Während es in den Beziehungen zwischen den USA und China frostig wird, weht im Verhältnis zwischen Japan und China ein Frühlingslüftchen.
Kommende Woche treffen sich der chinesische Präsident Xi Jinping und der japanische Premierminister Shinzo Abe in Peking, um über Kooperation im Technologiesektor und über IP zu sprechen. Ein »Innovation and Intellectual Property Dialogue« soll noch in diesem Jahr aufgenommen werden. Zudem nimmt Abe an einem Forum Teil, auf dem es um die Zusammenarbeit beider Länder in Drittstaaten geht. Die regierungsnahe chinesische Publikation Global Times sieht Thailand bereits als einen Modellstaat an, in dem die japanisch-chinesische Zusammenarbeit Früchte tragen könnte. Mit dem dreitätigen Besuch Abes in China zeigt sich auf oberster Ebene eine Annäherung, die schon zu verschiedenen Abkommen geführt hat.
So haben die Japan Automobile Manufacturers Association and the China Association of Automobile Manufacturers kürzlich ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, in dessen Rahmen beide Verbände sich auf gemeinsame Standards einigen wollen und den Austausch von Ingenieuren vorsehen.
Ende August hatten die japanische CHAdeMO mit dem China Electricity Council vereinbart, gemeinsam einen Standard für ultraschnelle Ladestationen zu entwickeln, um einen weltweit gültigen Standard zu etablieren.
Offenbar will Japan die Beziehungen zu China im Zeichen der steigenden Spannungen zwischen China und den USA nicht abreißen lassen. Masayoshi Son, der Gründer von Softbank, hatte vor einiger Zeit – noch unter dem Eindruck der Auseinandersetzung um ZTE – davor gewarnt, sich von nur einem Land allzu sehr abhängig zu machen. Eine Ansicht, der sich Jack Ma, Gründer von Alibaba, aus seiner Sicht nur anschließen konnte.
Japans Industrie könnte von guten Beziehungen profitieren. Gerade auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz, die Masayoshi Son als die entscheidende Zukunftstechnik ansieht und um die herum er über Softbank und den Vision Fund in ein weltweites Netz von IC-Herstellern bis zu Service-Anbietern investiert. Denn zum Aufbau von KI-Systemen ist es erforderlich, an möglichst viele Daten zum Training heranzukommen. Nirgends gibt es mehr als in China. Das ist für japanische Unternehmen sicherlich interessant.
Außerdem sind neben den bekannten Schwergewichten in China zahlreiche sehr agile und hoch bewertete KI-Start-ups entstanden, von einem Austausch könnte auch die japanische Industrie profitieren. Umgekehrt kann sich China Zugang zu hochentwickelten Technologien in Japan verschaffen.
Auch auf militärischen Gebiet – auf dem sich die Spannungen zwischen China und den USA ebenfalls verschärft haben – suchen Japan und China eine Verständigung. Beide Länder haben bereits Kommunikationskanäle aufgebaut, um unbeabsichtigte Zusammenstöße ihrer Militäreinheiten zu vermeiden. Gegenseitige Besuche von Militärs auf höchster Ebene sind für kommendes Jahr geplant – es wären die ersten seit vielen Jahren.
Unter dem Eindruck des amerikanischen Protektionismus und Unilateralismus sei laut der Global Times die chinesisch-japanische Kooperation das einzige wirksame Mittel, um nicht nur Asien sondern die ganze Welt zu stabilisieren.
Welche konkreten Abkommen China und Japan beschließen und auf welchen Technologiegebieten Kooperationen in die Realität umgesetzt werden, darüber kann im Moment nur spekuliert werden.