Das erste K steht für Köpfe: Ein Drittel der Hochschulabsolventen in Deutschland wolle lieber in den öffentlichen Dienst, anstatt das Risiko einer Unternehmensgründung auf sich zu nehmen.
Für Lindner eine gefährliche Schieflage: »Das Unternehmerbild, das hier in Deutschland vermittelt wird, ist nicht realistisch. Alter Kerl mit Zylinder, Stock und Zigarre, der seine Fließband-Beschäftigten ausbeuten will, um Profit zu machen.«
Um diesen Eindruck gerade zu rücken, brauche es mehr Seriengründer an den (Hoch-)schulen, die den ‘richtigen’ Unternehmergeist vermitteln. Dass es nicht darum gehe, schnell Cash zu machen. Sondern um Freude am Produkt, um Freude am Schöpfen. Und um Enthusiasmus.
Köpfe, das bedeute auch Fachkräfte. »Der Markt in Deutschland ist leergefegt«. Ein Mittel: Einwanderung.
Lindner erzählt bewundernd vom sicheren Instinkt des Emanuel Macron, der per Videobotschaft in englischer Sprache amerikanische Forscher und Fachkräfte aus der Energietechnik aufgefordert hatte, nach Frankreich zu kommen, nachdem Präsident Trump das Klimabündnis von Paris gekündigt hatte. »Warum kann nicht einmal Deutschland so cool sein?« ruft er der Zuhörerschaft zu. Deutschland habe ja noch nicht mal ein Einwanderungsgesetz.
I wie Infrastruktur: Meint vor allem Bandbreite im ländlichen Raum. Denn digitale Dienstleistungen als Geschäftsmodell umzusetzen und weltweit zu skalieren, das sei momentan nur in und aus den Metropolen heraus möglich. Für Cloud- und Streaming-Dienstleistungen oder auch autonomes Fahren sei aber eine flächendeckende digitale Infrastruktur unerlässlich, und »wir sind in Europa ganz hinten«.
Schweden hingegen habe 40 Prozent Glasfaserdichte, Deutschland nur 2 bis 3 Prozent. »Da muss Tempo rein«, wirbt Lindner und nennt einen möglichen Hebel: Da die Telekom vom Staat ja mehr oder weniger zum Monopolisten gemacht werde auf der sogenannten letzten Meile, sollte er seine Telekom- und Post-Aktien am besten verkaufen und den daraus erlösten, zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag in einen Masterplan »Glasfaserausbau im ländlichen Raum« investieren. Wettbewerblich vergeben und privat geleitet.
Zweite Hausaufgabe, Stichwort öffentliche Verwaltung. Die müsse digitaler und bürokratieärmer werde. In den Daten sieht Lindner sogar potenzielle Geschäftsmodelle schlummern und will den Zugriff auf Bahnverkehr oder Wasserverbräuche gestatten, in Form anonymisierter Zahlen. Um daraus Business-Ideen zu generieren. Lindner: »Das sind jedes Jahr mehrere Milliarden Euro, die uns entgehen, weil der Staat da keine Schnittstellen liefert.«
GmbH-Gründungen innerhalb weniger Tage und Steuererklärung innerhalb von zwei Minuten zieht er auch noch aus dem Ärmel. Wo das geht?