„Natürlich gibt es auch in einer modernen Fabrik Maschinenfehler und -störungen. Auf Cebit und Hannover Messe Industrie haben wir Beispiel von John Deere gezeigt, wie Watson in der Fertigung eingesetzt werden kann, um die Behebung von Fehlern an der Produktionslinie zu unterstützen.“ Das Ganze funktioniert folgendermaßen: Ein Werker in der Produktion kann per Knopfdruck einen Fehler melden. Dieser Fehler wird nun einem freien Wartungsmitarbeiter in einer Smartphone-Anwendung zugeordnet. Indem der Wartungsmitarbeiter ein Foto von der fehlerhaften Maschine aufnimmt, erkennt Watson, um welche Maschine es sich handelt. Anschließend wird der Fehler im Dialog mit Watson diskutiert und Watson benennt Maßnahmen zur Behebung des Fehlers. Dieser Wandel vom klassischen Human Machine Interface zu einer Konversation in natürlicher Sprache über eine Smartphone App ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer kognitiven Fabrik.
„Wir wollen die Smart Factory einfacher machen mit kognitiven Technologien“, fasst Kiradjiev zusammen. Er hat gemeinsam mit einem Team den ersten Prototyp des Watson Maintenance Advisors innerhalb von nur vier Tagen entwickelt. Auf der Cloud-Plattform Bluemix wurde die Anwendung aus verschiedenen Watson-Funktionen zusammengestellt, konfiguriert und verwaltet. Für die Anwendung wurden folgende Watson-Funktionen verwendet: Document Conversion, Retrieve and Rank, Dialog, Text to Speech, Speech to Text, Push Notification und Visual Recognition. Das anschließende manuelle Training für den Prototyp war auf die Wartung von zwei verschiedenen Maschinen mit jeweils fünf verschiedenen Fehlern ausgerichtet. „Nach der erfolgreichen Präsentation dieser ersten Version auf der Hannover Messe war der nächste Meilenstein, aus dem Prototypen eine wiederverwendbare Lösung zu bauen, ohne dass für Nutzer manueller Entwicklungsaufwand für Installation und Konfiguration der Anwendung und insbesondere für das Trainieren auf neue Maschinen anfällt“, so der Experte.
Installation auf Knopfdruck
Seit kurzem ist es nun möglich die Anwendung auf IBM Bluemix automatisch per Knopfdruck zu installieren. Dabei wird die App-Logik übernommen und alle benötigen Watson-Funktionen werden an die Anwendung angebunden. Anschließend kann über eine grafische Benutzeroberfläche das Training für den individuellen Einsatz an den Maschinen der Kunden erfolgen. Es sind keine Programmier-Kenntnisse oder Kenntnisse der einzelnen Watson-Funktionalitäten notwendig, da diese automatisch eingespielt werden. Die für den individuellen Einsatz benötigten Dateien, wie beispielsweise Benutzerhandbücher der Maschinen und Fotos oder Grafiken für die Bilderkennung, können einfach hochgeladen werden. „Das erleichtert den Anfang enorm.
Selbstverständlich ist es auch möglich, die Funktionalität der Anwendung für die eigenen Zwecke auf Basis des zur Verfügung gestellten Beispiels weiterauszubauen. Der Quellcode ist auch mitgeliefert“, erläutert Kiradjiev. Der Service vergleicht mit einem trainierten Set Bilder und kann kleine Details sogar besser unterscheiden als das menschliche Auge. Dabei gehe es nach den Worten von Kiradjiev aber keineswegs darum, Menschen in der Fabrik zu ersetzen, sondern Fähigkeiten innerhalb der Firma zu erhalten und weiter auszubauen. Schließlich lernt Watson ja auch kontinuierlich dazu. Neben einem Bildvergleich ist auch das Vorsprechen der Fehlerbeschreibung aus dem Fehlerspeicher der Maschine auf Basis Watson Text2Speach möglich. Künftig soll sogar eine Unterhaltung zwischen Service Techniker und Watson („How to fix“, „When is the appropiate time“, „further instructions“) möglich sein. Bislang arbeitet Watson mit englischen Anweisungen, deutsch und weitere Sprachen sollen aber demnächst ebenso verfügbar sein.