Die Direktvermarktungstochter GESY des Stadtwerkebündnisses Trianel gehört mit 1.000 MW integrierter Windpark-Leistung zu den Marktführern in Deutschland. 40 Windparks werden optimiert gesteuert und überwacht – und im Bedarfsfall, bei negativen Preisen, abgeregelt.
Stefan Sewckow, Leiter Geschäftsentwicklung Erzeugung, Trianel GmbH erklärt: »Mit der Zusammenfassung der Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk sind deren Wirkleistungen steuerbar und die Daten online auslesbar. Somit können diese Anlagen bei negativen Preisen abgeregelt werden«. Das war zum Beispiel am 11. August 2013 der Fall. Die Intraday-Preise für erneuerbare Energien lagen wegen erhöhter Einspeisungen bei minus 82,5 Euro/MWh. Trianel nahm daraufhin rund 100 MW Windleistung aus dem Netz, indem 60 Windräder per Fernsteuerung aus dem Wind gedreht wurden.
»Durch die Fernsteuerbarkeit von Erneuerbaren-Energien-Anlagen ist es technisch möglich, die volatile Einspeisung von Wind- oder auch Sonnenstrom nachfrageorientiert zu steuern und damit einen Beitrag zur Netzstabilität und zur Vermeidung von negativen Preisen zu leisten«, sagt Burkhard Steinhausen, Leiter Marktentwicklung Erneuerbare Energien bei Trianel. Weil die EEG-Umlage steigt, wenn die Börsenstrompreise fallen, profitieren alle Stromkunden, »wenn die erneuerbaren Energien nachfrageorientiert Strom einspeisen«, erklärt Steinhausen.
Die bedarfsorientierte Erzeugung von erneuerbaren Energien erleichtert auch die Aufrechterhaltung der Netzstabilität, weil der Einsatz von Regelenergieleistung vermindert wird. »Mit der Zusammenfassung der Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk sind deren Wirkleistungen steuerbar und die Daten online auslesbar. Somit können diese Anlagen bei negativen Preisen abgeregelt werde«, erläutert Stefan Sewckow. Die online gemessene Wirkleistung optimiert auch die Erzeugungsprognose und minimiert Bilanzkreisabweichungen. Für fernsteuerbaren Anlagen erhalten die Anlagenbetreiber über die Managementprämienverordnung eine erhöhte Vergütung. Trianel hat hier Pionierarbeit geleistet: Das Anbinden und Aussteuern mit Smart-Metering-Technik hat das Stadtwerke-Netzwerk in einem Pilot-Windpark erfolgreich getestet.
Virtuelle Kraftwerke sind eine gute Möglichkeit für kleine Anlagen, Strom auf den Märkten anzubieten. Die Vermarktung der gebündelten Leistungsreserven im Trianel Sekundärregelpool ist eine weitere Anwendungsmöglichkeit. Über diesen Pool können Betreiber dezentraler Erzeugungsanlagen am Sekundärreservemarkt teilnehmen.
BHKW können so zusammengeführt werden, dass ihre Gesamtleistung die geforderte Mindestmenge von 5 MW erreicht, um an den lukrativen Regelenergiemärkten teilnehmen zu können. Interessant ist diese Option allerdings nur für BHKW mit einer Leistung ab etwa 500 kW, da die notwendige Steuerungstechnik für ein virtuelles Kraftwerk sich sonst nicht amortisiert. Die Erlöse aus der Vermarktung werden im Rahmen eines partnerschaftlichen und transparenten Vergütungsmodells geteilt. Im Trianel Sekundärregelpool werden viele kleinere Potenziale gebündelt und erscheinen gegenüber dem Übertragungsnetzbetreiber als eine große, regelbare Kapazität. Anders als bei Großkraftwerksblöcken bietet der Pool aufgrund der homogenen Anlagengröße die Möglichkeit, eine effiziente Reserve zu stellen. »Dies ist ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für das Trianel Geschäftsmodell, homogene Interessen der Stadtwerke zu einer kritischen Masse zu bündeln, um damit Wertschöpfungspotenziale zu erschließen, die den Stadtwerken alleine verschlossen bleiben.«
Selbst kleinere Anlagen mit einer Mindestleistung unterhalt 500 kW profitieren beim Einsatz der Steuerungstechnik für ein virtuelles Kraftwerk durch die optimierte technische Betriebsführung. Die Technik verbessert die Überwachung der Anlageneffizienz und das Minimieren der BHKW-Ausfallzeiten, die im Contracting bei Endkunden betrieben werden.