Die Zahl der Gebäude mit eigener Solarstromproduktion wächst; ein großer Teil davon sind Privathäuser. Dabei stellen sich Hausbesitzer vor dem Kauf der Anlage die Frage, wie das ideale Energie-Setup für das eigene Zuhause aussieht. Experten von Homenergy und gridX erklären, worauf es ankommt.
Wer eigenen Strom per PV produziert und diesen für später speichern kann, verbessert nicht nur die Selbstversorgung mit grünem Strom, sondern kann auch signifikant Kosten für Strom und CO2-Emissionen aus konventioneller Erzeugung einsparen. Allerdings ist es wichtig, die richtige Ausstattung mit den effizientesten Kapazitäten für das individuelle Umfeld zu wählen.
»Die beste und vor allem erste Anlaufstelle sollte immer die unverbindliche Beratung bei einem Solarinstallateur sein«, erklärt Bastian Busl, Geschäftsführer von Homenergy, einem in München ansässigen und aufstrebenden ganzheitlichen Energieanbieter. Hier können Experten unkompliziert Fragen klären und eine passende Lösung für jeden individuellen Fall skizzieren.
Generell als Orientierung gilt: Circa 4 Quadratmeter (Dach-)Fläche werden mit Modulen bestückt, um 1 Kilowatt-Peak (kWp) installierte Leistung bereitstellen zu können. In der Regel empfehlen Fachleute, die Dimensionierung der PV-Leistung immer am individuellen Strombedarf der Kunden auszurichten. Für die meisten Einfamilienhäuser (EFH) empfehle sich eine PV-Leistung um die 8,5 kWp, so Busl.
Ebenso sollte eine passende Speicherkapazität aufgebaut werden: Hier bewegt sich ein normales EFH in der Regel zwischen 5 kWh und 15 kWh. Optional können weitere Energieanlagen, zum Beispiel Wärmepumpe oder Wallbox sowie ein smartes Energiemanagementsystem (EMS), zusätzlichen Mehrwert stiften.
Eine Abweichung nach oben von den Angaben, die für typische Haushalte und Gebäude üblich sind, hält Baptiste Feron, Head of Energy Management bei GridX, Stand heute für nur bedingt sinnvoll. Noch wichtiger ist seiner Meinung nach die maximale Lade- und Entladeleistung (wie viel Strom die Batterie zu einem bestimmten Zeitpunkt vom PV-System aufnehmen oder in den Haushalt abgeben kann). Die Gesamtkapazität ist weniger wichtig, da es sehr unwahrscheinlich ist, dass ein Haushalt über längere Zeiträume auf gespeicherten Strom angewiesen wird.
Der GridX-Experte erläutert den Hintergrund: »Das europäische Stromsystem ist höchst robust. Es ist extrem unrealistisch, dass es zu einem so gravierenden und dauerhaften Gesamtausfall des Stromnetzes kommt, dass einzelne Häuser mittels selbst erzeugtem Solarstrom und eingespeicherter Energie aus Stromspeichern standardmäßig autarkiefähig sein müssen.«
Im heutigen Netz gäbe es laut dem Experten immer Erzeugungsquellen, die ersatzweise in Notsituationen schnell einspringen würden. Fällt beispielsweise der Strom aus, dauert es durchschnittlich nur rund 12 Minuten, bis die Ersatzstromversorgung einsetzt. »Es gibt also heute keinen Grund, finanziell übermäßig tief in die Tasche zu greifen und zu große Kapazitäten zu wählen, damit der Worst Case vorbereitet wäre. Denn er ist im heutigen Stromsystem erstmal nicht absehbar«, so Feron.
Laut dem Experten wird die Autarkie in zukünftigen Energiesystemen trotzdem eine zentrale Rolle spielen und darf nicht mit der reinen Speicherung verwechselt werden. Mit dem zunehmenden Anstieg erneuerbarer Energien im Strommix wird auch die zentrale Stromversorgung von deren Fluktuation beeinflusst. Erneuerbare Energieressourcen wie Solar- und Windkraftanlagen erzeugen bekanntlich nur dann Energie, wenn die Umwelteinflüsse stimmen, sprich wenn die Sonne scheint oder der Wind weht.
Auch die Zunahme gravierender Wetterereignisse und der starke Anstieg des Energieverbrauchs aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung einiger Sektoren, darunter Wärme und Mobilität, sollten nicht außer Acht gelassen werden. Sobald das Stromsystem voll auf erneuerbare Energien ausgerichtet ist, könnte das eine Herausforderung für das Netz werden.“ Die Experten geben daher zu bedenken, dass es langfristig durchaus sinnvoll sein kann, schon heute vorausschauend zu handeln und den Autarkiegrad des Eigenheims intelligent zu erhöhen.
Damit es aber auch gelingt, den Autarkiegrad zu maximieren, muss das Setup stimmen. Nur weil ein Haus eigenen Strom produzieren könne, heiße das nicht, dass der Haushalt im auch maximal energieautark sein, so Baptiste Feron. Für die bestmögliche Autarkie des Eigenheims, sprich eine Unabhängigkeit vom Stromnetz mittels Eigenversorgung des Haushalts mit lokal produziertem Strom, braucht es nicht nur einen Batteriespeicher und eine lokale PV-Erzeugung.
Ein smartes EMS ist das fehlende Puzzelteil, um den lokal generierten oder gespeicherten Strom dann am effizientesten zu nutzen und Energieverbrauch und -produktion optimal in Einklang zu bringen. Laut Feron ist ein EMS grundsätzlich für alle Haushalte eine Bereicherung, sobald dezentrale Energieressourcen wie PV, Batterie und Wärmepumpe vorhanden sind: Das EMS vernetze alle Anlagen intelligent miteinander und steuere alle Energieflüsse so, dass lokale Energieerzeugung und -nutzung perfekt ausbalanciert und Eigenstromversorgung automatisch maximiert wird.