Einfach neue Geschäftsmodelle aufbauen

Offene Blockchain-Plattform für die europäische Industrie

4. April 2018, 10:05 Uhr | Heinz Arnold
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wie sich die europäische Blockchain-Plattform aufbaut

Wie viele Firmen wollen sich bereits als Master-Node beteiligen und wie viele haben schon zugesagt?

Wir stehen im Moment in Verhandlungen mit den Firmen, einige haben bereits ein sehr starkes Interesse bekundet und wir werden voraussichtlich auf der Hannover Messe schon die ersten nennen können.

Was ist der Anreiz für die Firmen, die Rolle der Master Nodes zu übernehmen?

Als Masternode-Betreiber können Unternehmen ein neues Geschäftsmodell ohne nennenswerten Aufwand aufbauen. Sie verdienen dann beispielsweise pro Transaktion, die im Netzwerk abgewickelt wird. Darüber hinaus können diese Unternehmen natürlich auch eigene Geschäftsmodelle auf dem evan. Network entwickeln.

Wem gehört das evan.network?

Die Masternodes betreiben das evan.network und sie sind gemeinsam auch die Besitzer des Netzwerkes.
Wir bekommen als die Initiatoren des Ganzen einen nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilten Betrag aus den Einnahmen. Das ist unser Geschäftsmodell. Details müssen noch geklärt werden, teilweise betreten wir hier rechtlich Neuland.

Statt einer vollkommen verteilten Buchhaltung ohne Mittler und Millionen von Minern wie in der Bitcoin-Blockchain gibt es also die großen europäischen Firmen, die hinter der Plattform stehen. Genügt das, um Vertrauen zu schaffen?

Wir gehen davon aus, dass das auf jeden Fall genügen sollte. Bei den Unternehmen, die als Masernode-Betreiber in Frage kommen, handelt es sich um sehr große europäische Firmen, die an ihre eigene IT-Infrastruktur die höchsten Sicherheitsstandards anlegen. Außerdem haben sie ein starkes Interesse daran, dass alles korrekt abläuft, jeder wird sich dafür einsetzen. Irgendwelche Absprachen zu treffen, ist kaum möglich. Im Gegenteil: Die Master-Node-Betreiber werden die Entwicklung demokratischer Prozesse vorantreiben.  

Damit kann also das komplexe »Proof-of-Work«-Verfahren zur Validierung der Blöcke wegfallen, das für die hohen Energiebedarf sowie die langen und teuren Transaktionsprozesse in der herkömmlichen Bitcoin verantwortlich ist. Ist Ethereum dafür schon gerüstet?

Wir verwenden zwar Ethereum als Ausgangspunkt für unsere Plattform, haben aber auf dieser Basis unsere eigene Technik entwickelt. Unsere Plattform verwendet nicht das aufwändige »Proof-of-Work«-Verfahren wie Bitcoin und auch nicht das weniger aufwändige »Proof-of-Stake«-Verfahren, das Ethereum einzuführen gedenkt, sondern das »Proof-of-Authority«-Verfahren. Das ist genau auf die Anforderungen unserer Art von Blockchain zugeschnitten, wo es vor allem um den Austausch von Smart Contracts geht.

Warum entwickeln die großen europäischen Firmen, die die Master-Nodes betreiben wollen, die Blockchain-Plattformen nicht selber, sondern setzen auf die Plattform von Contractus?

Wir haben die Plattform über das  vergangene Jahr soweit entwickelt, dass sie für Unternehmen gebrauchsfertig vorliegt. Mit einer Blockchain alleine kann ja niemand etwas anfangen, das ist nur ein nacktes Frame-Work. Unsere Plattform ist dafür ausgelegt, beispielsweise mit Smart Contracts zu arbeiten. Unter Smart Contracts fallen sehr viele Dinge: Hier geht es nicht nur um Verträge im eigentlichen Sinne, es kann sich dabei beispielsweise um den digitalen Zwilling einer Maschine handeln und wir versetzen die Maschinen in die Lage, die Daten nach bestimmten Regeln untereinander auszutauschen. Die Unternehmen können jetzt einfach auf unserer Technologie aufbauen und sparen damit Zeit und Geld, weil sie sofort mit den ersten Business Cases starten können. Zudem müssen die Daten verschlüsselt sein, die über die Blockchain ausgetauscht werden, weil sie ja jeder einsehen kann. Wir haben die Werkzeuge entwickelt, mit deren Hilfe etwa Kryptographie und Schlüsselmanagement integriert werden können. damit diese Sachen von Unternehmen genutzt werden können.  

Können Sie konkrete Beispiele geben?

Wir sind mit DXC Technologies und gemeinsam mit dem Netzwerk Industrie 4.0 auf der HMI. Auf dem Stand mit DXC Technologies zeigen wir am Beispiel von Festo, wie die vernetzte Zusammenarbeit auf Basis des evan.network funktioniert und wie es in der Breite Einsatz findet. Festo beispielsweise verfügt über Niederlassungen in vielen Ländern rund um die Welt. Diese Niederlassungen könnten nun auch weitere Firmen nutzen, um ihrerseits ihre spezifischen Services darüber ablaufen zu lassen. Festo selber aber auch weitere Firmen können davon profitieren, dass die Maschinen – als digitale Zwillinge im Blockchain-System repräsentiert – ihre Service-Prozesse selber steuern können. In der Theorie sprechen die Unternehmen ja gerne davon, innerhalb von wenigen Stunden vor Ort einen Service-Techniker bereits stellen zu können, unabhängig vom Standort der Maschine. In der Praxis erfordert das aber doch einen komplexen Kommunikationsprozess zwischen verschiedenen Niederlassungen. Nach dem Muster der stillen Post kommt es dann eben doch zu Verzögerungen. Weil die Maschinen auf Basis unseres Blockchain-Systems Smart Contracts austauschen, geschieht alles automatisch und ohne dass Menschen eingreifen müssen. Unser Projekt, das wir zusammen mit Festo durchgeführt haben, hat nun gezeigt, dass die Effizienz dieses Prozesses deutlich steigt. Alle Beteiligten waren sehr positiv überrascht, weshalb wir zusammen mit Festo auf der HMI demonstrieren, wie das Ganze funktioniert. Die Praxistauglichkeit unseres Systems haben wir zudem mit Firmen wie Sansvik und Audi demonstriert.

Was zeigt Contractus auf dem Stand der Plattform Industrie 4.0?

In einem Konsortium mit Firmen wie Sick, ABB und Phoenix Contact zeigen wir im Rahmen eines Pilotprojekts, wie eine Supply Chain im Manufacturing-Bereich konkret profitieren kann. Von der Koordination verschiedener Lieferanten bis zum Tracking der Produktion und dem Quality Management. Außerdem sind wir auch auf dem Stand von DXC-Technologies vertreten, wo wir ebenfalls ein Pilotprojekt vorstellen.

Welche Märkte betrachten Sie als vielversprechend?

Davon gibt es eine Menge: Der Energie-Markt ist sehr spannend, der Service-Markt bietet sehr vielfältige Möglichkeiten. Im Bereich Recycling plant bereits ein großes deutsches Unternehmen den Aufbau eines Netzwerkes. Auch im Bereich der Orchestrierung einer Supply Chain sehen wir einen spannenden Anwendungsfall. Grundsätzlich ist das evan.network für jede Branche interessant, in der die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen einen hohen Stellenwert hat.
Wir sind überzeugt, mit dem  evan.network etwas entwickelt zu haben, das der Markt jetzt dringend braucht, um sich schnell weiter zu entwickeln: Eine europäische Blockchain-Plattform, auf deren Basis die Unternehmen unterschiedlicher Branchen ab sofort ihre spezifischen Blockchain-Geschäftsmodelle etablieren können.


  1. Offene Blockchain-Plattform für die europäische Industrie
  2. Wie sich die europäische Blockchain-Plattform aufbaut

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet

Weitere Artikel zu Blockchain