Chipmarkt

»Die richtige Balance finden«

22. Oktober 2021, 10:27 Uhr | Heinz Arnold
Heinz Arnold
© WEKA FAchmedien

Der Chipdesigner Arm ist aktuell so etwas wie das letzte Stück Torte auf einem Kindergeburtstag. Viele wollen es, aber wenn es weg ist, ist das Geschrei groß. Dabei ist die Übernahme durch NVIDIA noch gar nicht in trockenen Tüchern. Was ist da also los im Chip-Markt?

Was ist passiert? Nvidia möchte Arm übernehmen, was wahrscheinlich nicht genehmigt wird. Qualcomm hat sich ebenfalls gemeldet, um Arm – vielleicht auch gemeinsam mit anderen Unternehmen zu kaufen. Derzeit gehört die ursprünglich in England gegründete Arm zu der japanischen Softbank, die sich aber von dem Unternehmen trennen will. Kürzlich hatte die österreichische Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck erklärt, dass der Verkauf von Arm für Europa ein Super-GAU wäre. 

Sie sagte dies auf einer Pressekonferenz von AT&S. Dort verkündete der österreichische Spezialist für High-End-Leiterplatten, IC-Substrate und Packaging-Technologien, am Hauptsitz Leoben 500 Mio. Euro in den Aufbau eines F&E-Zentrums stecken zu wollen. Im Rahmen eines Important Project of Common European Interest (IPCEI) unterstützt Österreich dieses Vorhaben. 

Da stellt sich die Frage, warum viel Geld ausgegeben wird, um derartig wichtige Elemente der Halbleiterlieferkette mit öffentlichen Mitteln zu fördern und in Europa aufzubauen, wenn die in Europa glücklicherweise schon bestehenden Technologien einfach in andere Weltregionen verkauft werden. Die Frage stellte Schramböck auch in Zusammenhang mit Siltronic. Den einzigen großen europäischen Wafer-Hersteller beabsichtigt die taiwanische GlobalWafers zu kaufen. Schramböck setzt sich deshalb auf EU-Ebene dafür ein, den Verkauf europäischer High-Tech-Unternehmen in andere Weltregionen zu verhindern.   

Andererseits dürfte es kaum zielführend sein, hohe Mauern um Europa zu bauen und alles selber produzieren zu wollen. Das käme am Ende viel zu teuer – wenn es überhaupt jemals funktionieren könnte. Zielführend wäre es genau so wenig, stur nach der reinen Lehre der liberalen Marktwirtschaft vorzugehen, wenn sich andere in den übrigen Weltregionen nicht daran halten. Das wäre naiv. Die Kunst besteht also darin, die richtige Balance zu finden: einerseits offen zu sein, andererseits sich aber auch nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Das muss immer wieder neu von Fall zu Fall entschiede werden. Eine allgemeingültige Antwort dürfte sich kaum finden lassen. 
 


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