»Ich lebe in Wien, habe hier als Jugendlicher eine Lehre als Radio-und Fernsehmechaniker gemacht und danach nur sehr kurz in diesem Bereich gearbeitet. Nach einigen anderen Tätigkeiten habe ich eine berufsbildende, höhere Schule absolviert und mich zum Elektroniker ausbilden lassen. Nach der Ausbildung war ich 35 Jahre alt und hatte praktisch keine Chance, Arbeit zu finden. Nach sechsmonatiger Suche ist es mir trotzdem gelungen, in einer Entwicklungsabteilung für Elektronik als qualifizierte Fachkraft unterzukommen. Über 3 Jahre später kam dann die Wirtschaftskrise und ich war dem Unternehmen zu teuer, weil es junge Kollegen gab, die es um ca. 500 Euro brutto/ monatl. weniger machten. Danach habe ich wieder sechs Monate vergebens gesucht und hätte vermutlich heute immer noch keine Arbeit, wenn ich nicht in einer Schule als Lehrer untergekommen wäre.
Ich kann die Ansicht vieler Leser nur voll bestätigen. Es gibt keine Jobs für Elektroniker, zumindest nicht in Wien. Wo auch? Die Elektronikindustrie (Phillips, Grundig, Siemens) etc. existiert schon lange nicht mehr bzw. ist fragmentiert oder neu strukturiert und siebt gewaltig. Es gibt einige kleinere Betriebe, die Leute suchen, für die Bereiche Leistungselektronik, Schaltnetzteile, HF-Spezialisten (EMI), etc. Doch kann die breite Masse an Absolventen hier keinesfalls bedient werden. In jedem Fall müssen sie das Jobprofil zu 100 Prozent erfüllen. Zu dem kommt das Unwesen der Leihfirmen bzw. Subunternehmen oder Personalbereitsteller. Es ist kaum möglich, bei einem Unternehmen direkt angestellt zu werden.
Dies wirft ein recht eindeutiges Bild auf den Jobmarkt im Bereich Elektronik. Gleichzeitig wird überall zu einem Technik-Studium motiviert. Ich halte das für eine große Täuschung. Es gibt relativ wenige Jobs für erfahrene Spezialisten und das war es dann auch schon. Wo sollen die Hundertschaften von HTL-, Uni- oder Fachhochschulabsolventen jedes Jahr unterkommen? Das ist doch Unsinn.
Ich bin nicht extrem erfahren, aber habe immerhin als Radiomechaniker das fundamentale, elektrotechnische Rüstzeug gesammelt, dann eine fünfjährige Ausbildung mit Matura (Abitur) und Diplomarbeit absolviert und über 3 Jahre in einem einschlägigen Elektronikunternehmen gearbeitet.
Mit diesem Lebensweg hätte ich vielleicht mit 25 Jahren eine kleine Chance gehabt,aber mit 42 ist die Sucherei sinnlos.