Einblick in die Fertigungsstrategie

So will Lapp die Kabelproduktion deutlich steigern

6. November 2023, 15:00 Uhr | Corinna Puhlmann-Hespen
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Teil 2: Einfache Prozesse automatisieren sowie erste Gleichstromprojekte umsetzen

Des Weiteren werden ab 2024 weitere einfache Prozesse automatisiert. Um die Mitarbeitenden zusätzlich zu entlasten, sind folgende Schritte geplant: Statt Trommeln manuell auf Paletten zu laden oder Leerspulen von der Palette auf die Maschine zu heben, werden künftig Roboter eingesetzt. Auch das Etikettieren werden Roboter übernehmen. Für den Transport der Rohstoffe an die Maschinen werden künftig statt Stapler fahrerlose Transportsysteme eingesetzt. Dafür wird auch in neue automatische Hochregallager investiert. Mittelfristig ist zum Beispiel auch die Zentralisierung aller Kunststoffe mit einer automatischen Verteilung an die Extrusionsanlagen geplant.
Durch alle Maßnahmen zusammen wird Lapp in Forbach mit dem bestehenden Team dreimal mehr produzieren können, so das Ziel des Unternehmens. Man wolle der schnellste und flexibelste Hersteller in der Kabelindustrie werden.

Lapp
Eine Herausforderung ist es, Material so wirtschaftlich wie möglich einzusetzen. Kupfer ist im Durchschnitt für 88 Prozent des CO2-Fussabdrucks in den Produkten von Lapp verantwortlich.
© Lapp

Gleichstrom in der Produktion

Gleichzeitig setzt Lapp ein weiteres Zeichen für die Zukunft durch die Realisierung von Gleichstromprojekten.

Der Kabelhersteller ist eines der Unternehmen, das den Trend weg von der reinen Wechselstrom-Topologie in den Fertigungshallen und hin zur mehr Gleichstrom aktiv vorantreibt. So ist das Unternehmen Gründungsmitglied der ODCA (Open Direct Current Alliance), die vor einem Jahr an den Start gegangen ist, um Gleichstromnetze aus der Forschung rein in die Fertigungshallen zu bringen. Experten gehen davon aus, dass mit dem konsequenten Einsatz von Gleichstrom in der Industrie nicht nur eine einfachere Integration erneuerbarer Energiequellen möglich ist, sondern Umwandlungsverluste zwischen AC und DC je nach Anwendungsfall im zweistelligen Prozentbereich eingespart werden können. Daraus ergibt sich ein großer Hebel für mehr Energieeffizienz und CO2-Reduktion.

Im Zusammenhang mit der Errichtung einer neuen Produktionshalle in Forbach wird eine große Photovoltaikanlage gebaut. Gleichzeitig sollen erste Verbraucher in der Fabrik mit dem gewonnenen Gleichstrom in einem reinen DC-Netz mit weniger Wandlern und einer höheren Effizienz versorgt werden. Denkbar ist laut Lapp die Beleuchtung mittels LED-Technik sowie auch die Versorgung zahlreicher Antriebe oder Motoren in den Produktionsprozessen. Dafür wird aktuell durch die enge Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IPA in Stuttgart sowie dem Planungsbüro Steinbacher Consult ein wirtschaftliches Konzept erarbeitet. 

 

So will sich Lapp für die Zukunft wappnen

Drei Handlungsschwerpunkte bei Lapp
Um das Unternehmen für Zukunft noch widerstandsfähiger aufzustellen, hat das Management von Lapp drei wichtige Handlungsschwerpunkte definiert:

  • Digitalisierung in der Produktion, damit das Portfolio in der gesamten Supply-Chain besser geplant werden kann. Ziel ist die komplette Transparenz des Planungsprozesses.
  • Dekarbonisierung in der Produktion in Richtung eines niedrigeren Umsatzes von Kupfer, das im Durchschnitt für 88 Prozent des CO2-Fussabdrucks in den Produkten von Lapp verantwortlich ist. Daher wird das Thema Recycling strategisch angegangen. Im Werk in Grimaud in Südfrankreich wurden beispielsweise zwei Maschinen gekauft, um den ersten Schritt des Recyclings selbst zu machen. Das heißt, den Mantel von den Leitungen zu ziehen, zu zerkleinern, Kupfer vom Rest trennen usw. Das wurde aus einer ökonomischen Betrachtungsweise entschieden, und so wird die erste Wertschöpfungsstufe in dem Cradle-to-Cradle-System selbst übernommen. Das Ziel ist, den ganzen Kreislauf selbst zu besetzen.
  • Diversifizierung, um in allen Regionen möglichst unabhängig von einzelnen Lieferanten zu werden. Bei der Suche nach neuen Lieferanten setzt Lapp auf eine KI. Diese Software kann in Hochgeschwindigkeit das Internet durchforsten, findet Lieferanten auf der ganzen Welt und bewertet sie. 

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