Ein weiteres Beispiel nach Berichten der Diskussionsteilnehmer ist die Firma Kaeser, die Kompressoren nicht mehr an Kunden verkauft, sondern beistellt bzw. installiert und beim Kunden betreibt. Somit bekommt der Kunde, was er will: nämlich nur die Luft und nicht die Kompressoren. Die Kompressoren bleiben im Eigentum von Kaeser. Kaeser übernimmt die Wartung und den Betrieb der Kompressoren. Diesem Geschäftsmodell liegt eine sichere Datenleitung zugrunde, über die das SAP-System eine automatisierte Rechnung an den Kunden schickt. Dergleichen Beispiele gibt es schon in verschiedenen Branchen, so auch bei Baumaschinen. »Das Werkzeug wir dadurch optimal ausgelastet, und der Bauunternehmer bezahlt exakt nur die Zeiten, in denen er die Maschine am Laufen hat«, weiß Andreas Mangler, Director Strategic Marketing von Rutronik.
Auch Kuka Roboter denkt über ein Geschäftsmodell in der gleichen Richtung nach: »Wir beschäftigen uns derzeit mit der Frage, inwieweit wir im gesamten Kuka-Konzern Produkte auf diese Weise verkaufen können«, so Munz. Denkbar wäre seinen Worten zufolge ein Modell „Robotik as a Service“.
Das würde bedeuten, dass Kuka dem Kunden seine Roboter beistellt, programmiert und in Betrieb bringt. »Über eine gesicherte Datenleitung bekämen wir dann berichtet, wie sich der Roboter bewegt und wie viele Kilogramm er transportiert hat. Der Kunde will im Grunde ja keinen Roboter, sondern er will die Bewegung«, erläutert Munz die Überlegungen. Abgerechnet würde diese „Bewegung“ dann beispielsweise monatlich mit dem Kunden.
Auch die Maschinenbau-Gruppe Dürr, zu der die in der Runde durch Dieter Meuser vertretene itac Software gehört, beschäftigt sich im Projekt „Digital@Dürr“ mit Überlegungen, wie die Digitalisierung für neue Geschäftsmodelle genutzt werden kann. In welche Richtung die Überlegungen bei Dürr genau gehen, ließ Meuser aber offen.
„Everything“ as a Service –
wer hat den Mehrwert?
Modelle, die eine bestimmte Leistung pro Verbrauch berechnen, werden als „Everything as a Service“ bezeichnet und sind an sich nicht neu, sondern werden zum Beispiel in der IT-Industrie schon seit vielen Jahren angewendet, etwa bei Software as a Service (SaaS). Auch IBM biete solche verbrauchsorientierten Modelle an, erklärt Bucksch.
Aber für welche Unternehmen kann „as a Service“ überhaupt sinnvoll sein? Profitieren nur die Anbieter oder nur die Kunden? Können auch KMUs bei „as a Service“-Modellen mitspielen? Heinrich Munz ist der Überzeugung: »Das könnte sich auch für kleine Firmen auszahlen«, und untermauert das auch gleich mit einem praktischen Beispiel: »Ich will morgens regelmäßig eine Tasse Kaffee. Dabei bin ich aber nicht an der Kaffeemaschine interessiert, sondern nur an der Leistung „eine Tasse Kaffee“. Das heißt, eine Firma könnte mir den Kaffee auch verbrauchsorientiert anbieten und die Maschinen nur beistellen. Auch im Alltag wären also solche verbrauchsorientierten Modelle möglich und könnten sehr gut auch von kleinen Firmen betrieben werden. Die könnten sich hier einen USP schaffen und die Trägheit großer Firmen ausnutzen.«
In diesem Beispiel müsste der Betreiber die Kaffeemaschine warten und bestücken, allerdings müsste die Maschine mit einer Datenschnittstelle ausgerüstet sein, um sowohl Verbrauch als auch Betriebszustand auslesen zu können. Smarte Hausgeräte gibt es bekanntlich bereits von einigen Anbietern. Bislang allerdings wohl noch nicht als „as a Service“-Modell. Wirklich neu ist diese Variante nicht, gibt Manfred Zollner zu bedenken, Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender von Zollner Elektronik, der der Diskussionsrunde als Ehrengast beiwohnt: »Im Grunde ist das ja nichts anderes als Leasing«, so Zollner. Neben dem KFZ-Leasing ist auch das Leasen von Maschinen inzwischen durchaus üblich, auch hier wird nach Verbrauch abgerechnet. Was die gängigen Leasingmodelle allerdings von „as a Service“-Modellen unterscheidet, ist die Datenanbindung – und Auswertung. Aber auch wenn das „Kaffee-Beispiel“ nach Ansicht von Prof. Jörg Wollert, der zu Mechatronik und Eingebetteten Systemen an der Fachhochschule Aachen lehrt, nur funktioniert, »wenn man den Kaffee in der Qualität ignoriert«, zeigt das Beispiel zumindest anschaulich, was alles möglich wäre.