Smart Meter-Rollout

»Wer jetzt anfängt sich vorzubereiten, ist bereits zu spät!«

2. Juli 2014, 15:39 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Die Skepsis der Endanwender überwinden

Liegt das Hauptproblem der Zähler nicht darin, dass sie seitens der Anwender auf Skepsis stoßen? Selbst wenn sie ausgerollt sind, was sich über gesetzliche Regelungen durchsetzen lässt, könnten dann dennoch keine vernünftigen Geschäftsmodelle entstehen?

Diese Frage steht sehr stark im Zusammenhang mit der Frage »Wer soll das eigentlich alles bezahlen?«. Die Frage, die in den letzten Jahren zu diesem Thema am häufigsten gestellt wurde – zu recht. Ich denke die Antwort darauf hat schon einen leicht philosophischen Charakter und kann auch nur in Relation zu einem bestimmten Zeithorizont und in einem größeren Kontext gesehen werden.

In einem Zeitraum bis 2016/2017 denke ich, kann man Ihre These so unterschreiben. Grundsätzlich sollen in Deutschland intelligente Messsysteme aus zwei Gründen eingebaut werden:

  1. zur Identifizierung von Energieeinsparpotentialen und
  1. zum Netzmonitoring bzw. zur Steuerung. Es bekommen also diejenigen ein Messsystem, bei denen Potential zur Energieeinsparung vermutet wird bzw. deren Messstellen eine hohe Relevanz für die Netzsicherheit haben, z.B. weil sie eine bestimmte installierte Leistung von EEG-Anlagen oder unterbrechbare Verbraucher haben.

Solange man das Thema Smart Metering stand-alone und nur von der Geräteseite betrachtet, wird sich die Begeisterung der Endkunden in Grenzen halten. In einer Zeit in der wir einen sehr hohen Anteil volatiler erneuerbarer Energien, eine stärkere Verbreitung von Elektromobilen, eine Vielzahl »intelligenter Tarife«, intelligente Häuser und intelligente Städte haben, wird keiner mehr über das intelligente Messsystem im Keller reden. Dies ist dann nur noch ein natürlicher Bestandteil im Gesamtsystem. Dieser Umstand wird gemeinhin mit der »Transformation des Energiesystems« beschrieben. Da sind wir dann aber auch nicht mehr im Jahr 2016/17 sondern wahrscheinlich eher deutlich später.

Was müsste geschehen, damit die Verbraucher die Zähler ebenso gerne benutzen wie ihr Handy?

Die Verbraucher sollen nicht unbedingt den Zähler wollen, sondern die Dienstleistungen, die mit ihm verbunden sind. Grundlage für diese Dienstleistungen sind die Daten und Informationen, die der Zähler liefert. Diese Daten und Informationen müssen so aufbereitet, ausgewertet und genutzt werden, dass darauf ein Vorteil für den Kunden entsteht, idealerweise ein monetärer Nutzen.

Der Vergleich mit Smartphones hinkt etwas, da sicherlich keiner bestreiten wird, dass die Hardware beim Kauf nicht auch relevant ist. Wenn man allerdings nur die Services eines Smartphones von heute mit denen eines Handys aus den neunziger Jahren vergleicht, kommt es dem schon sehr nah. Wenn ich unterwegs surfen und E-Mails schreiben will, Fußballergebnisse zugesendet bekommen möchte, mobile Bahntickets kaufen will oder mich zu einem bestimmten Ziel navigieren lassen möchte, sind das Services, die mit einem Smartphone in der Regel kein Problem darstellen – egal mit welchem. Mit alten Handys wird das schon schwieriger. Grundlage dafür ist allerdings auch ein entsprechender Mobilfunktarif.

Hier bestehen also Parallelen zu Energiewirtschaft?

In einigen Punkten schon. Ziel der Liberalisierung des Messwesens im Jahr 2008 war es unter anderem auch, den Energielieferanten die Möglichkeit zu geben, als Messstellenbetreiber aufzutreten und aufbauend darauf mit Hilfe des Einsatzes intelligenter Messsysteme zeit- und lastvariable Tarife anzubieten. Da aber notwendige Anpassungen am regulatorischen Rahmen, etwa die Abschaffung der Standardlastprofile, die Anerkennung von Kosten oder die Überarbeitung des Bilanzierungssystems, bisher ausgeblieben sind, sind die Initiativen der Energielieferanten in dem Bereich bis heute doch recht überschaubar. Mit der Einführung der Zählerstandsgangmessung/-bilanzierung als weitere Bilanzierungsmöglichkeit hat sich dieser Umstand nun geändert und Lieferanten können dieses Thema aktiver angehen. Neben den im EnWG festgelegten Einbauverpflichtungen sehe ich hier noch jede Menge Potential.

Das Interview führte Heinz Arnold

Die Skepsis der Endanwender überwinden

Liegt das Hauptproblem der Zähler nicht darin, dass sie seitens der Anwender auf Skepsis stoßen? Selbst wenn sie ausgerollt sind, was sich über gesetzliche Regelungen durchsetzen lässt, könnten dann dennoch keine vernünftigen Geschäftsmodelle entstehen?

Diese Frage steht sehr stark im Zusammenhang mit der Frage »Wer soll das eigentlich alles bezahlen?«. Die Frage, die in den letzten Jahren zu diesem Thema am häufigsten gestellt wurde – zu recht. Ich denke die Antwort darauf hat schon einen leicht philosophischen Charakter und kann auch nur in Relation zu einem bestimmten Zeithorizont und in einem größeren Kontext gesehen werden.

In einem Zeitraum bis 2016/2017 denke ich, kann man Ihre These so unterschreiben. Grundsätzlich sollen in Deutschland intelligente Messsysteme aus zwei Gründen eingebaut werden:

  1. zur Identifizierung von Energieeinsparpotentialen und
  1. zum Netzmonitoring bzw. zur Steuerung. Es bekommen also diejenigen ein Messsystem, bei denen Potential zur Energieeinsparung vermutet wird bzw. deren Messstellen eine hohe Relevanz für die Netzsicherheit haben, z.B. weil sie eine bestimmte installierte Leistung von EEG-Anlagen oder unterbrechbare Verbraucher haben.

Solange man das Thema Smart Metering stand-alone und nur von der Geräteseite betrachtet, wird sich die Begeisterung der Endkunden in Grenzen halten. In einer Zeit in der wir einen sehr hohen Anteil volatiler erneuerbarer Energien, eine stärkere Verbreitung von Elektromobilen, eine Vielzahl »intelligenter Tarife«, intelligente Häuser und intelligente Städte haben, wird keiner mehr über das intelligente Messsystem im Keller reden. Dies ist dann nur noch ein natürlicher Bestandteil im Gesamtsystem. Dieser Umstand wird gemeinhin mit der »Transformation des Energiesystems« beschrieben. Da sind wir dann aber auch nicht mehr im Jahr 2016/17 sondern wahrscheinlich eher deutlich später.

Was müsste geschehen, damit die Verbraucher die Zähler ebenso gerne benutzen wie ihr Handy?

Die Verbraucher sollen nicht unbedingt den Zähler wollen, sondern die Dienstleistungen, die mit ihm verbunden sind. Grundlage für diese Dienstleistungen sind die Daten und Informationen, die der Zähler liefert. Diese Daten und Informationen müssen so aufbereitet, ausgewertet und genutzt werden, dass darauf ein Vorteil für den Kunden entsteht, idealerweise ein monetärer Nutzen.

Der Vergleich mit Smartphones hinkt etwas, da sicherlich keiner bestreiten wird, dass die Hardware beim Kauf nicht auch relevant ist. Wenn man allerdings nur die Services eines Smartphones von heute mit denen eines Handys aus den neunziger Jahren vergleicht, kommt es dem schon sehr nah. Wenn ich unterwegs surfen und E-Mails schreiben will, Fußballergebnisse zugesendet bekommen möchte, mobile Bahntickets kaufen will oder mich zu einem bestimmten Ziel navigieren lassen möchte, sind das Services, die mit einem Smartphone in der Regel kein Problem darstellen – egal mit welchem. Mit alten Handys wird das schon schwieriger. Grundlage dafür ist allerdings auch ein entsprechender Mobilfunktarif.

Hier bestehen also Parallelen zu Energiewirtschaft?

In einigen Punkten schon. Ziel der Liberalisierung des Messwesens im Jahr 2008 war es unter anderem auch, den Energielieferanten die Möglichkeit zu geben, als Messstellenbetreiber aufzutreten und aufbauend darauf mit Hilfe des Einsatzes intelligenter Messsysteme zeit- und lastvariable Tarife anzubieten. Da aber notwendige Anpassungen am regulatorischen Rahmen, etwa die Abschaffung der Standardlastprofile, die Anerkennung von Kosten oder die Überarbeitung des Bilanzierungssystems, bisher ausgeblieben sind, sind die Initiativen der Energielieferanten in dem Bereich bis heute doch recht überschaubar. Mit der Einführung der Zählerstandsgangmessung/-bilanzierung als weitere Bilanzierungsmöglichkeit hat sich dieser Umstand nun geändert und Lieferanten können dieses Thema aktiver angehen. Neben den im EnWG festgelegten Einbauverpflichtungen sehe ich hier noch jede Menge Potential.

Das Interview führte Heinz Arnold


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