Regionalität 

Umziehen? Nein, danke! 

16. Februar 2023, 11:28 Uhr | Corinne Schindlbeck
swissbit
Arbeiten alle drei beim Speicher- und Security-Spezialisten Swissbit (v.l.n.r.): Andreas Brochwitz, Head of Project Management Office, Veselina Vazova, Software Developer und Daniel Frey, Senior Manager Global FAE bei der Swissbit-Tochter Hyperstone.
© Swissbit

Bei Swissbit arbeitet man sowohl örtlich als auch zeitlich international, egal wo man wohnt. Starre Anwesenheitspflicht oder fixe Arbeitszeiten gibt es in den meisten Funktionen nicht. Markt&Technik hat drei hybrid arbeitende Mitarbeiter gefragt, welche Vorteile sie für sich sehen. 

Zum Zeitpunkt des Interviews sitzt Daniel Frey im Büro von Hyperstone in Konstanz und blickt auf den Bodensee, im Hintergrund schimmern die Berge. Hyperstone gehört seit einer Übernahme 2020 zur Swissbit Group. Das Gebäude ist brandneu und modern.

Ein paar Tage nach dem Interview meldet sich der »Senior Manager Global FAE« aus Amsterdam. Reisen gehört zu seinem Jobprofil, er ist global verantwortlich für die Field-Application-Engineers (FAEs) von Hyperstone, die sich jeweils um eine Region kümmern: Europa, USA oder Asien.

Swissbit, durch ein Management-Buyout aus Siemens gegründet, hat sich in den letzten zwanzig Jahren auf NAND-Flash-Speicher und Embedded-IoT- und Cloud-Anwendungen für die Bereiche Industrie, NetCom, IoT und Automotive spezialisiert. Im erst 2019 eröffneten und letztes Jahr bereits erweiterten Berliner Werk wird das Portfolio zur Serienreife produziert, getestet und verpackt, 250 Mitarbeiter arbeiten in der Niederlassung in Berlin-Marzahn, weltweit sind es 460. 
Dass Swissbit in hoher Wertschöpfungstiefe und Qualität auch kleinere Stückzahlen in Deutschland fertigt und nicht etwa in Asien, sehen nicht nur die europäischen Kunden als Vorteil.

Auch Daniel Frey schätzt die Fertigungsnähe. Drei Jahre lang arbeitete der Informatiker mit Hardware-Fokus als FAE für Hyperstone in Kalifornien. Hyperstone entwickelt Controller nebst dazugehöriger Firmware. Das Zusammenspiel aus Hard- und Software sei fachlich spannend, man bekomme viel »von der anderen Seite mit«. FAEs sind gesucht – Swissbit gewinnt sie gerne intern und bietet Entwicklern die Chance zur Weiterentwicklung;  auch technisch interessierte Vertriebsleute sind willkommen. »Man darf sich auch gerne in dem neuen Bereich erstmal ausprobieren. Bei uns ist vieles einfacher möglich als in großen Betrieben«, lobt Frey. »Wer motiviert ist, für den wird wirklich viel gemacht.«

Zurück in Deutschland nimmt Frey das Angebot für die weltweite FAE-Teamleitung an. »Wir unterstützen unsere Kunden und den Vertrieb bei allen technischen Themen – und das sind in unserem Feld eine ganze Menge«, sagt er. Beim Kunden vor Ort, in der Produktion oder in der Cloud - »das Feld, das unsere FAEs bearbeiten, ist sehr interessant und abwechslungsreich«. Nicht immer ist es nötig, den Kunden vor Ort zu besuchen, vieles geht mittlerweile online, seit der Pandemie erst recht.

Manchmal aber ist es unerlässlich, vor Ort zu sein, um das Problem genau zu erfassen. Oder auf das Analyse-Equipment im Büro zugreifen zu können. Auch könne und dürfe nicht jedes System des Kunden virtuell oder physisch verschickt werden. Frey kommt zu seinen Kollegen hinzu, wenn »ich etwas beitragen kann« oder wenn es um zeitkritische, wichtige Probleme gehe, bei denen die FAE-Teams vor Ort Unterstützung brauchen. »Wir unterstützen uns immer gegenseitig«. 

Flexibilität ist ihm dabei wichtig. »Ich überlasse es meinem Team, ob sie von zuhause aus arbeiten oder ins Büro kommen möchten. Viele wissen diesen Mix aus Präsenz und Remote-Arbeit zu schätzen.« Gerade erst sei ein Kollege aus familiären Gründen nach Taiwan gereist und arbeite von dort aus. »Das funktioniert reibungslos, weil die dafür nötigen Voraussetzungen installiert und erprobt sind«, so Frey. Die virtuelle Welt ausschließlich sei allerdings für sein Team nicht erstrebenswert; etwa einmal die Woche versucht Frey, die Team-Meetings vor Ort abzuhalten. 

Für Softwareentwicklerin Veselina Vazova war diese beschriebene Flexibilität mit ein Entscheidungsgrund, Anfang Februar die Stelle bei Swissbit anzutreten. Denn Vazova wohnt in Baden-Württemberg, arbeitet aber für das agil arbeitende Embedded-IoT-Solutions-Team in der Münchner Niederlassung. Hier wird eine cloudbasierte Plattform für neue Produkte und Security-Services von Swissbit entwickelt. Meist sitzt sie am Rechner zuhause, kommuniziert mit den Kollegen über Zoom. Jeden Tag gibt es, als Teil des Scrum-Prozesses, ein virtuelles Meeting: Status-Check und Planung der nächsten Schritte. Nur alle zwei Wochen etwa erscheint sie persönlich vor Ort in München. 

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© Markt&Technik

Im Moment absolviert Vazova noch diverse Onboarding-Termine, die im Rahmen ihrer Einarbeitungszeit angeboten werden. Auch diese spezifischen, fachlichen Schulungen für Produktmanagement, Personalentwicklung oder Application-Engineering erfolgen in der Regel über Zoom. »Ich kann mobil und flexibel arbeiten, bei Fragen während der Arbeitszeit erreiche ich jederzeit meine Kollegen, die Projekte sind interessant, es gibt keine starren Arbeitszeit-Vorschriften – all das hat mich überzeugt!«, zählt Vazova auf. Swissbit sei sehr dezentral aufgestellt, »es spielt keine Rolle, wo man sitzt«.

Zwar hatte Swissbit schon kurz vor der Pandemie Zoom eingeführt, aber inzwischen seien die virtuellen Meetings längst zum Standard geworden. »Ich kann mich kaum noch erinnern, wie es vorher war«, sagt Andreas Brochwitz, »die Kommunikation hat sich in den virtuellen Raum verschoben«. Damit diese dezentrale Zusammenarbeit virtuell und vor Ort funktioniert, hält er als Head of Project Management Office in Berlin die Fäden in einer Stabsfunktion in der Hand. Interesse an Projektmanagement hatte der Berliner schon immer. Mit Zunahme der virtuellen Arbeit kam dann das Angebot von Swissbit, die Zusammenarbeit strukturell zu organisieren.

Etwa mit Hyperstone in Konstanz. Die dort gewachsenen Strukturen gelte es nun zu verstehen und abzugleichen, Synergien zu entdecken, um gute, reibungslose Zusammenarbeit ohne Medienbrüche zu ermöglichen. Um auch kulturell zusammenzuwachsen. »Wir haben virtuell Verbindungen aufgebaut, die es rein per Telefon niemals geben würde«, sagt er. Und die doch anders sind als vor Ort in Präsenz. Brochwitz‘ Ziel: die möglichst reibungslose Zusammenarbeit der global verteilten Standorte und Teams in Projekten und mit den Kunden zu ermöglichen. »Ich versuche, Komplexität beherrschbar zu machen, Schnittstellen zu schaffen und standortübergreifende Zusammenarbeit in Form von Standards zu etablieren und zu verbessern. Ich muss Bedarfe erkennen und Probleme aus dem Weg räumen, vor allem in Entwicklungsprojekten, in denen sich viele Beteiligte mit unterschiedlicher Arbeitsweise und Fokus einbringen.« 

So besteht ein typischer Tag von Andreas Brochwitz »aus vielen, vielen Absprachen« in meist virtuellen Meetings, in denen Prozesse, Projekte und strategische Themen besprochen werden. »Ein an den PC gebundener Job«, schmunzelt Brochwitz. Was am Arbeitgeber Swissbit besonders sei? Hier sind sich alle drei Gesprächspartner weitgehend einig, Andreas Brochwitz fasst es zusammen: »Unsere Arbeitsweise, die Lösungsorientierung, die Hilfsbereitschaft und Möglichkeit zur Einflussnahme auf Prozesse und mehr – und man muss noch nicht mal umziehen dazu.« 

Über "Die Gehaltsformel der Elektronik"


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