Josef Rosenegger, JTEKT Europe, Hallbergmoos.
Gerne beteilige ich mich mit einem kurzen Erfahrungsbericht zur F-Diskussion. Aber wo fang ich da an...
Vielleicht mal kurz wer wir sind:
JTEKT ist ein global aufgestellter, japanischer Konzern mit ca. 35.000 Mitarbeitern und entsprechenden Milliardenumsatz. Der Bereich, von dem ich berichten will ist die Lenkungssparte des Konzerns. Wir sind Systemlieferant an wohl alle grossen Automobilhersteller. Wir entwickeln und fertigen alle Arten von Lenkungen, von der guten alten Mechanischen bis hin zu hochmodernen Electronic Power Steering Systemen (EPS). Hauptsitz Europa: Lyon.
Wo wir sind:
Ich arbeite im Münchner Büro Hallbergmoos. Im Airport Business Center. Modernes Ambiente mit hervorragender Infrastruktur. Ca. 20 JTEKTler
Was wir wollen:
Im Bereich EPS das Team in München verstärken. Gesucht sind 3 Ingenieure. Schlagworte: Elektronik, HW, SW, Automotive Umfeld, Autosar, FlexRay,...
Wir bieten meines Erachtens wirklich interessante Aufgaben. Zusammenarbeit mit den bekannten deutschen OEMs. Selbstständiges Arbeiten. Interessante Tätigkeiten und auch keine Dumpinglöhne. Ein bißchen Reisen ist auch dabei, z.B. in die schöne Stadt Lyon. Firmenwagen auch möglich, etc.
So, und nun gehts los...
Ich versuche seit nun mehr ca. 3 Monaten diese Stellen zu besetzen. Mit, naja mäßigem Erfolg. Ich nutze dazu all meine privaten Kontakte und Netzwerke. Ein paar Firmen und Leute kenn ich schon... Zusätzlich haben wir 3 Personalvermittler/Headhunter eingeschaltet.
Die Vermittler:
Die Preise für erfolgreiche Vermittlung haben sich natürlich dem Arbeitsmarkt angepasst. Ich überlege, ob ich nicht selbst Vermittler werden sollte ;-)
Standard für Vermittlung ist ca. 20 bis 25K Euro. 2 Agenturen die wir engagiert haben, sind etwas günstiger, da langfristige Zusammenarbeit besteht. Eine weitere hatte ich angefragt: "Nein auf Erfolgsbasis arbeiten wir nicht mehr. Ist nicht nötig, da wir genug zu tun haben..." Na prima.
Die Kandidaten:
Da wir vor allem Leute mit Autosar Know-How (also wirklich Know-How, nicht: Hab ich mal gehört...) brauchen, ist die Auswahl im Moment in Deutschland nicht sehr gross.
Ich habe/hatte bisher folgende Kandidaten aus:
2 x Indien
1 x Mexiko
1 x China
1 x Tunesien
1 x Frankreich
2 x Spanien
1 x Deutschland (mir bekannter Ex Kollege)
1 x Kamerun
2 x Deutschland über Headhunter
Der bekannte Deutsche hatte sich anders entschieden ("Ich mag nicht bis Hallbergmoos fahren"). Die Auswahl an freien Stellen im Grossraum München ist enorm. Die 2 Deutschen vom Headhunter haben nicht ganz die geforderten Qualifikationen, aber wir müssen Kompromisse machen, und sind auch bereit dazu. Gespräche laufen. Mal sehen.
Wir hätten allerdings sehr gute Kandidaten aus dem Ausland. Und da wir ein internationaler Konzern sind, haben wir auch gar kein Problem damit, ausländische Leute einzustellen. Ich bin also nun seit Monaten mit den Indern in Kontakt. Einer der Herren passt sehr gut auf eine freie Stelle. Allerdings machen uns die deutschen Behörden das Leben nicht leicht. Im Moment läuft eine Arbeitsmarktprüfung. Vielleicht findet die Bundesagentur für Arbeit ja einen Deutschen. Diese Prüfung dauert Wochen.
Das kann dazu führen, dass der Inder sich für einen anderen Weg entscheidet. Zudem hab ich lange mit der Bundesagentur diskutiert. Was wir denn wirklich brauchen. Weiß die BA überhaupt, was sie prüfen soll? Nein, weiß sie nicht. Nicht so genau halt...sagten die mir. Warum dann die lange Prüfung? "Das ist halt so." Mir geht der Hut hoch bei solchen Aussagen! Und Entschuldigung, das Gelaber unserer Politiker, allen voran Herr Seehofer bzgl. den auslaädischen Fachkräften kann ich nicht mehr hören. Gerne schicke ich die Profile der Vakanzen an die Bayerische Staatsregierung mit der Bitte um Besetzung.
Zum 1.1.2011 kann ich bisher nur einen Erfolg berichten: Ein Consultant von Altran wird bei uns für ein Jahr arbeiten, um die größten Katastrophen zu lindern. Das ist aber eben auch nur eine Notlösung. Und auch Altran hat natürlich Probleme, die richtigen Leute zu finden und anzubieten.
Resumee:
In unserer Firma ist der Fachkräftemangel schon jetzt ein großes Problem. Manche Projekte können wir daher schon nicht mehr wie gewünscht oder benötigt planen / starten. Die Hürden, Ingenieure aus dem außereuropäischen Ausland einzustellen, sind hinsichtlich des Mangels in Deutschland unverhältnismäßig hoch.