Woran liegt´s?

Die Preise für Strom und Gas explodieren

25. März 2022, 8:35 Uhr | Andre Fritschka, Co-Gründer des Wechselportals www.tariftaucher.de
Andre Fritschka, tariftaucher.de: »Ob und inwiefern die Konzerne und Energielieferanten wirklich einen realen Grund dazu haben, die Preise derart zu erhöhen, steht auf einem anderen Blatt. Die Realität ist, dass sie es tun und sich so momentan eine goldene Nase verdienen.« 
© tariftaucher.de

Die Ursachen dafür sind vielfältig, neben dem Ukraine-Krieg die von den Jahreszeiten abhängigen Erneuerbaren, Pleiten und Trading-Geschäfte der Stromanbieter. Die Energielieferanten jedenfalls verdienen prächtig.

Hier die Ursachen im Einzelnen:

1.    Das jahreszeitliche Problem der erneuerbaren Energien

Die erneuerbaren Energien sind nach wie vor in aller Munde und sind der Plan der Zukunft, das bleibt weiterhin unbestritten. Allerdings weisen sie eine gewisse Schwachstelle auf, die auch in die momentane Situation einfließt. Sie können nämlich meistens nur bei schönem Wetter, insbesondere die Sonnenenergie, ihre volle Wirksamkeit entfalten und sind auf äußere Bedingungen angewiesen. So benötigt man Wind für die Windräder, welcher im Winter traditionell schwach ist und auch Schmelzwasser für Wasserkraftwerke in den Bergen, das erst im Frühling in die Täler fließt. Da diese Energieformen gerade einfach nicht beständig liefern, müssen die Energieversorger teure Energie aus Kohlekraftwerken oder Atommeilern zu kaufen. Diese Ausgaben geben sie anschließend, was gerade der Fall ist, an die Verbraucher in Form von Preiserhöhungen zurück.

2.    Börsen- und Trading-Geschäfte der Stromanbieter

Gerade die erneuerbaren Energien und deren Ausbau befeuern die sogenannten Intraday-Märkte und verleiten die Energieriesen dazu, an den Börsen und Finanzmärkten Geschäfte zu machen. Die Stromanbieter können außerdem für einen Zeitraum von 15 Minuten Strom kaufen und kann bis zu fünf Minuten vor Lieferzeitpunkt damit warten, einen Abschluss zu erzielen. So wird der Energielieferant flexibler und kann schnell Strom nachkaufen, was sich jedoch auch auf die Preisstruktur auswirkt und die Kosten für die Verbraucher in die Höhe treibt. Spekulationen und Wertverluste tragen an den Märkten zusätzlich dazu bei, dass die Energiekonzerne in einer vernetzten Welt immer wieder plötzliche Einbußen verzeichnen können.

3.    Pleiten und Insolvenzen

Wegen dieser Entwicklungen gibt es immer mehr Discount-Anbieter von Gas und Strom, die die Märkte mit günstigen Angeboten geradezu fluten und überschwemmen. Viele dieser attraktiven Preise sind jedoch nicht wirklich gedeckt und es kommt daher immer häufiger zu Insolvenzen und Pleiten. Alleine letztes Jahr sind insgesamt sechs kleinere Anbieter, die supergünstige Preise versprochen haben, pleite gegangen und haben die Versorgung ihrer Kunden einstellen müssen. Auch diese Entwicklungen führen dazu, dass die Branchenführer immer wieder mit diesen Geschehnissen konfrontiert werden und höhere Preise verlangen können. Wenn einem erstmal der Gashahn zugedreht wurde, ist man in einem Winter für jeden Preis bereit, den neuen Vertrag für eine schnelle Versorgung abzuschließen.

4.    Die Weltlage und aktuelles Zeitgeschehen

Der Ukraine-Konflikt hat es insbesondere den Deutschen schmerzhaft und brutal vor Augen geführt – weltpolitische Ereignisse und Versäumnisse der Vergangenheit holen die Menschen jetzt in Sachen Energieversorgung und Energiepreise brutal ein. Deutschland hat sich in einem besonderen Maße von russischem Gas und russischen Lieferungen abhängig gemacht und ist auf diesen Handelspartner angewiesen. Fällt er aus, so wie es jetzt durch Sanktionen und Strafen gerade passiert, muss man sich das Gas teuer an einer anderen Stelle beschaffen - die Amerikaner und Saudis reiben sich frohlockend die Hände. Da allerdings das russische Gas aufgrund der geografischen Nähe immer das günstiger gewesen ist, muss nun tiefer in die Tasche gegriffen werden. Beim Blick auf die Stromrechnungen und Zapfsäulen der Republik wird schnell klar, dass dies erst der Anfang ist und mit jedem weiteren Kriegs- und Sanktionstag auch weitere höhere Kosten auf das Land zukommen werden. Globalisierung hat immense Vorteile – momentan entfaltet sie jedoch ihre größte Schattenseite und treibt die Energiepreise weiter nach oben. Ob und inwiefern die Konzerne und Energielieferanten wirklich einen realen Grund dazu haben, die Preise derart zu erhöhen, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Die Realität bleibt weiter die, dass sie es tun und sich so momentan eine goldene Nase verdienen.

Das Fazit: Die Ursachen sind vielfältig und bilden ein Konstrukt, aus dem es in der näheren Zukunft wohl erstmal keinen Ausweg gibt.


 


Das könnte Sie auch interessieren

Verwandte Artikel

elektroniknet