelingt dank der mit Hochdruck entwickelten neuen Hardwareplattformen, die wir mit planbarer Halbleitertechnologie fertigen. Hier hat sich gezeigt, wie essenziell eine hohe Wandlungsfähigkeit für Unternehmen ist.

Sie bescherte uns eine erfreuliche Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr 2022, zurückzuführen nicht zuletzt auf den Erfolg der uEye-Kameras mit unserer neu entwickelten USB3-Technologieplattform. Im Jahr 2023 werden wir weitere Modelle mit dieser Hardwaretechnologie auf den Markt bringen, um uns noch lieferantenunabhängiger aufzustellen und möglichen Bauteil-Engpässen entgegenzuwirken.

In diesem Jahr will IDS eine 3D-Kamera-Serie für großvolumige Anwendungen herausbringen. Handelt es sich dabei um eine Ergänzung der Ensenso-Baureihe?

Ganz genau. Derzeit bieten wir in der Ensenso-Produktlinie beispielsweise Modelle mit voll integriertem Gehäuse, modularem Aufbau oder integrierter Datenverarbeitung an. Ensenso C wird in Abgrenzung zu den anderen Modellen erstmals die kombinierte Nutzung von 3D- und Farb-RGB-Informationen integriert in einer Kamera ermöglichen. Davon profitieren Anwendungen in Retail oder Logistik. Zudem werden wir das Design preislich optimieren. So haben die Kunden mit der neuen Serie noch mehr Möglichkeiten und Anreize, 3D-Technologie für ihre Anwendung zu nutzen.

Welche technischen Merkmale prädestinieren die Kameras für großvolumige Anwendungen?

Es handelt sich dabei um eine lange Basislinie oder Längsachse, also einen großen »Augenabstand« zwischen den Kameras links und rechts, und die hohe Auflösung von 5 MP. Wir werden hier ein voll integriertes, vorkonfiguriertes 3D-Kamerasystem mit starker Projektorleistung anbieten, das schnell einsatzbereit ist und eine hohe Datenqualität gewährleistet. Mit diesem Ansatz lassen sich auch komplexe Probleme in Branchen wie Einzelhandel und Logistik lösen. In einem Marktumfeld, in dem Unternehmen nach neuen Ideen suchen, um die Krise der letzten Jahre zu überwinden, sehen wir 3D-Vision als einen wichtigen Wachstumstreiber. Mit der Einführung von Ensensoy C haben wir hier also den Finger am Puls der Zeit.

Inwieweit lässt sich die 3D-Bildverarbeitung mittlerweile als Commodity bezeichnen?

3D-Kameras sind in der Robotik- und Automatisierungsindustrie nicht mehr wegzudenken. Die Nachfrage nach Lösungen auf 3D-Vision-Basis wächst stetig, denn viele Anwendungen lassen sich nur mit 3D-Informationen zuverlässig lösen. Gleichzeitig treten neue Akteure auf den Plan, die auf schnelle Release-Zyklen abzielen und damit die Konkurrenz unter Druck setzen. Wir erwarten daher auch in diesem Jahr viel Bewegung auf dem Markt, sowohl auf der Anbieter- als auch auf der Nachfrageseite. Fachmessen wie die Automatica werden hier interessante Gradmesser sein.


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  2. USB3-Technologieplattform

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