Wie wählen Sie denn die Produkte für die Modellierung und Code-Generierung aus?
SCHWABE: Da spielt sicherlich die Erfahrung eine Rolle! Wir alle haben Gewohnheiten bei der Arbeit, und die möchten wir gerne beibehalten. Zusätzlich gibt es für bestimmte Anwendungen auch noch de facto-Standards. Das alles ist soweit auch in Ordnung.
Allerdings brauchen wir immer wieder auch einen kritischen Blick auf unsere Arbeitsweise. Wir müssen uns permanent selbstkritisch die Fragen stellen: Welche neuen Methoden, welche neuen Tools gibt es? Und wie können wir diese sinnvoll einsetzen? Hier hilft uns die Zusammenarbeit mit Hochschulen sehr – entsprechende Themenstellungen bieten wir regelmäßig im Rahmen von Praktika oder Abschlussarbeiten an.
Im Kontext des Internet-der-Dinge stellt Low-Power sicher auch ein softwareseitiges Entwicklungspotenzial dar?
SCHWABE: Absolut, gerade hier halten wir das Thema Energieeffizienz für sehr wichtig. Und auch das spricht für das Konzept der smarten Sensoren: Die Details der Messung müssen nicht mit dem energiehungrigen Applikationsprozessor gesteuert werden.
Man könnte sogar so weit gehen, dass bestimmte Messungen vom Sensor autonom durchgeführt werden und dieser dann den Applikationsprozessor „aufweckt“. Das würde zu deutlichen Energieeinsparungen führen.
Wo sehen Sie die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von smarten Sensoren?
SCHWABE: Ein großes Entwicklungspotenzial sehe ich persönlich beim Thema Umweltüberwachung: Stellen Sie sich vor, Ihre Kinder besuchen eine KITA, in einem Gebiet mit starker Verkehrsauslastung – etwa in München am Mittleren Ring im Berufsverkehr. Hier stellen sich Eltern sicherlich die Frage nach der Umweltbelastung durch Feinstaub oder Stickoxid. Das ist ein für Sensoren prädestiniertes Anwendungsbeispiel.
Mit Sensoren könnte die Belüftung des Gebäudes gesteuert werden. Während der Rush-Hour wäre dann die Öffnung blockiert oder mit einem Warnsignal versehen. Ein weiteres Beispiel liefert unsere mit eluminocity entwickelte IoT-Straßenbeleuchtung. Diese ist mit Radarsensoren ausgestattet und erhöht den Lichtpegel nur, wenn ein Mensch in der Nähe ist. Das spart Energie und minimiert die „Lichtverschmutzung“.
Abschließend, gibt es noch eine andere Einsatzmöglichkeit für den Drucksensor aus dem Multikopter?
SCHWABE: Ja, natürlich. Unser Drucksensor ist extrem präzise, bei der Höhenmessung führt das zu einer Genauigkeit von +/- 5 cm.
Diese Tatsache können wir uns für eine ganz andere Systemlösung zunutze machen: im Bereich des Einbruchschutzes. Schlägt der Einbrecher eine Fensterscheibe ein oder öffnet ein Fenster, dann führt das kurzzeitig zu einer geringfügigen Druckveränderung. Unser Drucksensor kann das, ausgerüstet mit einem entsprechenden Algorithmus, als Einbruch interpretieren und ein Alarmsystem aktivieren.
Aber bei allen Vorteilen, die die Vernetzung in so einem Smart home oder auch im Internet-der-Dinge mit sich bringt: Die ermittelten persönlichen Daten müssen in jedem Fall bestmöglich geschützt werden. Wir empfehlen „Security by design“. Es kommt also darauf an, das Sicherheitskonzept von Anfang an im Produktdesign zu berücksichtigen.
Chiplösungen von Infineon schaffen auch hier die Basis für robuste Systemarchitekturen.
-Vielen Dank für den spannenden Einblick in das vielfältige Arbeitsgebiet der Sensorentwicklung!
Das Interview führte Dr. Constantin Tomaras im Ressort Mess- und Prüftechnik, beim Entwickler-Magazin DESIGN&ELEKTRONIK.