»OLED-Displays sind inzwischen aus dem industriellen Bereich nicht mehr wegzudenken«, versichert Ralph Tischer, Product Manager bei Electronic Assembly. Dank des extremen Betriebstemperaturbereichs von –40 bis +80 °C und der schlierenfreien Darstellung seien sie »quasi alternativlos«. Weil die bei EA erhältlichen OLEDs inzwischen eine Betriebsdauer von bis zu 100.000 Stunden erreichen, »haben die OLEDs auch im Bereich Lebensdauer ihre Eintrittskarte für industrielle Applikationen gelöst«. So sind vier neue Longlife-Grafik-OLEDs in verschiedenen Größen mit Pins für die Montage sowie eine USB-Bedieneinheit in OLED-Technik mit integrierter PCAP-Front die Highlights auf der embedded world 2018.
Farb-OLEDs sind nach Überzeugung von Markus Höpfner, Produkt Manager bei Display Elektronik, »nach wie vor kritisch in Bezug auf die Lebensdauer, aber die Akzeptanz steigt – speziell unter Einsatz der Farben Yellow bzw. Weiß«. Die mögliche Konkurrenz-Technik Quantum Dots (patentiert von Samsung) – derzeit ausschließlich in TV-Geräten eingesetzt – »ist im industriellen Einsatz kein Thema«. Eberhard Schill, Manager Marketing & Distribution bei Kyocera Display Europe, konstatiert zwar, dass OLEDs »inzwischen Zugang zum industriellen Bereich finden, doch es bleibt abzuwarten, wie sich die Produktionsprozesse und damit die Kosten entwickeln«. Knackpunkt bei Quantum-Dots sei, dass es für das bislang verwendete Cadmium eine zeitlich limitierte Ausnahmegenehmigung gebe, am Cadmium-Ersatz werde aber derzeit gearbeitet. Ebenfalls noch nicht verfügbar sei eine direkte Ansteuerung von einzelnen Dots: »Dies ist aber zwingend notwendig, um ein reines Quantum-Dots-Display ohne LCD zu erstellen – das wäre dann eine sehr elegante Lösung.« Muster von Panels mit Quantum Dots hat Tianma laut Bickel »schon sehr lange, aber Cadmium ist das Problem, weshalb derartige Displays wahrscheinlich auch niemals den Status der Massenproduktion erreichen werden«. Zumindest mittelfristig setzt man auf OLEDs, hat man doch vor kurzem die zweite OLED-Fabrik in China in Betrieb genommen, wobei allerdings die Stückzahlen von OLEDs für indus-trielle Anwendungen »meistens sehr klein sind«.
Hy-Line beobachtet laut Sosnowsky »den Markt aufmerksam, wir haben aber noch keine OLEDs im Vertriebsprogramm«. Ein Grund ist, dass der für industrielle Anwendungen weitverbreitete Bereich der Diagonalen von 7 bis 24 Zoll von OLEDs derzeit nicht abgedeckt wird. Und die diskutierten Einbrenneffekte (Alterung durch Abnutzung der einzelnen Bildelemente) »steigern nicht das Vertrauen in die Technologie«. Besser sieht die Situation dagegen bei PMOLED-Displays (Passive Matrix OLED) aus mit Diagonalen von bis zu 3 Zoll: Bei batteriebetriebenen Geräten werden sie wegen der im Vergleich zum hinterleuchteten LCD geringen Leistungsaufnahme bevorzugt. Eingesetzt werden PMOLEDs zudem aus designerischen Gründen etwa für die Negativdarstellung mit schwarzem Hintergrund oder weil sie im ausgeschalteten Zustand eine gleichmäßig schwarze Oberfläche garantieren. Skeptisch ist der Hy-Line-Manager bezüglich Quantum-Dots: »Zum einen muss sich der hohe Entwicklungsaufwand für ein neues TFT-Panel rechnen, zum andern ist die Farb-raum-erweiternde Quantum-Dots-Technologie nur dort sinnvoll einzusetzbar, wo es auf die Darstellung von Bildern (Hautfarben, Himmel) ankommt.« Hoffnung bestehe aber in puncto Cadmium-Ersatz, »zumindest im Labor gibt es mittlerweile Quantum Dots, die aus anderen Materialien als Cadmium und Selen aufgebaut sind«.
Bei Distec-Manager Keller herrscht zumindest momentan Skepsis vor, denn »es gibt seitens der Hersteller noch nicht wirklich industrietaugliche OLEDs«. Es würden zwar immer mal wieder die einen oder anderen Prototypen vorgestellt, aber in der breiten Masse sei noch nichts verfügbar. Auf OLEDs hingegen baut jedenfalls Densitron nicht erst seit kurzem: »Wir vertreiben schon seit über 12 Jahren OLEDs an industrielle Kunden«, sagt Corrigan. In der passenden Anwendung seien derartige Displays optimal für Industrieprodukte »durch unschlagbaren Kontrast, weite Blickwinkel und dünne Bauhöhe«. Was Quantum-Dots-Displays anbelange, habe man schon solche Displays auf Messen präsentiert, »wir sehen die Technik allerdings noch als Nische an«. Die Vorteile der Technik liegen in der natürlichen Farbwiedergabe, was in manchen Applikationen von großer Bedeutung sei, »aber die höheren Kosten rentieren sich bei üblichen Industrieanwendungen eher nicht«.