Dass die Wahrnehmung der Personalabteilung nicht deckungsgleich mit der der Mitarbeiter sein muss, veranschaulicht Feige mit einer Übung. Auf die Frage an die anwesenden Personaler »Was macht für Sie einen guten Arbeitgeber aus?« fallen die üblichen Schlagworte: Worklife-Balance, Weiterbildung, Gehalt, Perspektiven.
Doch häufig bewerten Mitarbeiter diese Einflussfaktoren völlig anders. Wie, das hänge von der persönlichen Situation des Mitarbeiters ab, von seinen Zielen und Erfahrungen, nicht zuletzt von der direkten Führungskraft, der er unterstellt ist, sagt Feige, der selbst lange Jahre Personalchef in verschiedenen Unternehmen war.
»Führung ist ein wichtiger, aber weithin unterschätzter Einflussfaktor«, weiß Feige. »Wertschätzung etwa ist ein wichtiger Klebstoff! Wer nach dem Motto ‚Nicht geschimpft ist genug gelobt‘ agiert, bleibt weit unter seinen Möglichkeiten! Der Wettbewerb ‚Top Job‘ frage auch das ab und sei damit ein hilfreiches Instrument für den Ist-Zustand eines Unternehmens.
Die Gretchenfrage laute also nicht, welches Arbeitgeber-Image man als Personalmarketing-Verantwortlicher gerne entwerfen und medial transportieren würde. Sondern was für die Mitarbeiter einen guten Arbeitgeber ausmacht: die »vermutete« Arbeitgebermarke durch eine »erlebte Arbeitgebermarke« zu ersetzen.
Das Fachwort dafür lautet »Identitätsorientiertes Employer Branding«, die Fragen dazu: Wer wollen wir sein? Was tragen wir dazu bei? Worauf fokussieren wir? Feige: »Wie wir handeln« und »wie wir sein wollen« beeinflussen sich gegenseitig. Vor jeder Employer-Branding-Kampagne sollte, nein müsse also eine Mitarbeiterbefragung stehen.
Dann, als zweiten Schritt, gelte es einen Arbeitgeber-USP zu entwerfen, eine aus dem Marketing entlehnte »Unique selling proposition«, im Employer Branding »Employer Value Proposition« genannt.
Dazu eignen sich Themen wie Firmenkultur, Firmenimage (z.B. Erfolg, Produkte, Innovation, soziales Engagement), Führungskultur, Teamkultur, die Attraktivität der Aufgaben, ein internes Unternehmertum oder Freiheiten, Familienorientierung/Work-Life-Balance, Vergütung, Entwicklungsmöglichkeiten, Weiterbildungschancen, besondere personalpolitische Instrumente, der oder die Standort oder Internationalität.
»Ziel muss ein Employer Branding sein, das zu Ihnen und Ihren Mitarbeitern passt!«, erklärt Feige.