Einstone nutzt die Infrastruktur bestehender Lichtinstallationen, z. B. die Stromversorgung. Nennen Sie uns bitte die Unterschiede zwischen Einstone und bereits existierenden Systemen mit Positionssensor. Welche Vorteile hat die Integration in bestehende Lichtinstallationen?
Die Mitnutzung der sowieso notwendigen Beleuchtungsinfrastruktur bietet essentielle Vorteile gegenüber separat installierten Sendern, sogenannten Beacons, die mit Batterie betrieben werden. Durch die Abhängigkeit von der Batterie müssen viele qualitative und funktionale Kompromisse eingegangen werden: Ungenauigkeiten, Latenzen, reduzierte Sicherheitsfunktionen und viele weitere Einschränkungen müssen in Kauf genommen werden, damit ein batteriebetriebenes Beacon nicht schon nach wenigen Wochen seine Funktion einstellt, weil die Batterie leer ist. Das Problem hat insbesondere der Einzelhandel in vielen Tests erkannt und nach einer Lösung verlangt. Wir nutzen die Stromversorgung der Lichttechnik und vermeiden somit energetische Nachteile – selbst wenn das Licht aus ist. Das ermöglicht ein wartungsfreies System und damit minimale Betriebskosten. Ein Batteriewechsel ist nicht notwendig. In der Sendeintensität und dem Funktionsumfang müssen wir keine Rücksicht auf Batteriekapazitäten nehmen. Deshalb ist die Latenzzeit bei Einstone praktisch keine Herausforderung mehr, auch die Signalqualität ist besser. Zudem ist die Installation so einfach wie ein Leuchtmittelwechsel – denn mehr ist es bei der Nachrüstung ja auch nicht. Bei einer Licht-Neuinstallation ist überhaupt kein zusätzlicher Montageaufwand nötig. Niemand muss, im Unterschied zu herkömmlichen Beacons, Sensoren an Wände kleben oder bohren. Durch die Integration in die Lichtinstallation ist zudem der Abstrahlwinkel zu den Nutzern optimiert, dadurch verbessert sich auch der Empfang im Unterschied zu Wandinstallationen. Darüber hinaus sind separat installierte Beacons, sofern nicht perfekt in die Umgebung integriert oder besonders geschützt, auch latent von Vandalismus oder Diebstahl bedroht. Die Einstone-Installation ist dagegen auf den ersten Blick unsichtbar. Auch für die Optik ist dies natürlich attraktiver.
Und was muss bei der Integration in Lichtinstallationen beachtet werden?
Eine Herausforderung war für uns, die Einstone-Technik so stark zu miniaturisieren, dass der Einbau in Lichttechnik problemlos möglich ist. Auch die zusätzliche Wärmeentwicklung war zu berücksichtigen. Das haben wir inzwischen alles gelöst. Die größte Herausforderung besteht für uns mittlerweile in der Kundeninformation: Bei der Installation ist vielen Kunden noch gar nicht bewusst, wie groß die Potenziale eines integrierten Ortungssystems sind. Wir beginnen in der Regel zunächst mit einer Diskussion bezüglich der Anwendung, zum Beispiel der Navigation. Dass aber viele weitere Anwendungen möglich sind und dass das nur noch eine Softwarefrage ist, müssen wir in den Gesprächen immer wieder ins Bewusstsein bringen.
Bisher wird Einstone in LED-Beleuchtungssysteme mit Wellenlängen im sichtbaren Bereich genutzt. Ist es denkbar, dass Einstone in naher Zukunft auch in IR-LED-basierten biometrischen Messsystemen wie Fitness-Armbändern integriert wird?
Der Empfang und damit die Ortsbestimmung ist natürlich nicht auf das Handy beschränkt – jedes Smart-Device mit Bluetooth und entsprechender Software könnte Einstone zur Positionsbestimmung nutzen – auch eine Smart-Watch oder ein Fitnessarmband. Fitnesstracker können mit Einstone im Fitnesstudio nicht nur Vitalwerte analysieren, sondern auch die eigene Position bestimmen und damit etwa das gerade genutzte Trainingsgerät zuordnen.
Einstone ist ein Bindeglied zwischen digitaler und realer Welt. Wie sieht diese Rolle aus Ihrer Sicht aus?
Viele Apps auf Smartphones werden derzeit ortsbezogener. Kartendienste waren hier die ersten, Car-Sharing ist da nur eine von vielen weiteren Apps, die auf den aktuellen Standort zugreifen. Allen solchen ortsbezogenen Apps ist gemeinsam, dass sie das Umfeld des Nutzers mit der digitalen Welt auf Ihrem Smartphone verknüpfen. Das ist aber gar nicht so trivial: GPS ist für viele Anwendungen nicht genau genug, um das notwendige Bindeglied zwischen der digitalen und der realen Welt zu sein. Und hier kommt Einstone ins Spiel: Einstone liefert genaue Ortsbestimmungen für eine Vielzahl von Anwendungen und stellt damit das Bindeglied zwischen digitaler und realer Welt dar. Wir erfinden Ortung und Navigation nicht grundsätzlich neu, sondern eliminieren Begrenzungen.
Vielen Dank für das angenehme und informative Gespräch.
Das Interview führte
Dr. Verena Winkler