»Die Auswahl an Leuten mit Autosar Know-How ist im Moment in Deutschland nicht sehr groß.«

Sie suchen vergeblich: die einen nach Jobs, die anderen nach Ingenieuren.

7. Dezember 2010, 11:57 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 5

»Ingenieure sind durchaus zu bekommen, für mich aber momentan zu teuer«

Helmut Frühwirth,  Weinstadt:

Ich schreibe Ihnen, da mich das Thema seit Jahren enorm aufregt. Leider muss ich dazu ein wenig ausholen. Ich war bis Ende 2007 Entwicklungsleiter einer kleinen mittelständischen Firma, die für die Automatisierungstechnik und Automotive-Testumgebung µC-Steuerungen baute. Wir hatten tatsächlich manchmal das Problem, dass wenig Bewerbungen eingingen. Dann kam auf, dass Osteuropäer und Inder viel besser ausgebildet seien als unsere Ingenieure. Wir stellten eine jungen Ukrainer als Praktikanten ein und stellten fest, dass 90 Prozent seiner angeblichen Kenntnisse nicht vorhanden waren. Wir  mussten das Praktikum abbrechen. Die meisten Bewerber aus aller Herren Länder waren beim zweiten Hinsehen »nur Schrott«.

Ende 2007 musste unsere Firma wegen der Insolvenz unserer Muttergesellschaft verkauft werden. Ich wurde zwar übernommen, hatte aber von nun an nur noch unwesentliche Aufgaben. Ich war zu diesem Zeitpunkt 51 Jahre alt und meine Bewerbungen waren erfolglos. Ich entschloss mich deshalb, mit einem Partner Anfang 2008 eine Entwicklungsfirma zu gründen. Die Wirtschaftskrise erwischte uns voll und mein Partner stieg Anfang 2009 aus. Seitdem schlage ich mich alleine durch. Zeitweise habe/hatte ich einen Angestellten. Ingenieure sind durchaus zu bekommen, für mich aber momentan zu teuer, da es (immer noch) sehr schwierig ist, vernünftig kalkulierte Entwicklungs-Aufträge zu bekommen.

Kaum scheint die Krise überwunden zu sein, schreien die großen Firmen schon wieder nach ausländischen Fachkräften, obwohl es bei uns noch im Land ein sehr hohes brach liegendes Potential an Entwicklern bzw. Fachkräften gibt (die wir zum Teil mit unseren Steuern unterhalten müssen). Man meint, man könne Arbeitskräfte wie Waren einfach weltweit einkaufen. Zunächst funktioniert das auch, weil die Arbeitskräfte oft mit sehr niedrigem Gehalt einsteigen (und später erst merken, wie teuer das Leben hier ist). Es kommen dann nicht nur Arbeitskräfte, sondern früher oder später Familien mit allen Problemen in religiöser oder kultureller Hinsicht. Hat man denn immer noch nicht dazu gelernt? Wir zahlen heute alle für die falsche Politik der vergangenen Jahrzehnte und nicht die Firmen, die damals billige Arbeitskräfte einstellten.  

 

 

 


  1. Sie suchen vergeblich: die einen nach Jobs, die anderen nach Ingenieuren.
  2. Schlechter Ruf schreckt Bewerber ab
  3. Berufsanfänger ohne Chance
  4. »Eine hervorragende Ausrede, um von Fehlern im Management abzulenken!«
  5. Wunschkandidat - doch die Geschäftsleitung will nur Junge!
  6. »Ingenieure sind durchaus zu bekommen, für mich aber momentan zu teuer«
  7. Viele Stellenangebote gibt es real gar nicht!
  8. »Manchmal könnte man bei den Anforderungen echt zusammenbrechen«
  9. »In unserer Firma ist der Fachkräftemangel schon jetzt ein großes Problem.«
  10. Mehr aufklärender Journalismus erwünscht!

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