sLH2-Technik

Neuer Standard für die Flüssigwasserstoff-Betankung

7. Februar 2024, 11:20 Uhr | Irina Hübner
© Daimler Truck

Daimler Truck und Linde Engineering präsentieren mit sLH2 eine Betankungstechnologie für Flüssigwasserstoff (Subcooled Liquid Hydrogen). Das neue Verfahren ermöglicht eine höhere Speicherdichte, eine größere Reichweite sowie ein schnelleres Betanken im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff.

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Das Betanken eines 40-Tonnen-Schwerlast-Lkw mit 80 Kilogramm flüssigem Wasserstoff dauert mit dem neuen Verfahren etwa 10 bis 15 Minuten. Dies ermöglicht eine Reichweite von 1.000 Kilometern und mehr. Gleichzeitig senkt die sLH2-Technologie die erforderlichen Investitionen für eine Wasserstofftankstelle um den Faktor zwei bis drei, die Betriebskosten sind etwa fünf- bis sechsmal niedriger. Heute kann Flüssigwasserstoff europaweit zuverlässig geliefert werden.

sLH2-Pumpe erhöht Druck

Im Vergleich zur herkömmlichen Betankungstechnologie mit flüssigem Wasserstoff (LH2) wird bei dem neuen Verfahren eine neue sLH2-Pumpe eingesetzt, um den Druck des flüssigen Wasserstoffs geringfügig zu erhöhen. Durch diese Methode wird der Wasserstoff zu Subcooled Liquid Hydrogen (sLH2). In diesem Zustand ergibt sich ein sehr robuster und stabiler Betankungsprozess, der Energieverluste beim Betanken auf ein Minimum reduziert.

Zudem ist keine Datenübertragung zwischen Tankstelle und Fahrzeug notwendig, was die Komplexität des Betankungsvorgangs weiter reduziert. Gleichzeitig wird die Betankungskapazität erheblich gesteigert. Die Tankstelle hat eine Kapazität von 400 kg flüssigem Wasserstoff pro Stunde. Im Vergleich zur herkömmlichen Betankung mit flüssigem oder gasförmigem Wasserstoff ist die Betankung mit sLH2 wesentlich einfacher und bietet gleichzeitig eine höhere Leistung.

Ziel: Gemeinsamer Betankungsstandard für wasserstoffbetriebene Lkw

Mit dem Ziel, einen gemeinsamen Betankungsstandard für wasserstoffbetriebene Lkw zu etablieren, wird die Technologie allen interessierten Parteien über eine ISO-Norm zugänglich gemacht. Andreas Gorbach, Vorstandsmitglied von Daimler Truck, und Jürgen Nowicki, Vorstandsvorsitzender von Linde Engineering, eröffneten mit der Betankung eines Mercedes-Benz GenH2 Truck im Beisein der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsstaatssekretärin Petra Dick-Walther und internationalen Pressevertretern nun die erste öffentliche sLH2-Pilotstation in Wörth am Rhein.

Aufruf an andere Lkw-Hersteller und Infrastrukturunternehmen

Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands von Daimler Truck, verantwortlich für Truck Technology, betont: »Für die Dekarbonisierung des Transports brauchen wir drei Faktoren: die richtigen Batterie- und Wasserstoff-Lkw, die notwendige Infrastruktur sowie Kostenparität zwischen emissionsfreien und Dieselfahrzeugen. Bei den Fahrzeugen ist die Transformation in vollem Gange. Bei der Wasserstoffinfrastruktur erreichen wir heute einen wichtigen Meilenstein: Dank des sLH2-Standards wird das Tanken mit Wasserstoff so einfach wie mit Diesel – in etwa 10 bis 15 Minuten ist der Tank für über 1.000 km Reichweite voll. Wir rufen jetzt andere Lkw-Hersteller und Infrastrukturunternehmen dazu auf, unserem Ansatz zu folgen und diese Technologie gemeinsam zum Industriestandard zu machen.«

Neue sLH2-Tankstelle von Linde Engineering

Die neue öffentliche sLH2-Tankstelle in Wörth am Rhein setzt Maßstäbe in puncto Energieeffizienz und Leistung. Mit einem Energiebedarf von nur 0,05 kWh/kg benötigt sie im Vergleich zur konventionellen Betankung mit gasförmigem Wasserstoff circa 30-mal weniger Energie. Die Tankstelle hat zudem einen sehr geringen Flächenbedarf von nur 50 Quadratmetern (ohne Zapfsäule) und ermöglicht Konfigurationen, bei denen mehrere Zapfsäulen für die parallele Betankung von Lkw sowie auch eine Betankung mehrerer Fahrzeuge nacheinander möglich sind.

Der Flüssigwasserstoff-Speicher hat ein Fassungsvermögen von vier Tonnen, was für etwa zehn Stunden kontinuierliches Betanken ausreicht. Zudem kann die Kapazität der sLH2-Tankstelle durch zwischenzeitliches Nachfüllen auf über acht Tonnen pro Tag erhöht werden.


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