Immer häufiger stecken in Flash-Speichermedien wie USB-Sticks und microSD-Karten minderwertige Speicherchips aus dem Ausschuss der Hersteller. Für die Nutzer kaum zu erkennen, kann das schnell zu Datenverlusten führen. Meist sind es Billigprodukte, aber auch Markenhersteller sind davon betroffen.
Mit der rasanten technologischen Entwicklung der letzten Jahre hat sich Flash-Speicher in vielen Bereichen der Datenspeicherung als neuer Standard etabliert. Die Chips stecken in Smartphones und Computern genauso, wie in Autos, Maschinen und medizinischen Geräten. Dank ihnen sind Terabyte-große SSDs, USB-Sticks und Speicherkarten zum günstigen Massenprodukt geworden. Die vermeintlich günstigen Angebote können jedoch schnell zum Problem werden. So registrieren Datenretter schon länger eine rasant steigende Zahl von Aufträgen wegen defekten Speichermedien.
Nur ein Teil davon ist jedoch der technologischen Weiterentwicklung hin zu immer größeren Speicherdichten geschuldet, die höhere Fehlerraten und Abnutzung mit sich bringt. Konnten die ersten NAND-Zellen jeweils nur ein Bit speichern (Single Level Cell / SLC), sind es bei aktuellen Quadruple Level Cells (QLC) bereits vier Bit und somit 16 unterschiedliche Zustände, die der Controller unterscheiden muss. Umso deutlicher leidet die zuverlässige Erkennung, wenn beispielsweise die Isolationsschicht altert oder das Lesen und Schreiben bei unterschiedlichen Temperaturen erfolgt. Damit nehmen die Beschreibbarkeit (Endurance) und Speicherfähigkeit (Retention) ab, was zu einer geringeren Zahl maximal möglicher Schreib-Lesezyklen sowie höheren Fehlerwahrscheinlichkeiten führt.
Doch selbst diese Effekte reichen nicht ansatzweise aus, um das beobachtete Phänomen zu erklären. Denn die Zahl der Problemfälle steigt deutlich schneller als die Verkaufszahlen und die beschriebenen Effekte erwarten lassen würden. Auch ein steigender Anteil externer Ursachen wie der Einwirkung von physischen Kräften oder Flüssigkeiten ist nicht zu verzeichnen.
Die Experten von CBL Datenrettung wollten deshalb herausfinden, ob es vielleicht einen anderen Grund für diese Häufung von Datencrashs gibt und haben sich dazu in ihrem Labor in den letzten Jahren eine Vielzahl havarierter USB-Sticks genauer angeschaut. Was sie dabei entdeckten, ist alles andere als beruhigend: »Beim Öffnen defekter USB-Sticks fanden wir im vergangenen Jahr erschreckend häufig minderwertige Speicherchips mit reduzierter Kapazität und entferntem Herstellerlogo auf dem Chip«, erklärt CBL-Geschäftsführer Conrad Heinicke. Das lasse den Schluss zu, dass Chips, die bei der Qualitätskontrolle von Herstellern wie Hynix, Sandisk oder Samsung durchfallen, mit verringerter Speicherkapazitätsangabe weiterverkauft und auf den Markt gebracht werden, folgern die Datenretter.
Neben Problemen wie zu vielen unbrauchbaren Zellen werden solche Chips nicht zuletzt deshalb aussortiert, weil zu erwarten ist, dass die schon im Normalfall anspruchsvolle Fehlerkorrektur nicht mehr zuverlässig genug arbeiten kann. »Dass man mit USB-Sticks, in denen ausgemusterte Chips verbaut sind, Datenverlust erleidet, ist nicht verwunderlich«, bestätigt Heinicke. Durchaus verwunderlich ist indes, wie die Fertiger der Sticks an die minderwertigen Speicherchips kommen.