Felix Winter, München (Name auf Wunsch geändert):
Ich bin Dipl.-Ing. (FH), 58 Jahre alt, und habe mich kürzlich bei einem mittelständischen Unternehmen beworben. Ich wurde sogar zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die beiden bei dem Gespräch anwesenden Fachvorgesetzte signalisierten eindeutig, dass ich ihr Wunschkandidat sei. Dennoch kam einige Tage später die Ablehnung mit einer seltsamen Begründung: Das Profil des Arbeitsplatzes würde nicht zu dem meinen passen. Dabei wäre ich aufgrund meiner Berufserfahrung an meinem neuen Arbeitsplatz sofort einsetzbar gewesen, und das wurde auch bei dem Bewerbungsgespräch seitens des Arbeitgebers so bestätigt. Der wahre Grund für meine Ablehnung (den ich aus dem Umfeld des Unternehmens erfahren habe) war mein Alter – die Geschäftsleitung verfolgt eine Strategie der „Verjüngung“ der Belegschaft. Das darf sie aber nicht öffentlich sagen, denn eine solche Strategie ist einfach nur eines: kriminell.
Bittere Pointe: Die Ablehnung erhielt ich just an dem Tag, als unsere Arbeitsministerin in Berlin die leicht gestiegene Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer als Erfolgsmeldung herumreichte (von wegen Erfolg: immer noch unter 35 Prozent!)
Leider stelle ich fest, dass dieser Aspekt in der Berichterstattung über den Fachkräftemangel regelmäßig totgeschwiegen wird. Als Leser Ihres Newsletters und als nicht mehr ganz so junger Arbeitnehmer möchte ich anregen, dieses Thema offener anzupacken.