Paneuropäische Forschung

Forschung im Zeichen der Digitalisierung

18. Mai 2017, 10:03 Uhr |
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Nur gemeinsam erfolgreich

Laila Gide und Zeynep Sarılar
Bild 2. Laila Gide, Präsidentin der Artemis Industry Association und Zeynep Sarılar, Vorsitzende des ITEA-Boards: Digitalisierung als Chance und nicht nur als Herausforderung sehen.
© Elektronik

Sowohl bei ARTEMIS als auch bei ITEA gibt es Netzwerktreffen, in denen sich Projektteilnehmer mit ähnlichen Interessen kennenlernen und vernetzen können. Denn das ist das wichtigste an beiden Initiativen: Die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg, zwischen großen und kleinen Unternehmen, zwischen Wissenschaft und Industrie.

Laila Gide, Präsidentin der Artemis Industry Association und Zeynep Sarılar, Vorsitzende des ITEA-Boards (Bild 2), haben die bisher »Co-Summit« genannte, jährliche Präsentation der Projekte in »Digital Innovation Summit« umbenannt. Damit tragen sie dem Trend der Digitalisierung in allen Lebensbereichen Rechnung. Laila Gide sagt: »Wir sollten die Digitalisierung nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance sehen.« Sie hält nichts davon, sich zu beklagen, dass Roboter unsere Arbeit übernehmen könnten. Stattdessen sieht sie ARTEMIS als ein Instrument, das dazu dient, die Möglichkeiten zu erforschen, die die Automatisierung bietet, bessere und interessantere Arbeitsplätze zu schaffen und den Menschen zu einem gesünderen und längeren Leben zu verhelfen.

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Kommerzialisierung erwünscht

Das ITEA-Board legt Wert darauf, dass die Projektergebnisse sich auch in reale Produkte und Dienstleistungen umsetzen lassen.  Ein Beispiel dafür ist das abgeschlossene Projekt „AVANTI“ (Virtual Commissioning test methodology for simulation the behaviour of production systems). Ohne dass im Titel das Stichwort „Industrie 4.0“ fällt, zielt das Projekt klar in diese Richtung, denn es geht um die Herstellung von individualisierten Produkten. Dabei kommt der Simulation eine bedeutende Rolle zu, denn damit die Produktion auch erfolgreich ist, muss sie vorher „geprobt“ werden. Das geht aber aus Gründen der Produktivität nicht mit den im Produktivbetrieb arbeitenden Maschinen. Im Projekt wurden Instrumente zur virtuellen Inbetriebnahme entwickelt, die den Produktivbetrieb nicht unterbrechen. Naturgemäß hat die Automobilindustrie ein großes Interesse an dem Projekt, da schon heute kein Neuwagen dem anderen gleicht. Der Projektleiter Thomas Bär von Daimler berichtet, dass aus dem Projekt, das letztes Jahr beendet wurde, zehn Ergebnisse vorliegen, die sofort in der Industrie verwendet werden konnten.

Kollidiert das nicht mit der Vorgabe der EU, dass keine direkte Produktentwicklung gefördert werden darf?  Nein, sagt Philippe Letellier, Vize-Vorsitzender des ITEA-Boards. Denn in den Projekten würde  nur die produktneutrale Vorabentwicklung gefördert, deren Ergebnisse dann alle Projektpartner verwerten können. Aber schon in der Bewerbungsphase für Projekte wird großer Wert auf den Wissenstransfer in eine konkrete Anwendung gelegt. Deshalb werden die Projektpartner von Anfang an nach der Perspektive für die Kommerzialisierung ihrer Ideen gefragt. Die Produktentwicklung in den Firmen darf dann parallel stattfinden.

Integration als Schlüsselfaktor der Digitalisierung

inen interessanten Überblick, welche Auswirkungen die technologische Entwicklung und die Digitalisierung langfristig haben, gab Henk van Houten, CTO von Philips, der dies prototypisch am Beispiel der Fotografie zeigte: Auf die analoge Kamera folgte die digitale Kamera. Durch Miniaturisierung und Integration wurde die Kamera dann Teil des Smartphones – ein typisches Beispiel für ein „System of Systems“. Im Smartphone wiederum ist die Kamera mit anderen Systemen und Anwendungen vernetzt, was zu völlig neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen führt. Im Ergebnis gibt es nun Firmen wie Adobe, Facebook oder Instagram, die ganz wesentlich auf der Arbeit mit Bildern basieren, im Bereich der Fotografie aber kein Know-how haben und auch nicht haben müssen. Analog zur Fotografie schilderte van Houten, wie Bildverarbeitung und Sensorik die Gesundheitsvorsorge und –versorgung verändern werden: Hin zu mehr Patientenüberwachung zuhause und zu automatisierten Systemen, deren Daten von autonomen Algorithmen in der Cloud ausgewertet werden. Denn eines ist auch klar: die immensen Datenmengen, die derartige Systeme produzieren, können Ärzte nicht mehr manuell bzw. individuell sichten. Stattdessen werden Systeme benötigt, die die Daten automatisch auf Anomalien analysieren.

Begleitet wurden die Vorträge des Digital Innovation Forums von einer Ausstellung der Projekte. Bei all dem wurde eines immer wieder klar: Niemand schafft die Digitalisierung alleine und gute Ideen entstehen nicht im stillen Kämmerlein sondern im Austausch mit anderen. Deshalb ist Zusammenarbeit so wichtig – und je mehr auf europäischer Ebene zusammengearbeitet wird, desto mehr gewinnen die beteiligten Partner in den einzelnen Ländern. Angesichts der nationalistischen Tendenzen in Europa wurden Forscher und Förderer nicht müde, dies zu betonen.

Digital Innovation Forum 2017

DIF Fahnen
© DIF Office - Simon Pugh
DIF Eingang
© DIF Office - Simon Pugh
Voführung an einem Demo-Stand
© DIF Office - Simon Pugh

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