Leserbriefe

»Ältere« Ingenieure - welche Job-Erfahrungen sie machen

25. August 2010, 14:02 Uhr | Corinne Schindlbeck
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»Wenn Bewerber über 50 nur in ganz seltenen Ausnahmefällen eingestellt werden, frage ich mich schon, wie die Rente mit 67 funktionieren soll.« schreibt uns Jakob Müller (53), der seit Januar auf Jobsuche ist:

Wenn überhaupt, gibt es nur einen Mangel an jüngeren Ingenieuren mit ca. drei Jahren Berufserfahrung und 100-prozentiger Übereinstimmung mit dem Anforderungsprofil des Unternehmens. Ingenieure über 50 landen auf dem Abstellgleis. Ich selbst bin 53, Elektro-Ingenieur und seit letztem Jahr arbeitssuchend (entlassen wegen Umsatzrückgang als Folge der Krise). Zunächst dachte ich, dass sich eine gute Ausbildung, lange Erfahrung und ein breites Know-how positiv auswirken, wenn es in der Wirtschaft wieder aufwärts geht. Nach inzwischen 150 qualifizierten Bewerbungen zwischen Januar und August bezweifle ich die Chancengleichheit. Arbeitssuchende über 50 werden von Haus aus aussortiert, besonders Bewerbungen bei großen Firmen und bei größeren Personalberatern kann man sich gleich sparen. Erfahrung ist zwar gut, wenn man sie hat, aber am Besten, wenn man maximal 35 Jahre alt ist. Ich sehe mich noch nicht als Frührentner, habe mich durch ein halbjähriges Praxiskolleg in den Bereichen Betriebswirtschaft, Marketing- und Vertriebsmanagement auf den neuesten Stand gebracht, biete zwei Wochen Probearbeiten an, meine Gehaltsvorstellungen liegen eher im unteren Bereich, bevorzuge zwar den Großraum München, würde aber auch für eine interessante Stelle umziehen. Ich habe auch schon Stellenanzeigen gelesen, da wurde eine Senior-Position vergeben, im Wunschprofil stand Anfang 30. Wenn ein 30-jähriger schon Senior ist, was ist dann ein 50-jähriger? Ein Greis, der auf dem deutschen Arbeitsmarkt nichts mehr zu suchen hat und gefälligst in Rente gehen soll? Wenn Bewerber über 50 nur noch in ganz seltenen Ausnahmefällen eingestellt werden, frage ich mich schon, wie die Rente mit 67 funktionieren soll. Wehe, wenn jemand von der Generation 50+ seinen Job verliert. Es ist auch zu einfach, zu behaupten, arbeitslose Ingenieure wären nicht vermittelbar, wenn sie länger als wenige Monate arbeitslos sind. Es wird sicher solche Fälle geben, nur ist es bestimmt nicht die Regel. Was Zeiträume angeht, sollten sich manche Unternehmen auch fragen warum sie 2 bis 3 Monate (manche sogar 5 Monate) benötigen für eine Absage, in der dann z.B. folgender Satz vorkommt: »Es haben uns andere Bewerber mehr von der Passgenauigkeit ihrer Qualifikation in Bezug zu unserem Anforderungsprofil überzeugen können«. Ich würde gerne ein Thema für eine Umfrage Ihrer Redaktion anstoßen mit der Fragestellung: Kennt jemand ein Unternehmen, dass in diesem Jahr einen 50+- Ingenieur eingestellt hat? Auf das Ergebnis wäre ich sehr gespannt.

Jakob Müller, Wolfratshausen. Jakob.Mueller@ilo.de.

 


  1. »Ältere« Ingenieure - welche Job-Erfahrungen sie machen
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