Außerdem sei es nun laut Pöchmüller auch keine Schwierigkeit mehr, das System anderen Speichertypen anzupassen, weil die Kanäle programmierbar sind. Das Ziel besteht darin, in einem zweiten Schritt auch LPDRAMs testen zu können; im dritten Schritt sollen Versionen für den Test von Flash-ICs, MRAMs und FRAMs folgen.
Sobald das komplette System ab Mitte 2023 läuft, kann Neumonda Zehntausende von DRAMs pro Monat testen, um zu prüfen, wie sich die Kontakte beispielsweise unter Temperaturschwankungen von –40 bis +125 °C verhalten, wie sich mechanische Spannungen unter realen Testbedingungen auf die Komponenten der Leiterplatte auswirken, etwa ob die Sockel die Belastungen aushalten, ob die Federkontakte ausreichen oder gelötet werden muss und wie sich die FPGAs unter der realen thermischen und mechanischen Belastung verhalten. Die Erfahrungen, die dann über ein halbes Jahr gesammelt werden, sollten ausreichen, um schlussendlich zu einem stabilen System für den Fabrikeinsatz zu führen.
Neumonda Technology hat also ein vollkommen neues Testsystem entwickelt. Doch das Ziel besteht laut Pöchmüller ganz und gar nicht darin, neue Tester für Speicher-ICs auf den Markt zu bringen: »Wir haben das Testsystem im ersten Schritt entwickelt, um unabhängig zu werden und schnell eigene DRAM-Produkte entwickeln und testen zu können.«
Zunächst will Neumonda ihre Kunden davon überzeugen, dass die eigenen, auf die realen Einsatzumgebungen der Speicher-ICs zugeschnittenen Tests besser geeignet sind als die traditionellen Testmethoden – und viel günstiger und flexibler. Damit kann sich Neumonda differenzieren. Parallel dazu will Neumonda Kontakt zu Speicher-IC-Herstellern aufnehmen und nach Kooperationsmöglichkeiten suchen, um deren Test-Flow zu revolutionieren. Das würde die Ausbeute bei den IC-Herstellern kräftig in die Höhe treiben. Im Gegenzug möchte Neumonda Zugang zu Wafern erhalten, um auch in Zeiten von Halbleiterknappheit bevorzugt beliefert zu werden.
Außerdem böte es sich laut Pöchmüller auch an, mit IC-Tester-Herstellern Kontakt aufzunehmen, die den IP und die Test-Patterns von Neumonda ebenfalls lizenzieren könnten. Selber will Neumonda keine Hardware entwickeln und auch keine Speicher-ICs designen. Aber auf Details zu künftig möglichen Geschäftsmodellen will Peter Pöchmüller zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingehen: »Es würde schon ein Traum in Erfüllung gehen, wenn die Anwender die Vorzüge unserer Testmethode über die nächsten Jahre erkennen – denn sie würden damit nicht zuletzt an Unabhängigkeit gewinnen.«
Neumonda und die Buried-Wordline-DRAM-Zelle
Prof. Peter Pöchmüller hat zwischen 2006 und 2008 maßgeblich an der Entwicklung der Buried-Wordline-DRAM-Zelle bei Qimonda mitgewirkt. Die Technologie wurde noch an Industriepartner lizenziert, bevor Qimonda Insolvenz anmelden musste. Später hatten andere Waferhersteller die Buried-Wordline-Technologie von der insolventen Qimonda übernommen. Inzwischen »verbreitete sie sich auf wundersame Weise in der gesamten DRAM-Industrie«, wie Peter Pöchmüller formuliert.
Heute gibt es praktisch keinen anderen DRAM-Zellentyp, den Peter Pöchmüller und sein Team selbstverständlich genau kennen. Lediglich wie sie verschaltet sind, das sogenannte »Daten-Scrambling«, bleibt das Geheimnis der jeweiligen Hersteller. Das ist allerdings für die Testmethode von Neumonda kein Problem: »Mit vier bis fünf Test-Patterns können wir die möglichen Variationen abdecken, wir können uns mit unserer Testmethode die Zeit dafür ohne Weiteres leisten«, sagt Pöchmüller. Nach der Insolvenz von Qimonda hatte er an der Rettung der Einheit in China gearbeitet und kam dabei auch in Kontakt zu Intelligent Memory, die ursprünglich 1991 in Hongkong als Fabless-Speicher-IC-Hersteller gegründet worden war und seit 2014 unter Intelligent Memory firmierte.
Jetzt lässt Peter Pöchmüller, der über 100 Patente im Speicher-IC-Umfeld hält, sein Know-how in den Test der DRAMs einfließen, die er ursprünglich bei Qimonda mitentwickelt hat. Die Methode von Neumonda ist so flexibel angelegt, dass sich später auch alle weiteren Speichertypen wie Flash, MRAMs und FRAMs testen lassen.
Die Ende 2021 aus einem Management Buy-out unter Führung von Walden International gegründete Neumonda-Gruppe hat ihren Namen also nicht von ungefähr erhalten. Mit ihren drei Töchtern Neumonda Technology, Intelligent Memory und Memphis verfüge die Neumonda-Gruppe jetzt über einzigartiges Know-how durch die gesamte Supply Chain für Speicher-ICs und Speichermodule einschließlich des Tests – laut Pöchmüller die Voraussetzung für den künftigen Erfolg auf dem Markt für Speicherprodukte für Industriekunden.