Schnelle und klare Verständigung, intuitive Bedienung und komfortable Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen: Sprache kann die Kommunikation in vielen Situationen erleichtern. Davon kann auch die Industrie profitieren, sagen Dr. Diane Hirschfeld und Martin Wenzel von voice Inter connect.
Frau Dr. Hirschfeld, Herr Wenzel, Sprache in professionellen Kommunikationssystemen – wo liegen hier die Herausforderungen?
Dr. Diane Hirschfeld: Telefonkonferenzen mit dem heimischen PC funktionieren super – solange wir uns in einem ruhigen Raum befinden. Doch vermutlich hat jeder schon einmal erlebt wie es ist, wenn die Bohrmaschine in der Wohnung nebenan lauter ist als man selber spricht oder man statt klarer Sprache den Lüfter am Laptop des anderen Gesprächspartners hört. Das ist im Homeoffice lästig, aber selten gefährlich. Ganz anders bei Notrufsäulen am Bahnsteig, in Sonderfahrzeugen, Industrieanlagen oder OP-Sälen. Hier muss Sprache zuverlässig und glasklar übertragen werden, auch bei lauten Umgebungsgeräuschen. Das stellt hohe Anforderungen an den Aufbau von Kommunikationsgeräten und die Signalverarbeitung. Dazu kommen Datenschutz und Security, die hier eine große Rolle spielen.
Sie beschäftigen sich seit über 20 Jahren mit dem Thema. Wo stehen wir aktuell und welche neuen Entwicklungen gibt es rund um Intercom?
Dr. Diane Hirschfeld: Auf der embedded world zeigen wir in diesem Jahr Module der »vicCOM«-Familie, die einfach und schnell in individuelle Geräte integriert werden können und sie mit Funktionalitäten zum Freisprechen oder für die Intercom-Kommunikation erweitern. Es gibt sie für vielfältige Übertragungstechnologien – von Zweidraht-Bus über IP bis LTE. Sie sorgen dank Rauschunterdrückung und ausgereiften Filtern und Algorithmen für beste Sprachqualität und Verständlichkeit – selbst dann, wenn man buchstäblich vor Störgeräuschen »sein eigenes Wort nicht versteht«. Unsere Algorithmen erkennen automatisch, wo in einem Raum sich ein Sprecher befindet und richten die Erfassung darauf aus, auch wenn der Sprecher leiser ist als die Geräusche im Umfeld. Sie können Sprache von Störgeräuschen unterscheiden, filtern das Signal und ermöglichen so auch unter schwierigen Bedingungen eine zuverlässige Kommunikation.
Und wie ist das mit Sprachbedienung – gibt es schon eine Alexa für die Industrie?
Martin Wenzel: Was Sprachbedienung betrifft, stehen unsere Hardware-Sprachsteuerungsmodule und unsere Software-Sprachsteuerungslösungen den Online-Sprachsteuerungen wie Alexa in nichts nach. Gleichzeitig funktionieren sie im laufenden Betrieb aber komplett ohne Onlineverbindung und sind so auch für industrielle und sicherheitskritische Einsatzbereiche zertifizierbar. So profitieren auch professionelle Anwendungen von der einfachen, komfortablen und intuitiven Bedienung. Mit ihrer Natural-Language-Understanding/Processing-Einheit und modernsten, KI-basierten semantischen Analysen evaluieren sie Bedeutung und Kontext der erkannten Wörter und übersetzen sie in die entsprechenden Steuersignale. Die Abfrage von Statusinformationen per Sprache ist ebenso möglich, denn per Text-to-Speech können aus Datenbankeinträgen oder Statusinformationen automatisch Sprachausgaben generiert werden. Die Audioprompts müssen dafür nicht aufgezeichnet oder aktualisiert werden. Mittlerweile gibt es die Sprachsteuerungslösung »vicCONTROL« industrial in über 30 Sprachen.
Wo kommen Ihre Lösungen für Intercom und Sprachsteuerung zum Einsatz?
Martin Wenzel: Anlagenbauer integrieren unsere OEM-Module in ihre Lösungen für die Gebäudekommunikation, nutzen sie für Freisprecheinrichtungen oder für die Sprachsteuerung von Medizintechnik und Industrieanwendungen. Dafür greifen sie auf unsere Standard-Module zurück, die für viele Anwendungen passend sind und schnell und einfach integriert werden können. Oder wir entwickeln individuelle Hardwaremodule, die perfekt auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt und damit auch bei großen Produktserien kosteneffizient sind. Oft ergänzen sich dabei unsere Kompetenzen für Intercom, Sprachsteuerung und Signalverarbeitung optimal – zum Beispiel in Infotainment-Einheiten für Nutzfahrzeuge – mit geräuschrobuster Freisprech-Telefonie und integrierter Sprachbedienung für Statusabfragen und die Steuerung von Anbaugeräten während der Fahrt.
Wie unterstützt voice Inter connect seine Kunden bei der Integration?
Dr. Diane Hirschfeld: Wir betreuen jedes Projekt individuell: Von der Auswahl des passenden Standardmoduls bis zur Entwicklung neuer oder angepasster Elektroniken. Dabei ist die Hardwareentwicklung nur eine Seite unseres Angebots: voice Inter connect hat ein interdisziplinäres Team mit Spezialisten für Hardware- und Softwareentwicklung, Signal- und Sprachverarbeitung, die als Experten für Themen wie KI, Akustik, Ergonomie und Anwendungsentwicklung kundenspezifische Produktentwicklungen unterstützen. Damit begleiten wir unsere Kunden bedarfsgerecht von der Konzeption bis zur schnellen und wirtschaftlichen Umsetzung von Lösungen, die den Dialog zwischen Menschen und zwischen Mensch und Maschine verbessern.
Frau Dr. Hirschfeld, Herr Wenzel, vielen Dank für das Gespräch.