Kollaborative Roboter, die keinen Käfig brauchen und direkt mit dem Menschen zusammenarbeiten können, dringen zunehmend in die Fabrikhallen vor. Aber sind die sogenannten Cobots dort wirklich kollaborativ tätig – oder nutzen die Unternehmen nur eine neue Form der kostengünstigen Automatisierung?
»Ich schätze, dass es sich nur bei zirka 15 Prozent der Cobot-Anwendungen, die derzeit installiert werden, um ‚echte‘ MRK-Anwendungen handelt, wobei der Anteil der MRK-Applikationen und die Akzeptanz der Kunden für die MRK stetig zunehmen wird«, erläutert Darius Wilke, Director European Business von Rethink Robotics. »Viel häufiger als um MRK geht es aber aktuell noch um die Automatisierung von Prozessen, die bis dato nicht automatisiert werden konnten. Weil Cobots kostengünstig sind, kann auch dort automatisiert werden, wo es bisher mit Industrierobotern wirtschaftlich unrentabel war.«
Helmut Schmid, General Manager DACH & Benelux von Universal Robots, schätzt den Anteil wirklich kollaborativ tätiger Cobots etwas höher ein: »Ich gehe davon aus, dass 20 bis maximal 30 Prozent aller Anwendungen kollaborativ sind«, führt er aus. »Viele Anwendungen sind nur koexistent: Der Roboter ist ohne Schutzeinhausung oder Schutzzaun tätig, arbeitet aber mit dem Menschen nicht wirklich zusammen. Viele Anwendungen sind kooperativ in Teilbereichen: Mensch und Roboter kooperieren beispielsweise durch ein Sichtfenster hindurch.«
Wie Darius Wilke ist er sich aber sicher, »dass der Anteil echter kollaborativer Anwendungen stetig zunehmen wird«. Wie sieht nun die Zukunft der kollaborativen Robotik aus? »In drei bis fünf Jahren wird das Thema absolut etabliert sein«, sagt Darius Wilke. »Bis 2023 erwartet die Cobot-Branche ein jährliches Wachstum von 55 Prozent. Wenn der Markt mit der aktuellen Dynamik weiterwächst, wird es langfristig mehr Cobots als klassische Industrieroboter geben.«