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»Es geht um die Demokratisierung der Produktion«

2. Mai 2017, 9:27 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Würden Maker mit einem Board von Infineon arbeiten wollen? 

Würden Maker mit einem Board von Infineon arbeiten wollen? 

Das bisher bekannteste Board ist der Arduino, übrigens entwickelt von einem Designer. Sein Interface ist so erfolgreich, weil es so eingängig ist und deshalb zum Quasi-Standard wurde. 
Ich würde Infineon dringend empfehlen, seine Mikrocontroller ebenfalls offen für diesen Standard zu halten. Dazu kommt: Ein Prototyp mit dem Arduino ist heute schnell gebaut. Aber was ist, wenn es um größere Stückzahlen, Qualität und Nachhaltigkeit geht? Auch hier ist Infineon mit im Spiel. 

Heute kann man recht schnell lernen, wie ein Mikrocontroller funktioniert. Und auch damit arbeiten, für die eigenen Ideen nutzen, wie das Mikrocontroller-Board »Ledunia« von Christian Zeh zeigt. Sein Ziel ist es, die Usability zu steigern für Iot und Industrie 4.0. Der Kleinstcomputer mit USB-Anschluss an den PC deckt die gängigsten Programmiersprachen ab. Man kann damit entwickeln, Messgeräte und Sensorik anschließen und auswerten und die Date in eine Cloud oder ein Hub übertragen. 

Der selbstentwickelte Microcontroller findet im Augenblick über die Crowdfunding Plattform Kickstarter weltweite Verbreitung und ist unter »the IoT dongle to go« - voll kompatibel mit Arduino, aber mit ESP8266 Microchip-Technologie viel leistungsfähiger. 

Ein Beispiel wie man es einsetzen kann?

Christian Zeh hat bei sich zuhause mit Ledunia eine Smart Home-Anwendung programmiert, bei der sich bei zu hoher Co2-Konzentration im Zimmer seiner Tochter - also schlechter Luft - automatisch das Wlan abschaltet. Also erst das Fenster geöffnet werden muss, um wieder WLAN zu haben. Auf der Make Munich werden solche praxisnahen Do-it-yourself-Beispiele vorgestellt.  

Um auf die Nachwuchsförderung zurück zu kommen: will ein Maker überhaupt in Konzernen arbeiten?

Da gibt es Unterschiede. Ein Maker, der immer schon ein Start-up gründen wollte, wird da nicht landen. Aber der normale Maker hat nebenher ja auch einen ganz normalen Beruf, beschäftigt sich aber nebenher intensiv mit seinem Thema, dass er vielleicht auch in die Arbeit mitnehmen kann. Dass das funktioniert, zeigt das Arbeitszeitmodell von Google 4+1, das in Deutschland auch der Embedded-Spezialist Itemis anbietet. Ein Tag in der Woche zur freien, kreativen Verfügung bei vollem Lohnausgleich! Der Hintergedanke funktioniert: Innovation und Kreativität in die Unternehmen tragen. 

Denn eines unserer Probleme in der heutigen Arbeitswelt ist ja: wir sind hochspezialisiert, hoch arbeitsteilig. Der Nachteil dabei ist, dass der Mensch sich dabei häufig verliert, durch Routine, Langeweile. Das Beeindruckende an der Maker-Szene ist ja diese unglaubliche Motivation. 

Ist die Maker-Szene also die bessere MINT-Initiative?

Initiativen wie »MINT-Zukunft schaffen« spezialisieren sich vor allem auf die Kinder. Das Tolle an der Maker-Szene ist, dass hier so viele zusammenkommen, von alt bis jung. MINT ist ein Schul-Thema, eine Industrie, die leider auch dadurch erschlafft. 

Die Elektronikbranche muss extrem aufpassen, weil sie ein unglaubliches Nachwuchsproblem hat. In dem Zusammenhang ist es auch die Geschlechter-Verteilung, die viele Firmen fasziniert: Die Maker-Szene möchte divers sein und zieht erstaunlich viele Frauen an, integriert Frauen wie selbstverständlich. Makerinnen wie z.B. die Kunstpädagogin Anna Blumenkranz, die Fashion-Design mit Elektronik zu Wearables verbindet. 

Naja, auch wir sind noch nicht bei 50:50 angelangt. Auch wir von der Make Munich bemühen uns um mehr Frauen. Frauen begeistern sich ja gerade für das Interdisziplinäre, dass die Maker-Szene ausmacht. Das vernetzte Denken ist eine große Stärke gerade von Frauen. 

Was ich der Elektronikbranche mitgeben möchte: Denkt auch an die Interdisziplinarität – das ist das, was Euch befördern kann! 

Das Gespräch führte Corinne Schindlbeck


  1. »Es geht um die Demokratisierung der Produktion«
  2. Würden Maker mit einem Board von Infineon arbeiten wollen? 

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