Und noch etwas ist bemerkenswert: Das neue System ist modular aufgebaut. Es lässt sich an den Bedarf des Rechenzentrums anpassen. Je größer die Auslastung, umso mehr Module kann Green in Betrieb nehmen: »Die Stromverteilung und die USV-Anlage wachsen mit dem Rechenzentrum, es sind keine großen Vorinvestitionen erforderlich«, so Boller. Ein USV-Schrank besteht neu aus zehn Einheiten zu je 100 kW. Es kann also in 100-kW-Schritten aufgerüstet werden. Insgesamt werden im Rechzentrumsmodul B zehn solcher Schränke verbaut, um die Gesamtleistung von 10 MW zu erreichen.In Modul A konnte dagegen die Leistung nur pro Schrank, also in Schritten von 500 kW angepasst werden. »Die neuen 100-kW-Module arbeiten vollkommen unabhängig, was zusätzlich Flexibilität gibt«, erklärt Böttger. Fällt etwa ein Modul aus, so lässt es sich innerhalb von wenigen Minuten austauschen.
Und dass alles funktioniert, hat die MSN-Up im Referenzprojekt in Lupfig schon bewiesen: Viermal pro Jahr probt Green.ch in Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber den kompletten Ausfall des Netzes. Außerdem arbeiten weitere MNS-Up-Pilotanlagen in der Universitätsklinik Basel und im Rechenzentrum eines weltweit führenden Luxusunternehmens.
Bewährte Bausteine bilden die Basis
Interessant ist dabei auch, dass keine grundlegende neue Technik für die MSN-Up erforderlich war. »Die neue MNS-Up besteht aus ausgereifter und bewährter Technik. Neu ist, dass wir die Techniken jetzt intelligent zusammengeführt haben. Damit können wir nicht nur sehr viel Platz sparen, sondern der Installations-, Betriebs- und Wartungsaufwand sinkt ebenfalls deutlich, was sich in reduzierte Gesamtbetriebskosten übersetzt«, sagt Lutz Böttger.
»Wir sind stolz, dass wir dieses System hier in unserem Kompetenzzentrum in Lenzburg entwickelt haben – 125 Jahre nach Gründung des Unternehmens in Baden durch Boveri und Brown – und dass wir sie nun in die Welt liefern können«, freut sich Lutz Boettger. Zwar ist er überzeugt, dass sich ABB mit der MSN-Up einen schönen Vorsprung im Wettbewerb herausgearbeitet habe, doch an weiteren Möglichkeiten zu Verbesserungen mangelt es seiner Ansicht nach nicht. Die Leistungsschalter beispielsweise seien heute noch „dumm“. »Wir werden sie kompakter und intelligenter machen. Sie werden zu Energiemanagern, die selber mitdenken«, so Böttger.
Die Schweiz
Land der Rechenzentren
Die Schweiz ist das Land der Rechenzentren: rund 1 Milliarde SFr dürften allein in den letzten sechs Jahren in den Aufbau von Rechenzentren geflossen sein. Das liegt laut Frank Boller, CEO von green.ch, an der fortschrittlichen Datenschutzgesetzgebung der Schweiz sowie an dem politisch stabilen und rechtssicheren Umfeld. Schließlich sind die Daten für die meisten Dienstleistungsunternehmen der primäre Wertfaktor, hier wollen die Hersteller in der Sicherheit, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit keine Kompromisse eingehen.
Das war der Grund, warum die Green Datacenter AG im Jahre 2011 in Lupfig das erste Modul ihres Rechenzentrums in Betrieb genommen hat. Schon bald wurde der Platz (3300 m², auf denen 1.100 Racks untergebracht sind) zu eng. 2014 startete das Unternehmen das Modul B mit einer Datacenter Nutzfläche von 3.900 m², sprich 1.300 Racks. Dieses Modul B zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Der „Power Utilization Efficiency“ (PUE) liegt bei unter 1,2, was ein ausgesprochen guter Wert ist. Zum Vergleich: Das Modul A erreicht einen PUE von 1,4, was auch schon deutlich unter den Durchschnittswerten von Rechenzentren ist, die heute im Bereich zwischen 1,6 und 1,8 liegen. Den guten PUE-Wert erreicht das Modul B auch wegen der neuen Kombination aus USV und Stromverteilung, für die ABB zuständig war.