Das neu entwickelte Software-System von Cybord kann fehlerhafte oder gefälschte Komponenten währen des Bestückprozesses erkennen.
»Das bringt eine bisher nicht gekannte neue Qualitätsebene in den Produktionsprozess«, sagt Dr. Eyal Weiss, Gründer und CEO von Cybord. Denn bisher haben sich die Hersteller der Maschinen für die Elektronikfertigung und die EMS-Unternehmen große Mühe gegeben, die Qualität der Prozesse zu verbessern – mit großem Erfolg. Doch die Komponenten, die mit Hilfe der hochqualitativen Prozesse auf der Leiterplatte platziert werden, kaufen sie ganz einfach ein, wenn auch aus sogenannten »vertrauenswürdigen Quellen«, meist ohne weitere Prüfung – und auf diese Weise kommen die Qualitätsprobleme in die Baugruppen.
Das kennt Eyal Weiss aus eigener, leidvoller Erfahrung. Denn bevor er je an die Gründung eines eigenen Unternehmens gedacht hätte, arbeitete er zusammen mit einem Team von 25 Ingenieuren und Wissenschaftlern über viele Jahre an einem Milliarden Euro schwerem Technologieprojekt und brachte es zur Marktreife.
Nach vier Monaten im Feld traten allerdings Probleme auf. Die Analyse ergab, dass der Fehler nicht in der Technologie lag, sondern an einer 1-Cent-Komponente, die nicht ganz in Ordnung war. Der Ursprung der Misere lag also daran, dass ein Bauelement nicht genau geprüft worden war. Das führte nicht zum Scheitern des Projekts aber immerhin zu einem Jahr Verzögerung.
Diese Erfahrung war für Weiss allerdings einschneidend und brachte ihn auf die Idee, ein völlig neues Software-System zu entwickeln, das eine weitere solche Erfahrung ein für alle Mal verhindern sollte.
Dazu gründete er 2019 Cybord. Inzwischen ist das System funktionsfähig und nicht von ungefähr hat Cybord auf der productronica 2023 auf dem Stand von Fuji ausgestellt. Denn Fuji ist als Hersteller von Maschinen für die Elektronikfertigung stark an der Software interessiert, die einen Qualitätssprung in der Produktion verspricht. Das ist allerdings keine exklusive Zusammenarbeit, wie Weiss erklärt: »Viele der führenden Hersteller von Produktionsmaschinen haben das Potenzial erkannt und arbeiten mit uns zusammen.«
Die einzige Voraussetzung besteht darin, dass Kameras vorhanden sein müssen, wie etwa in Pick-and-Place- oder AOI-Maschinen. »Die Bilder werden ja sowieso aufgenommen, unser System kann sie dann als Ausgangspunkt für die eigene Analyse heranziehen«, so Weiss. Das geschieht in Echtzeit, also so schnell, dass die Cybord-Software dem MES den Fehler sofort meldet, falls ein auf das Board gesetzte Bauelement nicht in Ordnung war. Daraufhin kann das MES das entsprechende Board sofort aussondern. Auch Fälschungen können so erkannt und aus dem Fertigungsprozess genommen werden.
Cybord hat dazu zwei Hauptelemente entwickelt, eine Datenbasis und ein KI-System. In der Datenbasis sind 4 Mrd. Bilder abgespeichert. Das KI-System vergleicht nun nicht die in der Datenbasis hinterlegten mit den aktuell in den Maschinen aufgenommenen Bilder, sondern die KI ermittelt anhand der optisch sichtbaren Spuren auf den Bauelementen den Hersteller der Komponente. Jede Komponente hat ihren eigenen »Fingerabdruck«. So kann über dieses Verfahren der Hersteller zugeordnet werden. Aber auch eventuelle Mängel lassen sich so erkennen – etwa Korrosionen wegen falscher Lagerung, verbogene Leads oder fehlende Balls.