Silvano Geissler, Avnet Embedded

»Wir wollen unsere Spitzenposition weiter ausbauen«

14. März 2022, 8:00 Uhr | Tobias Schlichtmeier
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Silvano Geissler, Avnet Embedded: »Wir möchten im Bereich der industriellen HMIs weiter wachsen.«
© Avnet Embedded

Am 1. Januar 2022 eröffnete Avnet Embedded ein neues Design Center in Deggendorf. Hiermit stärkt die Avnet-Gruppe seine Kompetenz bei Embedded-Produkten. Silvano Geissler berichtet exklusiv im Interview mit Markt&Technik, welche Pläne Avnet Embedded verfolgt und wie er sie umsetzen möchte.

Silvano Geissler ist Vice President Product Creation bei Avnet Embedded. Der Teil der Avnet-Gruppe ist weltweit für das Embedded-Geschäft des Konzerns verantwortlich. Geissler sieht Embedded als Wachstumsmotor der Zukunft. Mit dem neuen Design Center in Deggendorf, etwa 150 km nordöstlich von München, will der Konzern seine Spitzenposition als etabliertes Embedded-Unternehmen weiter ausbauen.

Herr Geissler, warum fiel die Wahl für das neue Design Center auf den Standort Deggendorf?

Silvano Geissler: Wir spielen im Embedded-Markt bereits weltweit eine tragende Rolle und wollen unseren Erfolg der letzten Jahre weiter forcieren. Im Zuge unserer Wachstumsstrategie überlegen wir deshalb ständig, wo wir gute Bedingungen für zusätzliche Standorte finden. Deggendorf bietet mit seiner technischen Hochschule sowie seinem forschungs- und industrienahen Umfeld einen guten Match für unseren Plan. Mit unserer Expansion in den südöstlichen Teil Deutschlands können wir Projekte für unsere in der Nähe befindlichen Kunden besser umsetzen.

Worauf konzentriert sich das Deggendorfer Design Center und über welche Ressourcen verfügt es?

In unserem neuen Design Center entwickeln wir sowohl Produkte unserer Roadmap, also x86- und Arm-basierte Computer-on-Modules (CoMs), als auch davon abgeleitete kundenspezifische Applikationen. Wir binden das neue Design Team ab sofort in unsere bestehende Infrastruktur ein.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deggendorf sind allesamt sehr erfahren im Entwickeln von Embedded-Produkten. Sie sind in allen Disziplinen einer Board-Entwicklung rund um x86- und Arm-Architekturen sehr erfahren. Hierzu zählen neben Hardware, Layout und Mechanik ebenso Themen wie BIOS und Linux.

Wie unterstützen Sie Ihre Kunden in puncto Design-in, Prototyping oder Kits?

Mit unserer großen Auswahl an Standardprodukten und Development Kits im Bereich CoMs und Displays, zum Beispiel die konfigurierbaren Plattformen »SimpleFlex« und »SimplePlus«, sind unsere Spezialisten in der Lage, sehr schnell auf eine Lösungsebene zu gehen. Wir unterstützen das Ganze mit unserem »Rapid Sample Center«, zum Beispiel bei der Architekturauswahl. Zudem erstellen die Mitarbeiter dort komplette Funktionsmuster in einem Labor. So kann ein Kunde recht schnell prüfen, ob eine Arm- oder x86-Architektur die richtige Wahl ist. Gleiches gilt für die zugehörigen Display beziehungsweise Touch Stacks. Hierfür liefern wir dazu passend die nötige Software.

Müssen wir ein Standardprodukt kundenspezifisch anpassen, so wenden wir die gleichen Design-for-Manufacturing(DFM)- und Design-for-Testability(DFT)-Regeln an. Sie haben sich in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich entwickelt – wir passen sie stets an aktuelle Technologien an. Im Zentrum steht hierbei unser Design- und Manufacturing-Ökosystem, über das wir Entwicklungs- und Fertigungsbelange miteinander vereinen und in digitalen Prozessen abbilden. Anschließend produzieren wir die Produkte in unseren eigenen Produktionsstätten.

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Das neue Design Center entstand im Herzen von Deggendorf.
© Avnet Embedded

Avnet Embedded betreibt bereits einige Design Center in Deutschland. Über welche Entwicklungskapazitäten verfügen diese?

In Deutschland arbeiten insgesamt über 130 Entwicklungsingenieure in den Bereichen Boards, Displays, Systeme, Industrialisierung und Qualität. Mit weiteren 150 Mitarbeitern des Software-Spezialisten Witekio haben wir unsere Kompetenz in Richtung Full Stack Software im eigenen Geschäftsbereich erweitert.

Wie ordnet sich das neue Design Center in Deggendorf in die existierende Struktur ein?

Das Deggendorfer Design Center unterscheidet sich strukturell nicht von den anderen Design-Standorten und hat die identischen Schnittstellen, Tools und Prozesse. Wir betreiben innerhalb der Unternehmensgruppe das Konzept eines virtuellen Design-Campus, der sich logisch aus allen unseren physischen Standorten zusammensetzt. Die Entwicklungseinheiten befinden sich an den Standorten Stutensee, Freiburg, Neufahrn, Aachen und nun zudem in Deggendorf.

Über welche besonderen Stärken verfügen die einzelnen Design Center schwerpunktmäßig?

Jeder Standort hat seine Produktschwerpunkte und spielt gleichzeitig eine oder mehrere Rollen als Kompetenzzentrum für die anderen. Beispielsweise befindet sich das BIOS-Kompetenzzentrum in Neufahrn bei München. Layout, Signalsimulation und modulnahe Mechanik sind direkt im Board-Werk am Hauptstandort Stutensee bei Karlsruhe gebündelt. Komplexe System- und Display Designs entwickeln wir in Neufahrn und nutzen das zentrale Industrialisierungs- und Fertigungs-Know-how des Systemwerks in Freiburg.

Sowohl Produkte der Roadmap als auch kundenspezifische Systeme entwickeln wir grundsätzlich an allen Standorten, die sich jeweils lediglich auf bestimmte Architekturen spezialisiert haben. So ist Aachen das Zentrum für Arm-Produkte, während sich die anderen Standorte um die x86-Welt kümmern.

Mit unserem virtuellen Campus-Konzept und der einheitlichen Infrastruktur findet man für jede Projektkonstellation die passende Technologie mit den dazugehörigen Teams. Das Konzept ermöglicht es, die Zusammenarbeit unserer Entwickler – ebenfalls innerhalb der Standorte – stark zu virtualisieren. Letztlich schaffen wir hiermit die Grundlage, uns von physischen Kompetenzzentren hin zu Standort-agnostischen Communities weiterzuentwickeln und somit leichter zu skalieren. Zudem arbeiten wir an unterschiedlichen weltweiten Projekten. Wir profitieren in Bezug auf Kundenkontakte und Logistik von der globalen Aufstellung des Avnet-Konzerns.


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