Plagiarius 2024

So dreist gehen Markenpiraten vor

27. September 2024, 13:30 Uhr | Karin Zühlke
Sinnbildlich steht der schwarze Zwerg mit der goldenen Nase für das freche Vorgehen der Fälscher.
© Aktion Plagiarius e.V.

Die Aktion Plagiarius hat am 26. Januar 2024 zum 48. Mal ihren gefürchteten Negativpreis „Plagiarius“ an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen vergeben. Auch Amazon ist diesmal unter den Preisträgern.

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Die Verleihung des schwarzen Zwergs mit der goldenen Nase, Markensymbol des "Preises", fand auf der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ statt.

Neben Platz eins bis drei gab es diesmal auch zwei Sonderpreise und vier "Auszeichnungen". Und hier die Details in Wort und Bild:

 

PLAGIARIUS 2024

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© Aktion Plagiarus e.V.
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© Aktion Plagiarus e.V.
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© Aktion Plagiarius e. V.

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Bevor die jährlich wechselnde Jury die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren über ihre Nominierung informiert und erhalten die Möglichkeit zur Stellungnahme. Die Auszeichnung mit dem Negativpreis sagt nichts darüber aus, ob ein nachgemachtes Produkt im juristischen Sinne erlaubt oder rechtswidrig ist. Die Aktion Plagiarius kann kein Recht sprechen. Sie darf aber die Meinung äußern, dass plumpe 1:1 Nachahmungen, die dem Originalprodukt bewusst täuschend ähnlich sehen, rücksichtslos und moralisch verwerflich sind und zu Stillstand statt Fortschritt und Vielfalt führen. Unter den Preisträgern sind erstmals auch namhafte Online-Plattformbetreiber wie Amazon, die zwar nach Hinweis durch die Rechteinhaber, nicht aber proaktiv und vorbeugend gegen rechtsverletzende Nachahmungen vorgehen.

Abwärtsspirale: Produkt- und Markenpiraterie schwächt legalen Handel und Innovationskraft

Allein im Jahr 2022 wurden laut der Europäischen Kommission und dem Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO) an den EU-Außengrenzen und im EU-Binnenmarkt rund 86 Millionen gefälschte Waren mit einem geschätzten Wert von über 2 Milliarden Euro beschlagnahmt. Und das sind nur die nachweislichen Aufgriffe von Zoll- und Polizeibehörden, also die Spitze des Eisbergs. Den internationalen Handel mit Fälschungen bezifferten EUIPO und OECD für 2019 auf alarmierende 412 Milliarden Euro, was 2,5% des Welthandels entspricht.

Online-Giganten aus Drittländern überfluten europäischen Markt mit Billigartikeln und Fakes

Dank hoher Nachfrage und Akzeptanz erobern chinesische Online-Plattformen wie Temu, Shein, DHgate und AliExpress mit ihren Billigartikeln die Weltmärkte - darunter zahlreiche rechtsverletzende Nachahmungen oder Produkte, die die Produktsicherheitsbestimmungen der EU nicht erfüllen. Die Hersteller oder Händler, meist aus China, verkaufen oft direkt an die Endkunden. Letztere werden so zum Importeur und müssen für Schäden Dritter haften. Die Billigwaren werden aggressiv auf allen sozialen Medien beworben; junge Schnäppchenjäger werden mit Schleuderpreisen und Glücksrad zum regelmäßigen Kauf verführt. Über die Verkäufer findet man kaum Informationen. Geliefert werden die Waren oftmals ohne das für viele Produkte vorgeschriebene CE-Zeichen und ohne deutschsprachige Bedienungsanleitung. Ein Rückversand im Reklamationsfall wird häufig ausgeschlossen oder ist teurer als das Billigprodukt. (Haftungs-) Freie Fahrt für Anbieter aus Drittländern zulasten des europäischen stationären Handels und seriöser Online-Anbieter. Die teils minderwertigen Produkte werden quer über den Globus transportiert und landen schnell im europäischen Müll. Nachhaltiger, minimalistischer Konsum ist das nicht. Die EU ist gefordert für strengere Regulierung und faire Bedingungen für alle zu sorgen.

 


  1. So dreist gehen Markenpiraten vor
  2. eCommerce-Plattform-Betreiber ziehen sich aus der Affaire

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