Bourns gilt als sehr produktionsoptimiertes Unternehmen, man verbindet es aber weniger mit spektakulären Neuentwicklungen. Ein Missverständnis?
Unsere größte Stärke liegt zweifelsfrei in der Optimierung der Produktion. Das heißt aber nicht, dass wir das Thema R&D aus den Augen lassen. Wir beschäftigen uns auch mit Themen wie MEMS und Wide-Band-Gap-Materialien. Die entscheidende Frage ist dabei immer nur: Welchen Nutzen bieten diese Technologien und Produkte für unsere Kunden, und wie können wir die Sache angreifen, um daraus einen Mehrwert für unseren Kunden zu generieren, den er in der Form von keinem anderen Komponentenlieferant erhält? Das bedeutet auch: Wir setzen spektakuläre Neuentwicklungen, wie sie es nennen, dann um, wenn wir dafür einen Kunden, einen Partner haben.
Dass sich auch in traditionellen Produktbereichen wie Gas Discharge Tubes noch einiges an Innovation einbringen lässt, haben Sie im letzten Herbst mit der Vorstellung der flachern GDT-Produkte bewiesen.
Ja, in diesem Fall ist es uns gelungen, durch ein horizontales Design des Kurzschlussschutzes und ein neuentwickeltes Gehäuse die Bauhöhe eines GDT-Produkts um 75 Prozent zu reduzieren. Notwendig geworden sind diese Entwicklungsanstrengungen durch sich ständig verringernde Einbauräume und steigende Packaging-Dichten in Telekommunikations- und Industrie-Kommunikations-Anwendungen. Die flachen Gehäuse bieten aber noch einen anderen Vorteil: Montiert man sie vertikal, dann lassen sich auf der Grundfläche, die bisher einer unserer 8-mm-GTDs eingenommen hat, nun zwei GDTs unterbringen.
2015 gab die amerikanische Halbleiterbranche fast 100 Milliarden Dollar für Akquisitionen aus. Was schützt Bourns eigentlich vor den tiefen Taschen des Wettbewerbs oder interessierter Kapitalgesellschaften?
Zum einen die Tatsache, dass wir nicht mehr börsennotiert sind, zum anderen aber ganz sicher die Werte und die Familientradition, für die Gordon Bourns als Vertreter der Gründerfamilie in dritter Generation an der Spitze des Unternehmens steht. Firmenanteile besitzen nur Gordon Bourns und seine drei im Board vertretenen Schwestern. Die Familie hat es sich aber auch zur Aufgabe gemacht, zweimal im Jahr die nachfolgenden Generationen mit dem Unternehmen und den damit verbundenen Managementaufgaben vertraut zu machen – ein Konzept, das auch für die Zukunft die hohe Identifizierung der Familie mit dem Unternehmen sicherstellen dürfte.
Wo wird Bourns voraussichtlich 2020 stehen? Welche Ziele hat man sich für die nächsten Jahre gesetzt?
Wir wollen uns in den nächsten Jahren darauf konzentrieren, eine größere Balance hinsichtlich des Anteils der Umsatzregionen, aber auch der Anwendungsbereiche unserer Produkte zu erzielen. Schwankungen in einzelnen Umsatzregionen und Anwendungsbereichen hätten dann noch geringere Auswirkungen auf die Unternehmensentwicklung als bisher. Gleichzeitig sind wir auf dem besten Wege, uns bis 2020 zu einem Milliarden-Dollar-Unternehmen zu entwickeln.