Drahtloses Laden

»Qi wird sich durchsetzen – zu 100 Prozent«

25. August 2016, 7:53 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

The Winner Takes it all

Neben Qi gibt es noch zwei weitere Standards für das drahtlose Laden, die als Alternative in Frage kämen. Wo sehen Sie Qi derzeit im Wettbewerb positioniert?

Grundsätzlich gilt: Weil es darauf ankommt, dass Ladestationen und Geräte zusammen passen müssen, wird es ab einer gewissen kritischen Masse keinen Sinn machen, Geräte auf den Markt zu bringen, die sich nicht mit den Ladestationen des siegreichen Standards laden lassen. Es wird sich also ein einziger Sieger herauskristallisieren und die anderen Standards werden untergehen: The winner takes it all.

Warum sind Sie überzeugt, dass Qi der Sieger sei wird?

Ein konkurrierender Standard hat heute nur rund 1000 Geräte im Feld, der spielt praktisch jetzt schon keine Rolle mehr. Der Rezence-Standard, den vor allem Intel und Qualcom unterstützen, hat seine eigenen technischen Probleme.

Nun ist die Technik ja nicht neu und sicherlich kein Hexenwerk?

Grundsätzlich stimmt das. Dass man Energie über Luft drahtlos übertragen kann, ist schon seit 100 Jahren bekannt und ein Prototyp ist schnell entwickelt.  Die Schwierigkeiten liegen darin, die sogenannten nicht funktionalen Anforderungen erfüllen zu können: Energieeffizienz, Safety, elektromagnetische Verträglichkeit  und Interoperabilität.

Und wo sehen Sie die technischen Probleme für Rezence?

Der Standard arbeitet mit einer Frequenz von 6,78 MHz. Bei einer so hohen Frequenz ist es schwierig, einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen und dazu sind teure Bauelemente erforderlich. Wenn nur 10 W ins System gehen, aber 5 W in Wärme umgewandelt werden, ist das ein ernstes Problem. Denn diese Wärme erhitzt das Handy und das führt zu Problemen, insbesondere auch mit den Sicherheitsanforderungen, die die Sache noch zusätzlich kompliziert machen. Ich bin überzeugt, dass es fast nicht möglich sein wird, bei der hohen Frequenz eine gute Effizienz zu erträglichen Kosten zu erzielen. Außerdem arbeitet der Standard mit nicht fest gekoppelten Spulen. Das hat den Vorteil, dass man hohen Freiheiten bei der Positionierung hat, führt aber auch dazu, dass der Wirkungsgrad sinkt und dass ein hoher Anteil an Störstrahlung in die Umgebung abgestrahlt wird. Gerade im Auto möchte man das nicht haben.

Sie sehen das Auto als einen der treibenden Faktoren für das drahtlose Laden und für Qi an?

Ja, unter den 215 Mitgliedern des WPC sind viele Tier1-Zulieferer für die Automobilindustrie vertreten und schon heute gibt es über 47 Modelle von rund 20 OEMs, die mit Qi-Ladestationen ausgestattet sind, entweder serienmäßig oder zumindest optional. Die Akzeptanz für Qi-Stationen in der Automobilindustrie wächst rasant. Auch das stimmt mich optimistisch, was die Chancen für Qi angeht.

Was macht Apple?

Das würden wir auch gerne wissen! Vielleicht bleibt Apple bei einem proprietären System für das drahtlose Laden. Andererseits stellen über 140 Millionen Handys mit Qi-Transceivern und 65 Millionen Ladestationen, die fast alle Qi-kompatibel sind, schon ein Faktum. Im Fall von NFC ist Apple dem Standard gefolgt, vor allem wohl, um mit den Zahlungsterminals kompatibel zu sein. Vielleicht entscheidet sich Apple dafür, im Bereich des drahtlosen Ladens analog vorzugehen. Aber wir wissen es heute noch nicht.

Derzeit setzt Apple ein proprietäres System ein. Wie unterscheidet es sich von Qi?

Was die Hardware angeht nur unwesentlich, Apple setzte die Komponenten ein, die für Qi vorgesehen sind. Aus der Hardware-Perspektive betrachtet, ähnelt das System von Apple also Qi.

Den Durchbruch für das drahtlose Laden werden die Handys bringen. Werden weiter Geräte folgen?

Da bin ich mir sicher. Es gibt ja beispielsweise schon einen Rasierer von Philips, der mit einer Qi-Ladetransceiver ausgestattet ist. Grundsätzlich können alle tragbaren Geräte bis hin zu Küchengeräten mit Qi versehen werden. Wie vielfältig die Möglichkeiten sind, zeigt schon ein Blick auf die Mitglieder des WPC, zu denen Belkin, Canon, Dell, Haier, HTC, IKEA, LG, Motorola, Panasonic, Philips, Robert Bosch, Samsung, Sony, und Verizon gehören.


  1. »Qi wird sich durchsetzen – zu 100 Prozent«
  2. The Winner Takes it all
  3. Werkzeuge, Drohnen und Küchengeräte
  4. 20 % bestehen den Interoperabilitätstest nicht auf Anhieb

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