Weil der PC-Markt einbricht, will Intel in Marketing und Vertrieb bis zu 20 Prozent der Stellen streichen. Ob Intel auch an den geplanten Investitionen sparen will, ist noch nicht bekannt.
Marketing und Vertrieb sollen die Entlassungen am härtesten treffen, wie Bloomberg berichtet. Intel wolle Einzelheiten dazu noch in diesem Monat bekannt geben, wahrscheinlich um den 27. Oktober, an dem Intel die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal verkündet. Im Juli dieses Jahres hat Intel 113.700 Mitarbeiter beschäftigt. Die letzte große Entlassungswelle hatte es 2016 gegeben. Damals strich das Management von Intel 12.000 Arbeitsplätze, was 11 Prozent aller Mitarbeiter entsprach.
Intel muss mit gleich mehreren Problemen kämpfen: Das Unternehmen hat Marktanteile verloren, unter anderem an den Erzrivalen AMD. Die Margen sind stark gefallen und lägen jetzt laut Analysten um 15 Prozentpunkte unter den in guten alten Zeiten üblichen 60 Prozent. Der Umsatz werde in diesem Quartal um 15 Prozent sinken. Zudem ist Intel technologisch gegenüber TSMC und Samsung deutlich zurückgefallen.
Deshalb hatte der Aktienkurs von Intel schon vor dem Einbruch im PC-Markt stark gelitten: Aktuell sind die Aktien weniger als die Hälfte wert als noch zu Beginn des Jahres. Doch allein im vergangenen Monat sind sie um 20 Prozent gesunken.
Pat Gelsinger, seit Anfang 2021 CEO von Intel, kämpft seit seinem Amtsantritt darum, die Marktanteile wieder zurückzuerobern und den technischen Rückstand aufholen. Das wäre auch dringend nötig, denn die neusten Prozessoren, die mit Hilfe der modernsten Technologien gefertigt werden müssen, kann Intel nicht in den eigenen Fabs herstellen. Derzeit beherrschen nur Samsung und TSMC diese Technologien. Intel lässt deshalb bei TSMC produzieren, die auch AMD als Foundry nutzt.
Ziel von Gelsinger ist es, den Technologierückstand bis 2025 aufgeholt zu haben und er will selber groß ins Foundry-Geschäft einsteigen. Dazu sind riesige Investitionen erforderlich. In den USA will Intel neue Fabs am Standort Ohio für 20 Mrd. Dollar bauen – mit der Aussicht, dort langfristig 100 Mrd. Dollar zu investieren. In Deutschland plant Intel eine Fab in Magdeburg für 17 Mrd. Euro zu errichten, 12 Mrd. Dollar sollen in den Ausbau der Aktivitäten in Irland fließen, 4,5 Mrd. Dollar in den Bau einer Packaging-Fab in Italien.
Da kommt es höchst ungelegen, dass nun auch noch der PC-Markt einbricht. Laut Gartner ist er im dritten Quartal dieses Quartals gegenüber dem Vorjahresquartal um 19,5 Prozent abgestürzt. Große Kunden von Intel wie Dell, HP und Lenovo müssen bereits starke Umsatzeinbußen hinnehmen.
Ob jetzt die Investitionen auch gekürzt werden? Darauf angesprochen, ob der Abschwung im Halbleitergeschäft Einfluss auf die Ausbaupläne für Ohio nehmen könnten, sagte Pat Gelsinger gegenüber Reuters Ende Juli: »Das sind langfristige Investitionen. Es dauert vier bis fünf Jahre, um Fabs dieser Größenordnung zu bauen und hochzufahren.« Über solche Investitionen würde nicht auf Basis von Quartalszahlen entschieden. Als er die Zahlen für das zweite Quartal verkündete, hatte er bereits erklärt, die Ausgaben in diesem Jahr senken und während der zweiten Jahreshälfte zusätzliche Maßnahmen ergreifen zu wollen.