Durch Plug&Play-Komponenten erschließen sich Cobots immer mehr Anwendungen, was Industrieunternehmen angesichts des Fachkräftemangels Entlastung bringen wird. Omron hat sich auf diesen Trend durch seine strategische Partnerschaft mit Techman Robot vorbereitet.
Klaus Kluger, General Manager Central East Europe bei Omron, erläutert die Hintergründe.
Markt&Technik: Welche technischen Trends und Markttrends sehen Sie in der Leichtbaurobotik?
Klaus Kluger: Ein Ziel der Leichtbaurobotik ist es, Automatisierung und Robotik in Prozesse zu bringen, in denen heutzutage noch viel manuell gearbeitet wird. Cobots können einfache und sich ständig wiederholende Tätigkeiten mit hoher Zuverlässigkeit und gleichbleibender Qualität ausführen. Damit ändert sich aber in vielen Fällen die Tätigkeit der Bediener als Spezialisten in der Produktion. Diese Mitarbeiter werden zunehmend Roboter-Bediener und müssen dafür ausgebildet werden.
Zu den neuen Tätigkeiten gehören die Erstellung und Anpassung von Roboterapplikationen. Weil es sich bei den Bedienern allerdings nicht um Programmierspezialisten handelt, muss eine Applikation einfach umsetzbar sein. Das bezieht sich hauptsächlich auf die Programmierung, wo viele Cobothersteller auf »Ease of use« setzen, etwa mit der Möglichkeit, Programmabläufe grafisch zu erstellen. Das Gleiche gilt für Einstellparameter, die mithilfe intuitiver grafischer Oberflächen viel verständlicher in ihrer Bedeutung werden, wodurch die Anwender sich vertrauter fühlen.
Außerdem kommt immer mehr Zubehör auf den Markt, das ein immer weiteres Feld an realisierbaren Applikationen ermöglicht. Beispiele sind Schweißanwendungen sowie der Griff aus der Kiste mit Produkt- und Lageerkennung über 3D-Bildverarbeitungssysteme. Die Einrichtung der Bildverarbeitung wie auch das Erstellen der Schweißablaufs sind einfach zu bedienen, und die Anwendung lässt sich schnell in Betrieb nehmen.
Welche Bedeutung haben App-Stores und Partner-Ecosystems in der Leichtbaurobotik – jetzt und in absehbarer Zukunft?
Roboter sind unvollständige Maschinen nach der EU-Maschinenrichtlinie. Mit dem richtigen Werkzeug am Toolflansch montiert, mit dem richtigen Zubehör wird der Roboter zu einer vollständigen Maschine, die in der Produktion eingesetzt wird, um die vorgesehene Aufgabe zu erfüllen.
Mit dem Einzug der Leichtbaurobotik in die Produktion hat sich ein großer Markt für sogenannte Plug&Play-Komponenten für die Roboter entwickelt. Ein wichtiges Merkmal dieser Plug&Play-Komponenten ist, dass sie sich genauso einfach in Betrieb setzen lassen wie etwa ein Drucker zu Hause. Alle nötigen mechanischen und elektrischen Komponenten inklusive der Treibersoftware sind im Paket für das jeweilige Cobotmodell enthalten. Die Hersteller der Plug&Play-Komponenten entwickeln diese Pakete zusammen mit den Cobotherstellern und bieten somit eine einfache Möglichkeit, die Cobots in Betrieb zu setzen. Dadurch lässt sich die Inbetriebnahmezeit verkürzen.
Wenn wir die Leichtbauroboter als wiederverwendbare Maschinen sehen, die sich unter dem Gesichtspunkt »Ease of Use« schnell in andere Applikationen integrieren lassen, helfen die Plug&Play-Komponenten, die Anwendungen umzusetzen. Hier kommt der Return on Invest ins Spiel, der bei Cobotanwendungen nicht auf eine Aufgabe oder Applikation des Cobots beschränkt sein muss.
Welche Bedeutung haben die beiden Anwendungsweisen »Mensch-Roboter-Kollaboration« und »flexible Roboternutzung in unterschiedlichen Anwendungen ohne Schutzzäune und Einhausungen« bisher beim Einsatz von Cobots erlangt? Wie wird sich die Bedeutung der beiden Anwendungsweisen in Zukunft entwickeln?
Die meisten heutzutage umgesetzten Anwendungen mit Cobots sind nicht wirklich kollaborativ. Der Grund dafür ist nicht nur in der Technik zu suchen – viele Produkte und Prozesse erlauben keine Umsetzung einer voll kollaborierenden Anwendung.
Anwendungen, die eine Zusammenarbeit von Mensch und Roboter vorsehen, werden wir in Zukunft immer häufiger antreffen, gerade wenn wir die Roboter und hier speziell die Cobots als helfende Kollegen in der Produktion sehen, die beispielsweise Maschinen be- und entladen, während die Bediener sich auf die Einstellung der Prozessparameter und die Gewährleistung der produzierten Qualität konzentrieren. Eine einfache Installation des Kollegen Roboter ist hier hilfreich, auch und gerade wenn es um zusätzliche Sicherheitskomponenten geht.
Außerdem werden die Hersteller von Robotern und Safety-Equipment in Zukunft nach immer neuen Lösungen suchen, um die nötigen Sicherheitsbereiche um die Roboter zu minimieren. Dies kommt dem Wunsch entgegen, die benötigte Fläche für die Automatisierung möglichst klein zu halten.
Für die Leichtbaurobotik unterhält Omron eine strategische Partnerschaft mit Techman Robot und hat sich an dem taiwanesischen Unternehmen mit 10 Prozent der Anteile beteiligt. Welche Strategie verfolgt Omron in Bezug auf Techman Robot?
2018 haben Techman Robot und Omron eine Zusammenarbeit beschlossen. Omron ist der größte und einzig global agierende Vertriebspartner von Techman-Cobots. Damit ist Omron in der Lage, auch international tätige Kunden mit dem Cobot-Business zu erreichen und neben dem Vertrieb diese Kunden auch langfristig bei der Unterhaltung und Wartung der Roboter zu unterstützen. Roboter und speziell Cobots sind wiederverwendbare und vielfältig einsetzbare Investitionen der Kunden.
Dafür müssen aber Mitarbeiter aus- und weitergebildet werden, die Hardware und die Software müssen regelmäßig gewartet und gegebenenfalls auf den neuesten Stand gebracht oder repariert werden. Diese Services bietet Omron den Kunden weltweit zusätzlich zum Vertrieb an.
Außerdem werden die beiden Unternehmen bei der Entwicklung der nächsten Generation von kollaborativen Robotern zusammenarbeiten, die sich leichter in andere Produkte von Omron für die Fabrikautomatisierung integrieren lassen und so innovative Prozesse ermöglichen, in denen Menschen und Maschinen reibungslos zusammenarbeiten.