IWF warnt London

»Erheblichen Kosten« ohne Brexit-Pakt

18. September 2018, 9:30 Uhr | dpa
Blick durch eine vom Regen benetzte Autoscheibe auf eine britische Fahne.
© dpa | Bildfunk

In gut einem halben Jahr soll Großbritanniens Scheidung von der EU erfolgen. Die wirtschaftlichen Folgen spürt das Land schon jetzt. Und es könnte noch schlimmer kommen, sagen die Experten des IWF voraus.

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Ein Ausstieg Großbritanniens aus der EU ohne ein Abkommen mit Brüssel wird nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Wirtschaft der Insel erheblich schwächen. Unvermeidbare Folgen wären unter anderem ein reduziertes Wachstum, sehr wahrscheinlich ein höheres Defizit und eine Abwertung des britischen Pfundes, warnte IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag bei der Vorlage des Jahresberichts zur britischen Wirtschaft in London. Schatzkanzler Philip Hammond ermahnte die Regierung, die Warnungen zu beherzigen. Der größte britische Autobauer Jaguar Land Rover drosselt wegen des Brexits und der Dieseldebatte erheblich seine Produktion.

Im Werk Castle Bromwich bei Birmingham soll bis Weihnachten nur an drei Tagen pro Woche gearbeitet werden, teilte Jaguar Land Rover mit. So könnten Entlassungen vermieden werden. Bereits im Frühjahr hatte der Autobauer angekündigt, 1.000 Jobs zu streichen. Ein schlechter Brexit-Deal könne die Zukunft der Traditionsmarke gefährden, warnte kürzlich Geschäftsführer Ralf Speth. Dies könnte Jaguar Land Rover jedes Jahr mehr als 1,2 Milliarden Pfund (etwa 1,35 Mrd Euro) kosten. Das Unternehmen verkauft jedes fünfte Auto in andere europäische Länder.

Großbritannien will die Europäische Union am 29. März 2019 verlassen. Erst vor zwei Wochen hatte Premierministerin Theresa May den immer lauter werdenden Forderungen nach einem zweiten landesweiten Brexit-Referendum eine klare Absage erteilt. Hammond zeigte sich vor Journalisten zuversichtlich, dass es May bis Herbst gelingen werde, einen Deal über den Ausstieg aus der EU sowie ein Rahmenabkommen für die Zukunft auszuhandeln. »Aber wir müssen uns natürlich weiter auf alle Szenarien vorbereiten«, fügte er hinzu. Ein Ausstieg ohne Abkommen sei unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.

Nach Einschätzung des IWF wird die britische Wirtschaft auch mit einem Abkommen durch den Brexit geschwächt. Doch ein Ausstieg ohne Deal käme einem »sofortigen Einbruch« gleich, sagte Lagarde. London müsse bei einem ungeregelten Brexit mit »erheblichen Kosten« für die Wirtschaft rechnen. In einem schwächeren Maße würde ein Brexit ohne Abkommen aber auch die EU-Volkswirtschaften treffen, heißt es in dem Report. Bereits seit dem knappen Ausgang des Referendums im Juni 2016 laste die Unsicherheit über die Bedingungen des EU-Austritts auf der britischen Privatwirtschaft, so der IWF. Zudem seien »fundamentale Fragen« unbeantwortet, etwa wie die Grenze zwischen Irland und Großbritannien offen bleiben kann.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan forderte erneut ein neues Referendum über den Brexit. »Der Bericht des IWF ist eine düstere Mahnung, welch verheerende Folgen ein No-Deal-Brexit für das gesamte Land haben könnte«, sagte Khan. In einem Gastbeitrag in der Zeitung »The Observer« (Sonntag) hatte das Stadtoberhaupt am Wochenende bereits ein neues Referendum über den Austritt aus der EU angemahnt.


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